Funkverkehr
Meine Freunde werden ja mit dem Alter immer schrulliger. Manchmal habe ich den Eindruck, es ist so was von hip, eine Schrulle zu haben. M. erzählte mir neulich, als wir beim Thema Manifestation der Persönlichkeit anhand individueller Organausformungen angelangt waren, seine Nieren seien XXL. Das Gewicht einer einzelnen sei das eines durchschnittlichen österreichischen Nierenpaares. Ich wollte dann ja schon mit drei Nieren kontern, ließ den Gedanken aber ruhen, weil er mir glaubhaft versicherte, sein Gehirnvolumen entspräche auch dem seiner wohlgeformten Nierenorgane, was Eindruck machte.
Und vorgestern bemerkte eine ansonsten in der Wortwahl nicht dem Zynismus frönende Kollegin, sie wäre schon als Kind vom Radio belästigt worden. Man nötigte sie früh morgens zum Hören des Regionalfunks. Sie ist heute noch anders deswegen. Dabei werden selbst in der pränatalen Diagnostik Mütter animiert, den Uterus zu beschallen. Auch Kühe sollen mehr Milch geben, wenn die Radio hören, aber nur Klassik oder Ö1, da sind sie glücklich. Die Kuhinhaber tendieren dagegen eher zu Volksmusik und Lokalnachrichten, was bei den Tieren nicht so ankommt.
Ich weiß ja nicht was Fritzi (Ostermayer) über all das denkt. Den traf ich vor Jahren in der KAPU anlässlich einer Performance. Als ich pünktlich zur Pause erschien und an der Bar mich kundtat, ob er der sei welcher, ward er zunächst ungehalten ob meiner provinziellen Fragestellung. Erst als ich seinem Hinterteil Aufmerksamkeit in Form eines Popoklatsches schenkte, ward er mir zugeneigt und spendierte mir einen doppelten Scotch Single Malt Whisky.
So etwas prägt einen und ich höre seine Sendung mit Ehrfurcht und einer Andacht, welche ich sonst nur dem Freien Radio schenke.
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