Editorial

Irgendwann wird die Party vorüber sein, monströs abgefeiert, brutal verlassen. Die Linzer Künstlerin Terri Frühling hat uns ihre Linzvision „Linz an der Donau anno 2010“ schon jetzt zur Verfügung gestellt, und man kann vor al­lem eine Frage daraus ableiten: Wird Linz 2010 schön sein?

Aber, andere Frage: War Linz eigentlich immer schon so schön? Dieses Heft beginnt mit einem Beitrag über die Buchpräsentation „Es muss was geben“ in der KAPU. Klemens Pilsl zeichnet mit dem Buchautor Andreas Kump einige Linien durch die Anfänge der Linzer alternativen Musikszene und die Zeit seit den 70er Jahren, in der es außer konservativem Mief und kultureller Tristesse in Linz nicht viel gegeben zu haben scheint. Und, ganz und gar nicht uninteressant: Kump legt damit Roots einer „Freien Szene“ offen, die in ihrer provokativen Freiheit zu einem offenen geistigen Klima einer Stadt wahrscheinlich mehr beigetragen hat, als alle damalig existenten Kul­tur­einrichtungen zusammen.

Wieder, andere Frage: Wird Linz subversiv sein? Mit dieser Frage geht die spotsZ-Redaktion auf eine andere Buchpräsentation ein. Anlässlich der Pro­grammbuchpräsentation seitens der Linz 2009 Kulturhauptstadt Euro­pas OrganisationsGmbH ist uns als ein 2009-Projekt die „Subversivmesse“ von Social Impact besonders aufgefallen. spotsZ stellt sich die Frage, welche Rollen subversiven Strategien in einer Zeit zufallen können, in der das Anstreben von Handlungsfähigkeit und das Wissen um die Notwendigkeit von Machtuntergrabung eine beinahe entropische Verflechtung erreicht hat. Und überhaupt, wie positioniert sich ein freier Kulturverein innerhalb eines Festivals, das – nicht nur in seinem Programmbuch – selbst eine Ge­schichte über Macht erzählt? Dazu zwei Beiträge von Tanja Brandmayr und Philip Hautmann.

Die Frage, der spotsZ üblicherweise nachgeht: Was war und ist in Linz los? Unsere Autoren und Autorinnen fragen in ihren Beiträgen unter anderem nach Eisheiligen, Rosenblättern und Styropor … Besonders erwähnt sei hier eine Besprechung zur Ausstellung von Astrid Esslinger im Hofkabinett von Christian Pichler, ein Interview mit Hubsi Kramar von Patrik Huber und der Sam Auinger Schwerpunkt von Matilda Felix und Norbert Trawöger.

Insgesamt, Fragen über Fragen, jetzt die wichtigste: Ist Linz schön?

Gegenfrage: Sind Pseudoumfragen an alle gar nur Propagandamittel? „Alle“ sind nämlich keine Interessensgruppe, nur Stimmungsbild. Und wer hat da­ran Interesse? Um Philip Hautmann damit abschließend zu zitieren, der seinerseits in seinem Artikel Umberto Eco zitiert hat: „Nur die Mächtigen wissen, wer ihre wahren Feinde sind“.

In diesem Sinn feindlos – die spotsZ* Redaktion
spotsZ@servus.at

* spotsZ gibt’s seit Oktober 2006 als monatlich erscheinendes Printmedium für „Kunst, Kultur, Szene und Linz“. Alle bisherigen Ausgaben sind nachzulesen unter www.servus.at/spotsZ

2
Zurück zur Ausgabe: 
12/07

& Drupal

spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014