Ohne Auto im Mobil
Das, was oben links im Bild zu sehen ist, ist der noch verdeckte Ferdinand – der Porsche, den Hannes Langeder in geschätzten tausend Arbeitsstunden gebaut hat, ohne nur ein einzigen Teil eines „echten“ Porsches verwendet zu haben. Und um es vorwegzunehmen: Mit dem Ding kann und darf im Straßenverkehr gefahren werden und es wird auch (mehr oder weniger lange) von den MitverkehrsteilnehmerInnen als „richtiges“ Auto identifiziert: Die Reaktionen auf Straßen, Gehsteigen und Kreuzungen reichen nach Langeders Aussagen von Lachen, Fuchteln bis sofort Verblasen-wollen.
Das Spezielle des Fahrzeuges ist nämlich nicht nur die exakte Nachbildung der Karosserie und eine sehr schöne goldene Klebebandverschalung – wie man diese auf indirekt ähnliche Weise von Langeders Fahrrädern kennt. (Und die schon in der Vergangenheit für manch Passanten durch bloßes Anschauen der spacig aussehenden Radln das Linzer Stadtbild ernsthaft ins Wanken gebracht haben). Sondern das eigentlich Spezielle dieses Porsche-Ferdinands ist auch eine völlige Zweckentfremdung des „Images“ eines Porsches bei weitestgehender Aufrechterhaltung der Funktion, die das Bild dieses „Sportwagens“ vorzugeben scheint. Soll heißen: Zwar an der Oberfläche leicht irritierend, schaut es von außen tatsächlich wie ein Porsche aus – und verhält sich irgendwie auch so. Im Inneren des Autos befinden sich vorne jedoch lediglich zwei Sitze, die mit einem Fahrradantrieb verbunden sind; was somit auf allen Ebenen nicht nur eine, sondern viele völlige Umdrehungen in der Wahrnehmung erzwingt.
Vordergründig Mimikry betreibend, oder wenn man so will, ein Image nur nachäffend, setzt der Porsche Ferdinand im ganzen Kontext der Benutzung nämlich so ziemlich alles außer Kraft, was das Image eines Porsches sonst so ausmacht. Etwa die Maschinen-, Technologie- und Geschwindigkeitsverherrlichung, der einst schon den Futuristen eigen war. Und da braucht man in diesem speziellen Fall des Langeder-Fahrzeuges nicht einmal an „Beschleunigung“ zu denken. Denn es bleibt, wie eingangs erwähnt, nicht nur beim Verblasen-wollen, sondern das Gefährt wird von fast jedem anderen Verkehrsteilnehmer tatsächlich verblasen – und das ganz, ganz leicht und schnell.
Aber auch an der Ökofront ist der Porsche nicht so leicht einordenbar, bzw. nimmt er auch hier eine recht eigenwillige Haltung ein: Das Ferdinand-Ding fordert als Prototyp Platz ein wie die „Critical Mass“-Bewegung, durch seine doch sehr lustvolle Positionierung zu „Bild und Image“ distanziert es sich jedoch wieder von dieser Bewegung. Wie eine andere Installation im Lentos, die letztes Jahr in der Skulpturenhalle ausgestellt wurde, die Installation von mehreren Betonporsches, benutzt der Ferdinand das Bild des Autos/des Porsches, in dem der in seiner ganzen Ausrichtung einem „kulturellen Abgesang“ zustimmt und doch wieder sehr futuristische entgegensteht. Also nicht nur „Okö-Mimikry“ betreibt, sondern, wenn auch leicht ironisiert, tatsächliches Interesse, tatsächlichen Belief an einer goldenen Zukunft spürbar macht – wenngleich noch nicht ganz offensichtlich wird, wie diese goldene Zukunft denn konkret aussehen soll.
Es bleibt nur die Empfehlung, sich den Porsche unbedingt selbst anzusehen. Und wer diesen Kontext von Imageverschiebungen an Leib und eigenem Nervenkostüm erspüren möchte, wie also sich verdeckte Subversion anfühlt, sei ab Mitte Mai ins Lentos eingeladen, um nicht zuletzt eine Ausfahrt mit dem Ferdinand zu buchen. Das geht dann auch wieder ab Juni, im Rahmen der Triennale, wo der Ferdinand auch ausgestellt sein wird.
& Drupal
spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014