sicht:wechsel – Internationales Integratives Kulturfestival

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Vielfalt auf höchstem Niveau zu erreichen, war der Anspruch von Elisabeth Braun, der künst­lerischen Leiterin von sicht:wechsel, Internationales Integratives Kulturfestival, welches von 22.-30. Juni erstmals in Linz – in Kooperation mit Linz 09 – stattfindet und 9 Tage lang Kunst und Ästhetik von Menschen mit Beeinträchtigung in den Vordergrund stellt.

Die Idee für ein integratives Theaterfestival wurde vor knapp zweieinhalb Jahren von der Gallneukirchner Theatergruppe Malaria geboren. Das Land OÖ konnte für die Finanzierung gewonnen werden, Elisabeth Braun, die sich in Deutschland mit einem ähnlichen Konzept im Rahmen von „Kultur am Rande“ bereits einen Namen gemacht hat, wurde als erfahrene Festival­leiterin für die Umsetzung nach Linz geholt. Nach zwei Jahren gemeinsamer Arbeit mit Alfred Rauch als organisatorischem Leiter wurde nun das Ergeb­nis präsentiert: Herausgekommen ist ein erstaunlich vielfältiges Programm mit Theater, Musik- und Tanzproduktionen von österreichischen und international renommierten KünstlerInnen und Gruppen, die zum Festival­fie­bern einladen.

Als musikalisches Highlight gilt das Schlagzeugkonzert der Londonerin Eve­lyn Glennie im Posthof. Glennie, die sich als erste gehörlose Percus­sio­nistin mittlerweile eine weltweite Karriere aufbauen konnte, sieht sich selbst nicht als gehörlose Künstlerin, denn „sie hört lediglich anders und spürt die Vibrationen der Töne und Rhythmen“.

Auch das Theaterensemble Blaumeier aus Bremen, die mit „Suite Elisabeth“ im Landestheater musikalisch, witzig und frech unterhalten, die tanzfabrik-wien, welche bereits seit langem im Bewegungsrepertoire der Gebärden­spra­che experimentiert und im Tanztheater „MEMBRAN_GEFÜHLE IN BE­WEGUNG“ Grundgefühle wie Angst, Ärger, Freude, Liebe und Trauer darstellt und das Theater Hora aus Zürich, die die „Lust am Scheitern“ im Zu­sam­mentreffen von „so genannten geistig behinderten SchauspielerInnen und so genannten professionellen MusikerInnen“ allabendlich neu improvisieren, sind Beispiele dafür, dass das Publikum nicht nur unterschiedlichste Kunstformen erwartet, sondern vor allem durch eine Vielfalt an unkonventionellen Ausdrucksformen und Stilen überrascht wird.

Elisabeth Braun ist die Auseinandersetzung mit verschiedenen Stilen be­sonders wichtig, denn eigenständige, unkonventionelle Zugänge zur Krea­ti­vi­tät machen Kunstproduktion möglich, wo sie unter herkömmlichen Bedin­gungen scheitern würde. Beim Symposium „Kreativität woher – Kunst wo­zu?“ kann und soll darüber diskutiert werden, im so genannten „Schau­fens­ter Österreich“, wo an zwei Nachmittagen das aXe körpertheater aus Graz, das Linzer Empowermenttheater Die schrägen Vögel, das Wiener ensemble ProArte und drei weitere Gruppen je 30 Minuten lang ihren besonderen Arbeitsstil und ihr Selbstverständnis präsentieren werden, kann man sich einen Überblick über die Entwicklung in Österreich verschaffen.

Begleitend zum Festivalprogramm fokussiert eine Filmreihe mit Dokumen­ta­tionen und Spielfilmen das Leben mit Behinderung und in einem Aus­stel­­lungsprogramm werden sowohl bildende Kunst im Landeskulturzentrum Ur­sulinenhof und in ei­nem Modehaus gezeigt, als auch Ergebnisse von the­oretischen Auseinandersetzungen wie die Aus­stellung Zorn_Aggression im Kunstraum Goethe­strasse.

Auch auf öffentlichen Plätzen kommt sicht:wechsel dem Publikum entgegen, „downtown“, auf der Landstraße ist jeden Tag ab 17.00 h Straßen­the­a­ter unterschiedlichster Stile aus Österreich, Frank­reich und Polen zu se­hen und als besondere Er­fah­rung lädt die Linzer Gruppe Essellissimo im „Ho­­­tel Sehnsucht“ StraßenbahnbenützerInnen zu ei­ner „Stadtrundfahrt am Rande der Normalität“ ein.

Wem das alles noch zuwenig ist, der/die ist eingeladen, selbst aktiv zu werden, in diversen Work­shops die eigene Kreativität auszuprobieren und da­bei neue Zugänge zu Musik, Theater, Tanz, und bildnerischem Gestalten zu entwickeln.

Die OrganisatiorInnen des Festivals sind sich ei­nig: Ein bisschen Sicht- und Perspektivenwechsel beim Publikum ist ebenso beabsichtigtes Ziel des Fes­ti­vals, wie das Sichtbarmachen einer Fülle an qualitativ hochwertiger Kunst von Menschen, die üblicherweise nicht so im Rampenlicht stehen.

Unter www.sicht-wechsel.at ist das gesamte Programm zu lesen, dort gibt es auch die Möglichkeit, Onlinereservierungen vorzunehmen. Ein relativ günstiger Festivalpass um 45,- Euro (erm. 20,- Euro) für das gesamte Programm ist beim sicht:wechsel-Festi­val­büro Ursulinenhof, Landstraße 31, 2. Stock erhältlich.

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06/07
FotoautorInnen: 
James Wilson/EG Images

Evelyn Glennie

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