Die roten Schuhe des Tanzes
Der Name ist Programm: RedSapata, die etwas eigenwillig andere Art, „Rote Schuhe“, den Titel des bekannten Märchens von Hans Christian Andersen über die immerfort tanzenden Ballettschuhe mit Eigendynamik, zu übersetzen. Dabei hat RedSapata weniger mit Ballett oder spanischem Tanz zu tun, sondern erklärtermaßen und ausschließlich mit dem weiten Feld des zeitgenössischen Tanzes. Dies ist auch der Bezugspunkt zum Ort des Geschehens, dem ArtPark im Lenaupark-Areal. Und das ging so: Man war gemeinsam in einer Lokalität des Lenauparks essen und wurde auf die freien, im Baustellenstadium befindlichen Räumlichkeiten des Obergeschosses aufmerksam. Man, das sind Sabine Lohfeyer, Ilona Roth und Emanuelle Vinh, drei junge Tänzerinnen mit unterschiedlichem, aber im Wesentlichen verwandten Hintergrund. Sabine Lohfeyer stammt aus Tirol und absolvierte nach ihrer Tanzausbildung in Rotterdam ein Jahr im Pädagogischen Zug der Linzer Bruckner Uni. Ilona Roth aus Augsburg verbrachte drei Jahre hier, und die aus Stuttgart kommende Emmanuelle Vinh studierte erst an der Hochschule in Köln, dann in Rotterdam, um für ihren Abschluß in Linz zu landen. Zurzeit arbeitet sie im Masterprogramm für Movement Research.
Kleinster gemeinsamer Nenner ist somit die Ausbildungsstätte in Linz, durch die zeitlichen Verschiebungen der persönlichen Biografien wollte es der Zufall allerdings so, daß sich die drei bei einer Audition von Willi Dorner in Wien kennenlernten. Der geneigte Zufall wollte es auch, dass sie bei ihren Recherchen über die Räume des Lenauparks in Martin Kielnhofer auf einen aufgeschlossenen und unterstützenden (Gesprächs)Partner stießen. Da es sowohl inhaltlich, räumlich und zeitlich kompatibel ist, wird nun ein Teil der geräumigen Ausstellungsfläche des ArtParks mit Bewegung belebt. Der rote Tanzteppich, auf Lebenszeit vom Theater Stuttgart geliehen und von den drei Protagonistinnen hingebungsvoll geschrubbt, hat inzwischen schon einen überaus gut besuchten Workshop von Frey Faust mit Teilnehmern von Wien bis Salzburg erlebt. Auch für Vinhs Workshop über Forsythe-Technik gab es reges Interesse. Die Dynamik und der Zuspruch in dieser kurzen Anfangszeit sei sensationell, schwärmen Ilona und Emanuelle im Gespräch. Die Vision, in Linz auf unkonventionelle Art durch den massiven Einsatz von privaten Mitteln und Energie einen „Ort zum Schaffen“ aufzubauen, ist einen konkreten Schritt näher gerückt.
Ziel des Vereins, dessen Gründungsfeier am 29. Mai 2008 tänzerisch mit einem Stück von Vinh und musikalisch mit „Laine“ fulminant über die Bühne ging, ist es, sowohl für professionelle Tänzer als auch für ein breiteres, an zeitgenössisch darstellenden Kunstformen interessiertes Publikum einen Trainings-, Probe- und Kommunikationsraum zu schaffen. Es sollen Stücke entwickelt und Showings möglich gemacht werden. Ein regelmäßiges Profitraining – möglicherweise unter dem Motto „Tänzer trainieren Tänzer“ – ist ebenso angedacht wie die Fortführung der Workshop-Reihen, vorderhand mit Größen der Tanzwelt wie Martin Sonderkamp und Mathilde Monnier oder eben Frey Faust, mit dem im nächsten Jahr eine Residency zur Erarbeitung eines Stückes geplant ist. Synergien mit Tänzern der Linzer Szene sind erwünscht und erhofft. Die großen Namen sollen die Aufmerksamkeit bringen, lokale Tanzschaffende sich einbringen und so eine allgemeine Hebung des qualitativen und quantitativen Niveaus vonstatten gehen, auf dass sich Linz neben Wien und Salzburg als attraktive Tanzstadt etablieren könne. Im Gegensatz zum CCL (ChoreograficCenterLinz), das hauptsächlich von der postgraduate-Compagnie XIda belegt, für freien Probebetrieb daher schwer nutzbar ist und ein eher geschlossenes System darstellt, ist für RedSapata ein offener Zugang zur Materie zentrales Anliegen. Deswegen ist der Ort, an dem sich diese Initiative so spontan angesiedelt hat, passend: Erstens zentraler von der städtischen Lage, dann inmitten von Bildern, Fotos und Skulpturen, einer wöchentlich probenden Band und monatlich wechselnden Ausstellungen. Die beiden Fensterfronten geben den Blick frei auf die Stadt auf der einen und den mit Skulpturen bestückten Dachplatz auf der anderen Seite.
Die Garderobe ist ein aus übergroßen Leinwand-Bildern zusammengestellter Kobel, aber vielleicht kann man ja demnächst, wenn das Fitnessstudio im Nebenraum (die ursprünglich geortete Baustelle) fertiggestellt ist, die Duschen mitbenützen. Überhaupt bleibt noch viel zu tun: Ein zweiter Tanzboden kommt aus Brüssel, Scheinwerfer fehlen, Gelder müssen aufgetrieben und Unterstützungen gewonnen werden. Natürlich werden auch Helfer für die vielen kleinen Dinge gebraucht. Damit die drei Damen neben ihren Brotberufen die nötige Zeit finden, um ihre vielen Ideen in konkrete Programme zu entwickeln. Möge die Übung gelingen, die Euphorie des Anfangs anhalten und die Tanzszene bereichern werden!
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