Cherry Sunkist’s Universe

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Cherry Sunkist hat ihr Debutalbum veröffentlicht. „OK Universe“ wurde am 30. Oktober im Studio Pia S. in Linz mit einem Livekonzert präsentiert und am 8. November in Wien released. Mit ihrer herausragenden Stimme verpackt Cherry Sunkist die großen Themen in eine persönliche Sicht auf die Welt, ohne Fingerzeig. Musikalisch und performativ haben die Livekonzerte der One-Girl-Band schon oft beeindruckt. Ein Gespräch mit Karin Fisslthaler a.k.a. Cherry Sunkist.

Karin, du hast am 8. November dein Debutalbum re­leased und tourst gerade in Österreich, wie läuft’s?
Es ist keine zusammenhängende Tour, es sind einfach ein paar Termine, die sich ergeben haben. Und ich bin sehr zufrieden damit.
 
Das Album OK Universe ist auf 22.Jahrhundert­fuchs veröffentlicht worden. Wie kam es zu dieser Kollaboration?
Das war mehr oder weniger zufällig. Ich habe in Wien bei Feed­back Studio B. das Album mischen lassen, dort habe ich Fredl von Bulbul kennengelernt, der zu der Zeit gemeinsam mit Karin Brüll als „Good Enought For You“ eine Platte raus ge­bracht hat. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und er meinte, dass er ein Label gründen wird. Ich habe ge­fragt, ob ich bei ihnen veröffent­lichen kann. Bei dem Label sind drei Leute beteiligt: Fredl, Karin Brüll und Tom Snivlem. Ich habe mich musikalisch und persönlich total wohlgefühlt mit den Leuten.

Du warst auf zwei Compilations vertreten: zum Einen auf „too much, too fast, too true, too slow“ (Com­pilation hosted by Doris Prlic) und zum An­de­ren auf „Girl Monster“, eine Chicks on Speed Com­pilation. Wie kam es dazu?
Doris Prlic kenne ich persönlich sehr gut und lan­ge. Sie hat schon hin und wieder bei meinen Live­acts die Visuals ge­macht. Doris hat mich gefragt ob ich einen Beitrag für die Com­pilation machen kann.
Zur Girl Monster Compilation ist es wieder zufällig gekommen. Ich habe ein Demo in die Rote Son­ne nach München geschickt, weil ich dort spielen wollte. Das war ein Mixtape zusammen mit Was­her, Horace und Zimmer. Einer der Be­trei­ber von der Roten Sonne ist wiederum der Labelchef von dis­ko b und Chicks on Speed Records. Er hat das Tape gehört und hat die Nummer „Nameless Dogs“ der Alex von Chicks on Speed zukommen lassen.

Glaubst du, dass man es in Österreich als Musi­ker­In leichter hat, wenn man schon mal einen in­ter­nationalen „Erfolg“ hatte?
Das Phänomen kommt häufig vor. Bei Gustav zum Beispiel. Sie hat auch international Erfolg ge­habt, bevor sie dann in Österreich wirklich wahrgenommen worden ist. Ich glaube aber nicht, dass man das verallgemeinern und auf jedeN an­wenden kann. Ich glaube nicht, dass man das so generell sa­gen kann.
 
Performance ist ein wichtiger Punkt bei deinen Live­acts?
Ich würde es nicht Performance nennen, sondern Live­kon­zert. Also ich glaube, dass ich eher Live­konzerte im klassischen Sinne mache. Ich versuche ein Gesamtbild auf der Büh­ne zu erzeugen, aus meinen eigenen Videos, Bühnenoutfit und Mu­sik. Der Anspruch ist auch, dass es nicht langweilig wird.

Gehören da auch deine lustigen Instrumente dazu?
Mir gefällt der Klang der Instrumente. Du meinst doch das Ca­sio Keyboard und die Megaphone?

Ja.
Mir gefällt einfach der trashige Klang von den Ins­trumenten und ich finde auch die Mischung mit den digitalen Sounds spannend.
 
Zu deinen Texten: Was willst du uns vermitteln? Was ist deine Message?
Das ist immer eine lange Geschichte, bis ich Texte fertig ha­be. Ich bin da sehr anspruchsvoll. Mir gehts schon um eine politische Message, aber im Sinne von meinen persönlichen Er­fahrungen und Beobachtungen. Für mich gilt, dass das Per­sön­­li­che auch politisch ist und dass man nur aus seiner eigenen Sicht die Welt sehen und beschreiben kann. Alles andere wäre unehrlich. Es geht schon sehr viel um Körperpolitik, Fremdbe­ein­flus­sungen zum Beispiel aus der Werbung (z.B. in „i don’t know who you are“). Es geht aber auch um Schat­ten­sei­ten romantischer Liebe oder um Faul­heit oder Selbst­kon­trol­le. Also es sind schon politische Tex­te, in denen ich von mir selbst ausgehe. Ich neh­me mich selbst nicht aus mensch­li­chen Unzu­läng­lichkeiten heraus. Ich versuche sie zu erkennen und zu bekämpfen, indem ich sie thematisiere.

Greifst du das Thema Feminismus auch in deinen Texten auf?
Es geht nicht um Feminismus auf einer theoretischen Ebene sondern mehr um Erkennen und The­matisieren von Proble­men, die es gibt.

Wie sind deine Erfahrungen als Musikerin und Pro­duzentin in einer männerdominierten Musik­welt?
Ich muss sagen, dass ich aus einem sehr begünstigten Um­feld komme, wo ich glaube, dass man Sexismen nicht so verstärkt antrifft. Obwohl es die im Kunstbetrieb natürlich ge­nau­so gibt und vielleicht versteckter als im Alltag. Oder in an­deren Musikgenres, wo Frauen in Texten gedemütigt werden. Oder wo Frauen bei Veranstaltungen maximal die Deko oder die Kassa machen. Ich be­o­bachte das und ich kenne auch Frauen, die da­mit zu kämpfen haben. Aber ich persönlich treffe das bei mir nur noch sehr selten an.

Du machst auch Videos. In welchem Verhältnis ste­hen die zu deiner Musik?
Die musikalische und die künstlerische Arbeit läuft meistens getrennt von einander. Aber hin und wieder trifft sich beides – wenn ich zu einem Video Sound brauche, dann mach ich den selbst. Oder wenn ich für meine Liveperformances Vide­os mache. Ich finde es dann auch lustig, wenn Vi­deos mit meinem Sound bei Filmfestivals oder im Ausstellungsbetrieb laufen bzw. wenn die Video­kunst in den Club kommt. Diese Ver­schrän­kun­gen finde ich ziemlich gut.

Wie geht es in naher Zukunft weiter? Gibt es einen Mas­terplan?
Ich kann natürlich noch gar nicht sagen, wie das Album aufgenommen wird, weil es noch zu kurz draußen ist. Ich möchte gern mehr im Ausland spie­­len. Ich habe in letzter Zeit viel in Österreich ge­spielt. Und ich möchte hier nur noch spielen, wenn ich ein neues Liveset habe oder auf aus­ge­suchten Ver­anstaltungen. Ich strebe das Aus­land an.

Cherry Sunkist live:
28.12.07: JO, Ottensheim + „Good Enough For You“
29.12.07: PMK, Innsbruck + „Horace“ & „Good Enough For You“

www.cherry-sunkist.net

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12/07
FotoautorInnen: 
Mario Lang

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