Melancholische Eich- und Einhörnchen

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Stefan Messner – Mes. – wechselte im Frühjahr 2006 die Fronten – von Visuals zur Musik. Er bastelt seit seiner Jugend immer wieder mit Musik. Der vielseitige Kunststudent ist aber dennoch in Sachen Visuals und auch in Film und Performance aktiv.

Selbst beschreibt er seine Musik auf seiner Web­site als: Soundcollagen zwischen Zischen und Jau­len, Bumpern und Jammern. melancholische Ar­rag­ments durchzogen von Clicks und Cuts. Kurz – die Tracks klingen so, wie seine Videocollagen aussehen: unfertige, rauhe Landschaften aus lang­­samen Synthlines, in denen vereinzelt ein Na­del­baum oder im Idealfall ein Eich- oder Ein­hörn­chen auftaucht.
Ein Gespräch mit Mes. über seine Musik, nicht über Eich- oder Einhörnchen.

Stefan, du kommst von Visuals, vom bewegten Bild, zur Musik. Wie ist das passiert?
Wenn wir ganz vorne anfangen bin ich eigentlich über Grafik zu Backlab, einem KünstlerInnen-Kol­lektiv aus dem Mühlviertel, gekommen. Als ich ein halbes Jahr dabei war hat Mandi (mnd_) begonnen, als einer der ersten im Kollektiv, Visu­als zu machen. Das war damals in unseren Brei­tengraden noch eher was Neues. So bin ich zu den Visuals gekommen. Aber mit Musik hab ich da eigentlich schon lange herumgebastelt. Mit 15 hab ich Schlagzeug in einer GitarrenBand ge­spielt. Und seit dem hab ich das immer ein Biss­chen nebenbei betrieben. Auf einem Sampler zum temp~ festival war dann ein Track von mir drauf, obwohl ich gar nicht als Musiker sondern als Visualist aufgetreten bin. Nach dem Sampler hat mich Patricia (Irradiation) von temp~records ziemlich lange genervt, dass ich doch mal live spie­­len soll. Und genau das ist dann auch vor cir­ca einem Jahr passiert. Ich hab mich mit den Vi­su­als vielleicht immer etwas nackt gefühlt, weil man immer von der fertigen Vorstellung eines Mu­­sikers oder einer Musikerin abhängig ist. Ich wollte einfach mal meine eigenen Vorstellungen um­setzen.

Wer macht zu deiner Musik Visuals?
Karin Steinbinder. Das war ein absoluter Glücks­griff. Sie hat kurz bevor sie mit mir diese Symbi­ose eingegangen ist zu visualisieren begonnen. Ich sehe die Visuals zwar meistens nicht wenn ich auf der Bühne stehe, aber ich habe vor kurzem einen Videomitschnitt von einem Auftritt ge­sehen und ich bin vollkommen begeistert. Sie hat ein super Gespür dafür, was ich mit meiner Mu­sik will und wie sie die Dynamiken umsetzt.

Da sind wir schon beim Thema. Was willst du mit deiner Musik? Was willst du vermitteln?
Eine Mes­sage in dem Sinn gibt es nicht. Das Gan­ze ist sehr persönlich und ja, das bin ich. Wenn das wer hören will, dann ist das super, aber ich habe nicht Drang, der Menschheit irgendwas mitzugeben.

Das heißt bei einem Liveset von dir, hört das Pu­bli­kum wie es dir geht?
Das würde ich so nicht sagen ... oder vielleicht doch? Die Musik ist jedenfalls melancholisch ... Aber, ja, stimmt schon, ich hab auch eine ausgeprägte melancholische Ader.

Du kannst dich vermutlich noch sehr gut an deinen ersten Auftritt als Musiker erinnern, das war ungefähr vor einem Jahr. Wie war das für dich, im Mittelpunkt zu stehen und nicht mehr im Eck zu sitzen und Visuals zu machen? Mit welchem Ge­fühl bist du auf die Bühne gegangen?
Ich war natürlich sehr nervös obwohl ich mich blendend vorbereitet hatte. Es hat, denke ich, gut funktioniert. Es war total schön, weil das Rhiz voll mit FreundInnen und Bekannten war. Und da­nach hatte ich ein paar Tage ein seltsames Hoch­gefühl.

Du bist ja nicht nur Mes., sondern du nennst dich auch M. Eisenmann bei einem anderen Projekt. Kannst du uns die beiden Projekte beschreiben bzw. auch eine Brücke schlagen zwischen den Pro­jekten.
Mes. macht Musik für sich selbst und alleine. M. Eisenmann kooperiert mit Stefan Kushima, Aka Tell und Woei, der die Visuals dazu macht. Das ist ein Live-Projekt, dass bei den Backlab Festspielen uraufgeführt wurde. Wir produzieren gemeinsam unter einer ziemlich strengen formalen Vorgabe. Wir wollen innerhalb einer halben Stunden von einem extrem atmosphärischen-ambient-lastigen Soundteppich ausgehend, kontinuierlich das Tem­po steigern und das ganze bis in den Noise steigern und zerbrechen lassen. Wir haben das auch als Versuch gesehen, wie das Publikum auf so et­was reagieren wird.

Wie ist der Versuch geglückt? Wie hat das Publi­kum reagiert?
Es war spannend. Wir haben damit gerechnet, dass die Leute ab der Mitte zu tanzen beginnen. Und dann gegen Ende, wenn das alles sehr laut und heftig wird, eher wieder aussteigen. Aber ich glaube, wir haben die Linzer Techno-Kultur unterschätzt, weil das Publikum erst gegen Ende richtig eingestiegen ist.

Du machst neben Musik und Visuals auch Film und Performance. Kannst du uns deine laufenden Projekte kurz skizzieren.
Zur Zeit ist die Musik im Vordergrund. Im Herbst habe ich mit 4 StudienkollegInnen einen Kurz­film namens „Shibai“ gedreht, der beim Crossing Europe Filmfestival und beim Vienna Independet Shorts gelaufen ist. Tja, Film ist schwierig. Das wird wohl noch etwas dauern, bis ich mit Pro­duktionen voll und ganz zufrieden bin, aber ich möchte auf jeden Fall in dem Bereich weitermachen. Außerdem war ich an einer Tanzperfor­man­ce, die eigentlich keine Tanzperformance war, in Wien beteiligt. Und seit einem halben Jahr ar­bei­te ich an der Vertonung für einen Animati­ons­film, der gegen Sommer fertig sein soll.

Gibt es einen musikalischen Plan für die nahe Zukunft?
Im Juli wird es wahrscheinlich eine Reise nach Serbien geben. Dort werde ich als M. Eisenmann mit den anderen spielen. Im August gibt es wieder das temp~festival, da wird wahrscheinlich Sel­biges passieren. Und es sollte in den nächsten Monaten einen Release von mir auf Schall­damp­fer.net, dem Salzburger Online-Label, geben.

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06/07
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