Anifest
Trebon, ein kleiner Ort mit historischem Stadtplatz, einer wie viele, die es gibt nahe der österreichischen Grenze auf der tschechischen Seite – ca. 30 km östlich von Budweis entfernt. Bekannt ist Trebon für sein Bier, für den großen Karpfenteich und dem heilsamen Moor. Seit 6 Jahren ist eine Attraktion dazugekommen: das „Anifest – International Festival of Animated Films“. Ein Pflichttermin für Animationsfreaks!
2 Tage mischte ich mich in das lebendige Festivaltreiben und kann nur meine Begeisterung darüber wiedergeben. Neben durchwegs guten bis ausgezeichneten Beiträgen aus allen Teilen dieser Erde, die einen Bogen, von witzigen, satirischen bis hin zu wunderbaren Comics und, künstlerisch beeindruckenden Kurzgeschichten, spannte, ist die unkomplizierte Organisation erwähnenswert. Es war für Passbesitzerinnen nicht notwendig, extra noch Karten für die Vorführungen zu besorgen, die Jause im Kinosaal war kein Problem und ab 5 Minuten vor den jeweiligen Programmstart konnten alle Menschen – auch ohne Festivalpässe, in die Vorstellung rein, was insbesondere Jugendliche nutzten und zur Folge hatte, dass zum Beispiel Sonntag, 10.00 Uhr morgens der Kinosaal bis zum letzten Platz gefüllt war – so etwas habe ich in Österreich noch nie erlebt!
Es gab einen internationalen Wettbewerb, einen für studentische Arbeiten und eine Vielzahl unterschiedlicher Programmschienen, wie z.B. eine Werkschau von Reaul Servias, ein Animationskünstler aus Belgien, der schon in den 60er Jahren seine ersten Filme zeichnete. Polen, Slowenien, Ungarn und Österreich hatten jeweils ein eigens kuratiertes Programm für ihre Arbeiten. „Lost in Snow“ ein Beitrag aus Litauen überzeugte die Jury und gewann den internationalen Wettbewerb: Eine einfache, schlichte Geschichte von 2 Eisfischern, die die Monotonie es Alltages mit Alkohol und wiederkehrenden Ritualen bewältigen. Der Gewinn betrug 1000,- Euro und wurde von einem Atomstromerzeuger gesponsert, der auch mit einer Werbeeinschaltung vor jeder Vorstellung vertreten war. Ein befremdliches Bild und in Österreich nicht vorstellbar.
Es ist mir ein Anliegen auf das kleine, feine, großteils unbekannte Festival bei unseren Nachbarn aufmerksam zu machen. Nächstes Jahr gibt es wieder ein „Anifest“ – ich bin sicher dabei und würde mich freuen eine oder den anderen Landskollegen/In zu treffen!
Genauere Infos: www.anifest.cz
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