Kunst im Kontext urbaner Praxis
Heutzutage stellen Kunst und Kultur nachweislich einen immer größeren wirtschaftlichen, wie identitätsstiftenden weichen Faktor im Positionswettlauf der Städte und Regionen dar. Vorhandene „Kreativpotentiale“ sind demzufolge mehr denn je als Kapital und Wert zu begreifen, welche die gesellschaftliche Basis urbanisierter Lebenswelten und Qualitäten auf vielen Ebenen mitbestimmen. Die Frage und Rolle von Kunst/Kultur, deren Wechselwirkungen im Interessens- und Beziehungsgeflecht von Politik und Gesellschaft ist in diesem Zusammenhang daher von zentraler Bedeutung. Dies bedingt und formuliert einen Auftrag an die KreativakteurInnen, sowie an die „zivile Gesellschaft“ im öffentlichen Interesse Strategien und Möglichkeitsräume zu schaffen, um sich produktiv an Stadtgestaltungsprozessen zu beteiligen.
Grundlegende Voraussetzungen für derartig angedachte, erweiterte Stadtraummodelle zwischen Kunst und urbaner Gestaltung sind hier zum Einen transdisziplinäre Dialogbereitschaft und zum Anderen ein offenes Selbstverständnis seitens der politischen EntscheidungsträgerInnen, um gemeinsam den Herausforderungen des „kulturellen“ Wandels, der komplexen Stadtplanung, ihrer Entwicklung als Ganzes einige entscheidende Schritte näher zu kommen. In diesem Sinne gilt es, notwendige Strukturen und Rahmenbedingungen zu offerieren und festzulegen, um die gelebte Partizipation sowie unterschiedlichste Formen der Teilhabe zielorientiert zu ermöglichen. Der Freien Kunst- und Kulturarbeit kommt in diesem Zusammenhang oft die wichtige „bottom-up Funktion“ des impulsgebenden Mittlers zu, unter dessen Gesichtspunkt Kommunikationsprojekte und Interaktionsprozesse initiiert, moderiert und realisiert werden.
Damit diese zunehmend an Bedeutung gewinnenden Formen von Bürgerengagement und Selbstorganisation jedoch tatsächlich erfolgsversprechend greifen, ist ein „radikales“ Umdenken gefordert. Zeitgemäßes Denken und Handeln, eine Kultur, die den Mut hat, Brüche und informelle Freiräume innerhalb von Stadtlandschaften in ihrer Vielfältigkeit als inspirierende Qualitäten/Momente zuzulassen, ja aktiv zu fördern, um der fortschreitenden Monotonie, Nivellierung und der damit verbundenen Austauschbarkeit von Stadträumen entgegenzuwirken, ist von Nöten.
Ein mehrwertbildender Beitrag kann diesbezüglich aber nur dann geleistet werden, wenn Kunst nicht als Ware mit kurzfristigem Ablaufdatum, als Konsum- oder Eventprodukt an den Start geht und vermarktet wird, sondern als fixer urbaner Bestandteil mit gesellschaftlicher Relevanz gedacht und integriert wird. Der Begriff Nachhaltigkeit erhält in diesem Kontext dann einen übergreifenden Stellenwert, welcher sich direkt mit der Stärkung einer regionalen Szene, sprich mit ihrer künstlerischen Praxis, als einen integrativen Baustein für Stadtproduktion und Entwicklung verknüpft.
Kurz zusammengefasst: Toleranz und ein Klima, das zur kreativen Entfaltung von Kunst, Wissenschaft und Forschung beiträgt, werden das urbangesellschaftliche Fundament künftiger „Erfolgsstädte“ mitbilden.
Eine erkennende Kulturpolitik, die dieses vertritt und in diesem Interesse agiert, legt somit selbst ihren Maßstab fest.
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spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014