sicht:wechsel – Internationales Integratives Kulturfestival
Die Idee für ein integratives Theaterfestival wurde vor knapp zweieinhalb Jahren von der Gallneukirchner Theatergruppe Malaria geboren. Das Land OÖ konnte für die Finanzierung gewonnen werden, Elisabeth Braun, die sich in Deutschland mit einem ähnlichen Konzept im Rahmen von „Kultur am Rande“ bereits einen Namen gemacht hat, wurde als erfahrene Festivalleiterin für die Umsetzung nach Linz geholt. Nach zwei Jahren gemeinsamer Arbeit mit Alfred Rauch als organisatorischem Leiter wurde nun das Ergebnis präsentiert: Herausgekommen ist ein erstaunlich vielfältiges Programm mit Theater, Musik- und Tanzproduktionen von österreichischen und international renommierten KünstlerInnen und Gruppen, die zum Festivalfiebern einladen.
Als musikalisches Highlight gilt das Schlagzeugkonzert der Londonerin Evelyn Glennie im Posthof. Glennie, die sich als erste gehörlose Percussionistin mittlerweile eine weltweite Karriere aufbauen konnte, sieht sich selbst nicht als gehörlose Künstlerin, denn „sie hört lediglich anders und spürt die Vibrationen der Töne und Rhythmen“.
Auch das Theaterensemble Blaumeier aus Bremen, die mit „Suite Elisabeth“ im Landestheater musikalisch, witzig und frech unterhalten, die tanzfabrik-wien, welche bereits seit langem im Bewegungsrepertoire der Gebärdensprache experimentiert und im Tanztheater „MEMBRAN_GEFÜHLE IN BEWEGUNG“ Grundgefühle wie Angst, Ärger, Freude, Liebe und Trauer darstellt und das Theater Hora aus Zürich, die die „Lust am Scheitern“ im Zusammentreffen von „so genannten geistig behinderten SchauspielerInnen und so genannten professionellen MusikerInnen“ allabendlich neu improvisieren, sind Beispiele dafür, dass das Publikum nicht nur unterschiedlichste Kunstformen erwartet, sondern vor allem durch eine Vielfalt an unkonventionellen Ausdrucksformen und Stilen überrascht wird.
Elisabeth Braun ist die Auseinandersetzung mit verschiedenen Stilen besonders wichtig, denn eigenständige, unkonventionelle Zugänge zur Kreativität machen Kunstproduktion möglich, wo sie unter herkömmlichen Bedingungen scheitern würde. Beim Symposium „Kreativität woher – Kunst wozu?“ kann und soll darüber diskutiert werden, im so genannten „Schaufenster Österreich“, wo an zwei Nachmittagen das aXe körpertheater aus Graz, das Linzer Empowermenttheater Die schrägen Vögel, das Wiener ensemble ProArte und drei weitere Gruppen je 30 Minuten lang ihren besonderen Arbeitsstil und ihr Selbstverständnis präsentieren werden, kann man sich einen Überblick über die Entwicklung in Österreich verschaffen.
Begleitend zum Festivalprogramm fokussiert eine Filmreihe mit Dokumentationen und Spielfilmen das Leben mit Behinderung und in einem Ausstellungsprogramm werden sowohl bildende Kunst im Landeskulturzentrum Ursulinenhof und in einem Modehaus gezeigt, als auch Ergebnisse von theoretischen Auseinandersetzungen wie die Ausstellung Zorn_Aggression im Kunstraum Goethestrasse.
Auch auf öffentlichen Plätzen kommt sicht:wechsel dem Publikum entgegen, „downtown“, auf der Landstraße ist jeden Tag ab 17.00 h Straßentheater unterschiedlichster Stile aus Österreich, Frankreich und Polen zu sehen und als besondere Erfahrung lädt die Linzer Gruppe Essellissimo im „Hotel Sehnsucht“ StraßenbahnbenützerInnen zu einer „Stadtrundfahrt am Rande der Normalität“ ein.
Wem das alles noch zuwenig ist, der/die ist eingeladen, selbst aktiv zu werden, in diversen Workshops die eigene Kreativität auszuprobieren und dabei neue Zugänge zu Musik, Theater, Tanz, und bildnerischem Gestalten zu entwickeln.
Die OrganisatiorInnen des Festivals sind sich einig: Ein bisschen Sicht- und Perspektivenwechsel beim Publikum ist ebenso beabsichtigtes Ziel des Festivals, wie das Sichtbarmachen einer Fülle an qualitativ hochwertiger Kunst von Menschen, die üblicherweise nicht so im Rampenlicht stehen.
Unter www.sicht-wechsel.at ist das gesamte Programm zu lesen, dort gibt es auch die Möglichkeit, Onlinereservierungen vorzunehmen. Ein relativ günstiger Festivalpass um 45,- Euro (erm. 20,- Euro) für das gesamte Programm ist beim sicht:wechsel-Festivalbüro Ursulinenhof, Landstraße 31, 2. Stock erhältlich.
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