Lisa spaltete im Mai in der MAERZ
Lisa Spalt begann nach Christian Steinbachers Einleitung zu lesen. Es gab eine auf Interaktion zielende Performance des Stuttgarter Medienkünstlers Johannes Auer mit dem Sprecher Simon Reimold und als krönenden Abschluss einen Kreidekreis mit X-en, gezeichnet von Ellen Andersson und Konrad Balder Schäuffelen, dieser trug zu jedem der zwölf X jeweils ein Gedicht vor.
Lisa Spalt schreibt in erster Linie Prosa. Weiters wurde dieses Jahr im Februar die erste von ihr betreute Ausgabe der Zeitschrift IDIOME herausgegeben. In diesem Blattwerk kommen Arbeiten von MAERZ-Mitgliedern wie Florian Neuner, Christoph Stähr und Waltraud Seidelhofer zur Geltung. Eine Zeitschrift für „Neue Prosa“. Damit ist eine zum belletristischen Umgang in Kontrast gesetzte Auffassung von Prosa angesprochen, die auch Spalts eigene Arbeiten bestimmt. Ihre Prosa ist nicht nur Analyse oder implizite Kritik, sondern zudem ist sie eine bis ins Detail komponierte und dadurch auch musikalisch gedachte Sprachbewegung. Deutsch-Koreanische-retour-Übersetzungen aus „Grimms“. Da wird sich Spalt wohl einer Übersetzungsmaschinerie bedient haben. Vom Computer zum Netz und somit zu Johannes Auer in kleinen Quantensprüngen.
Johannes Auer, ein Netzkünstler, der sich seit Jahren intensiv mit den Möglichkeiten von Netz-Literatur auseinandersetzt, lebt und arbeitet in Stuttgart. „Suchmaschienen“ sind das populärste Werkzeug des Internet. Mit tausenden Wörtern wird in jeder Sekunde nach Antwortsarten gesucht. Dieser Wortstrom ist Ausdruck des rohen, ungefilterten kollektiven Begehrens der Menschen im Internet. In seiner Darbietung mit dem Titel search lutz inszeniert Auer ein Programm von Theo Lutz neu. Theo Lutz hat Ende der 50er-Jahre ein Programm entwickelt, das bestimmte Worte aus Kafkas Erzählung Das Schloß nach aleatorischen Prinzipien neu kombiniert. In Auers Web-Umsetzung erzeugt das Webinterface nicht nur zufallsgenerierte Texte, sondern sie werden durch eine Suche der Substantiva und Adjektiva durch Benutzer der Darbietung ausgetauscht.
So wie hierzulande Ernst Jandl beschloss Konrad Balder Schäuffelen diesen Abend.
In den letzten Jahren hat sich Schäuffelen übrigens vermehrt mit dem Emblematischen auseinandergesetzt.
Im historischen Emblem ergibt sich aus der Zuordnung von Motto und Bild ein Rätsel, das in dreiteiligen Bildemblemen durch die Bildunterschrift, die sub scripto gelöst wird. Emblematik begegnet uns aber täglich, etwa in der Sprache der Werbung.
Für immer Jung sangen schon Andre Heller und Wolfgang Ambros.
Ein sehr gelungener Abend im MAERZEN; Künstler vereinigt euch!
Die von Theo Lutz aus Kafkas Das Schloß herangezogene Substantive:
DER GRAF DER FREMDE DER BLICK DIE KIRCHE
DAS SCHLOSS DAS BILD DAS AUGE DAS DORF
DER TURM DER BAUER DER WEG DER GAST
DER TAG DAS HAUS DER TISCH DER KNECHT
& Drupal
spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014