Wo die grosse Welt schwankt
Ein Abend im Stifterhaus wurde rein dem Gedicht geschenkt. Die Berlinerin Monika Rinck begann den Reigen mit assoziativen Wortbewegungen. Bei Lutz Seiler, aufgewachsen in einem Uranabbaugebiet in der ehemaligen DDR, ging es darum, in seinen Gedichten nicht Geschichten, sondern den gelebten Ton zu erzählen, mitunter trostlos wirklich. Sprechsprachlich perfekt vorgetragen dominierte der auf einer Raketenstation Hombroich bei Neuss am Rhein lebende Oswald Egger, der zeitlich jedoch etwas abhob. Danach erklomm Felix Philipp Ingold das Rednerpult: „Meer. – Die Oberfläche weiss vom Tiefern mehr“. Unter dem Titel „Wortnahme“ liegen seine gesammelten Gedichte vor. Der Schweizer Autor, Übersetzer und Essayist beschloss als einziger stehend den Abend und erntete begeisterte Ovationen. Moderator Michael Braun vermittelte buchstäblich zwischen Textur, Psychoanalyse, Poesie und Tiefenschärfen. Am dritten Tag des Festivals dann Overrun im Botanischen Garten: Christoph Theiler, ein Komponist als „Dirigent technischer Apparate“, pflanzte musikalisch und mittelwellenumtriebig bis geräusch-klangtauglich „Don Schote und Rasinante“. Seine inspirierten Kleinzoo-Mikrophone (siehe Coverbild) funktionierten zum Stück von Birgit Schwaner für drei Stimmen und Ätherwellen. Die Hörspiel-Autorin hatte Renate Pittroff als Don Schote und Bodo Hell als „allerlieblichste“ Dolcinia auf dem Gepäckträger ihres irgendwie anderen Fahrrads gesattelt. Kontrapunktierte Handlung wurde durch Klangspuren parallel mit Sende-Frequenzen gekoppelt. Nicht doppelt gemoppelt, sondern wie Don Schote es erklärt: „Wie aus der Hülse der Erbse perlen runde Ideen aus mir, jede eine winzige Welt, auf der die große ausrutscht und schwankt“.
„Don Schote und Rasinante“: Bodo Hell, Renate Pitroff, Kurator Christian Steinbacher, die Autorin des Stücks Birgit Schweiger, Komponist Christoph Theiler. Auf Theilers Tisch befindet sich eine unbekannte Art von Theremin-Tierchen, leider außerhalb des Bildes, dafür am spotsZ-Cover zu sehen.
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