Cherry Sunkist’s Universe
Karin, du hast am 8. November dein Debutalbum released und tourst gerade in Österreich, wie läuft’s?
Es ist keine zusammenhängende Tour, es sind einfach ein paar Termine, die sich ergeben haben. Und ich bin sehr zufrieden damit.
Das Album OK Universe ist auf 22.Jahrhundertfuchs veröffentlicht worden. Wie kam es zu dieser Kollaboration?
Das war mehr oder weniger zufällig. Ich habe in Wien bei Feedback Studio B. das Album mischen lassen, dort habe ich Fredl von Bulbul kennengelernt, der zu der Zeit gemeinsam mit Karin Brüll als „Good Enought For You“ eine Platte raus gebracht hat. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und er meinte, dass er ein Label gründen wird. Ich habe gefragt, ob ich bei ihnen veröffentlichen kann. Bei dem Label sind drei Leute beteiligt: Fredl, Karin Brüll und Tom Snivlem. Ich habe mich musikalisch und persönlich total wohlgefühlt mit den Leuten.
Du warst auf zwei Compilations vertreten: zum Einen auf „too much, too fast, too true, too slow“ (Compilation hosted by Doris Prlic) und zum Anderen auf „Girl Monster“, eine Chicks on Speed Compilation. Wie kam es dazu?
Doris Prlic kenne ich persönlich sehr gut und lange. Sie hat schon hin und wieder bei meinen Liveacts die Visuals gemacht. Doris hat mich gefragt ob ich einen Beitrag für die Compilation machen kann.
Zur Girl Monster Compilation ist es wieder zufällig gekommen. Ich habe ein Demo in die Rote Sonne nach München geschickt, weil ich dort spielen wollte. Das war ein Mixtape zusammen mit Washer, Horace und Zimmer. Einer der Betreiber von der Roten Sonne ist wiederum der Labelchef von disko b und Chicks on Speed Records. Er hat das Tape gehört und hat die Nummer „Nameless Dogs“ der Alex von Chicks on Speed zukommen lassen.
Glaubst du, dass man es in Österreich als MusikerIn leichter hat, wenn man schon mal einen internationalen „Erfolg“ hatte?
Das Phänomen kommt häufig vor. Bei Gustav zum Beispiel. Sie hat auch international Erfolg gehabt, bevor sie dann in Österreich wirklich wahrgenommen worden ist. Ich glaube aber nicht, dass man das verallgemeinern und auf jedeN anwenden kann. Ich glaube nicht, dass man das so generell sagen kann.
Performance ist ein wichtiger Punkt bei deinen Liveacts?
Ich würde es nicht Performance nennen, sondern Livekonzert. Also ich glaube, dass ich eher Livekonzerte im klassischen Sinne mache. Ich versuche ein Gesamtbild auf der Bühne zu erzeugen, aus meinen eigenen Videos, Bühnenoutfit und Musik. Der Anspruch ist auch, dass es nicht langweilig wird.
Gehören da auch deine lustigen Instrumente dazu?
Mir gefällt der Klang der Instrumente. Du meinst doch das Casio Keyboard und die Megaphone?
Ja.
Mir gefällt einfach der trashige Klang von den Instrumenten und ich finde auch die Mischung mit den digitalen Sounds spannend.
Zu deinen Texten: Was willst du uns vermitteln? Was ist deine Message?
Das ist immer eine lange Geschichte, bis ich Texte fertig habe. Ich bin da sehr anspruchsvoll. Mir gehts schon um eine politische Message, aber im Sinne von meinen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen. Für mich gilt, dass das Persönliche auch politisch ist und dass man nur aus seiner eigenen Sicht die Welt sehen und beschreiben kann. Alles andere wäre unehrlich. Es geht schon sehr viel um Körperpolitik, Fremdbeeinflussungen zum Beispiel aus der Werbung (z.B. in „i don’t know who you are“). Es geht aber auch um Schattenseiten romantischer Liebe oder um Faulheit oder Selbstkontrolle. Also es sind schon politische Texte, in denen ich von mir selbst ausgehe. Ich nehme mich selbst nicht aus menschlichen Unzulänglichkeiten heraus. Ich versuche sie zu erkennen und zu bekämpfen, indem ich sie thematisiere.
Greifst du das Thema Feminismus auch in deinen Texten auf?
Es geht nicht um Feminismus auf einer theoretischen Ebene sondern mehr um Erkennen und Thematisieren von Problemen, die es gibt.
Wie sind deine Erfahrungen als Musikerin und Produzentin in einer männerdominierten Musikwelt?
Ich muss sagen, dass ich aus einem sehr begünstigten Umfeld komme, wo ich glaube, dass man Sexismen nicht so verstärkt antrifft. Obwohl es die im Kunstbetrieb natürlich genauso gibt und vielleicht versteckter als im Alltag. Oder in anderen Musikgenres, wo Frauen in Texten gedemütigt werden. Oder wo Frauen bei Veranstaltungen maximal die Deko oder die Kassa machen. Ich beobachte das und ich kenne auch Frauen, die damit zu kämpfen haben. Aber ich persönlich treffe das bei mir nur noch sehr selten an.
Du machst auch Videos. In welchem Verhältnis stehen die zu deiner Musik?
Die musikalische und die künstlerische Arbeit läuft meistens getrennt von einander. Aber hin und wieder trifft sich beides – wenn ich zu einem Video Sound brauche, dann mach ich den selbst. Oder wenn ich für meine Liveperformances Videos mache. Ich finde es dann auch lustig, wenn Videos mit meinem Sound bei Filmfestivals oder im Ausstellungsbetrieb laufen bzw. wenn die Videokunst in den Club kommt. Diese Verschränkungen finde ich ziemlich gut.
Wie geht es in naher Zukunft weiter? Gibt es einen Masterplan?
Ich kann natürlich noch gar nicht sagen, wie das Album aufgenommen wird, weil es noch zu kurz draußen ist. Ich möchte gern mehr im Ausland spielen. Ich habe in letzter Zeit viel in Österreich gespielt. Und ich möchte hier nur noch spielen, wenn ich ein neues Liveset habe oder auf ausgesuchten Veranstaltungen. Ich strebe das Ausland an.
Cherry Sunkist live:
28.12.07: JO, Ottensheim + „Good Enough For You“
29.12.07: PMK, Innsbruck + „Horace“ & „Good Enough For You“
& Drupal
spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014