Mondiali Antirazzisti – Lets kick racism out of football!
Bei dem Turnier spielten zuletzt in Casaleccio di Reno bei Bologna über 8000 Personen in mehr als 200 internationalen Teams aus über 40 Ländern miteinander Fußball, um ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung zu setzen. Unter den Teilnehmern befanden sich Gruppen italienischer Ultras, Fangruppen vieler anderer europäischer Teams, Einwandererorganisationen aus der ganzen Welt, Antirassismusorganisationen, Jugendgruppen usw. Die Teilnahme an der antirassistischen Weltmeisterschaft stellt eine Verpflichtung dazu dar, im Kampf gegen den Rassismus Rivalitäten zwischen den einzelnen Gruppen oder Gemeinschaften und individuelle Aggression beiseite zu lassen und für fünf Tage mit „Anderen“ zusammenzuleben.
Das Fußballturnier selbst ist nicht wettbewerbsorientiert. So wird der Hauptpreis des Turniers nicht für den Sieg, sondern für Fairness und antirassistische Aktivitäten vergeben. Die offiziellen Partien werden ausschließlich mit Fair-Trade Fußbällen gespielt. Diese werden in Pakistan nach den Kriterien des fairen Handels gegen Zahlung von Sozialleistungen, besseren Löhnen und unter vernünftigen Arbeitsbedingungen ohne Mitwirkung von Kindern produziert.
Im Gegensatz zum offiziellen FIFA-Fußball spielen Frauen und Männer bei der Mondiali Antirazzisti mit- und gegeneinander. Es können sich Teams mit Spielerinnen und Spielern jeden Alters einschreiben. Frauen-, Männer- und gemischte Teams treten gegeneinander an, es gibt keine Vorrundengruppen ausschließlich für Frauenteams. In Abhängigkeit von der Anzahl angemeldeter Frauenteams wird per Quote garantiert, dass die besten Frauenteams in die zweite Runde aufsteigen. Trotzdem soll bei der diesjährigen antirassistischen WM auch ein separates Frauenfußballturnier stattfinden. Die OrganisatorInnen erklären hierzu: „Dieses Turnier ist nicht gedacht, um Männer auszuschließen, sondern dazu, mehr Frauen an diesen eindeutig männerdominierten Sport heranzuführen. Solange Frauen im Fußball, sei es als Spielerinnen oder als Zuschauerinnen, immer noch um Gleichberechtigung und Anerkennung kämpfen müssen, finden wir es sinnvoll, den Frauenfußball aktiv zu unterstützen und zu fördern.“
Das Treffen wird vom italienischen Fanprojekt Progetto Ultra1 und dem Geschichtsinstitut Istoreco2 aus Reggio nell’Emilia organisiert. Die für alle TeilnehmerInnen eintrittsfreie Veranstaltung wird vom Netzwerk Football Against Racism in Europe (FARE)3, der Europäischen Union, der Region Emilia-Romagna, der Provinz Bologna, der Stadt Casalecchio di Reno und von anderen institutionellen und privaten Sponsoren finanziell unterstützt. Nicht zuletzt lebt das Turnier aber von den unzähligen freiwilligen HelferInnen, die von Auf- und Abbau, Ausschank über die tagtägliche Reinigung des Festivalgeländes bis zur Turnierleitung alle anfallenden Aufgaben erledigen.
Neben dem Fußball laufen inzwischen auch ein Basketball- und ein Volleyballturnier, sowie heuer erstmals ein kleines Cricketturnier.4
Die Mondiali Antirazzisti wird von Konzerten (2007 spielten z.B. Mono & Nikitaman), Filmvorführungen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen zum Thema Rassismus und Migration begleitet. Auch Zeitzeugengespräche mit italienischen PartisanInnen und ein Besuch des Schauplatzes des Massakers von Marzabotto, einem der schlimmsten Kriegsverbrechen deutscher Soldaten während des Zweiten Weltkriegs in Italien, werden angeboten.
Doch es gibt auch Kritik an dieser Großveranstaltung. So sagten etwa die Ultras Sankt Pauli letztes Jahr ihre Teilnahme ab, da ihrer Meinung nach die Mondiali durch die jährlich wachsende Anzahl5 der TeilnehmerInnen Vernetzungsarbeit für antirassistische Initiativen immer schwieriger machte und ein Teil der teilnehmenden Mannschaften mehr am Event, als an der inhaltlichen Ausrichtung der Veranstaltung interessiert waren. Trotz alledem, der Geist der Mondiali verbreitet sich: Bereits zum 5. Mal fand heuer die ANTIRA Sankt Pauli statt; in Linz organisierte die Stadtwerkstatt gemeinsam mit Friendly Fire am 17. Mai das SCHUBHAFT 0:5 BLEIBERECHT-Turnier mit glücklichen Siegern aus Afghanistan, nur zwei Beispiele unzähliger gleichartiger Initiativen.
Der ballesternde Beitrag unserer Kulturhauptstadt bei der Mondiali Antirazzisti wird heuer durch eine Mannschaft der ARGE T.O.R. (Arbeitsgemeinschaft Tribüne ohne Rassismus), eine Initiative von Fans des FC Blau-Weiss Linz6, in Casalecchio di Reno eingebracht. Bislang sind aus Österreich auch noch Mannschaften aus Innsbruck und Wien auf der TeilnehmerInnenliste zu finden. Aus folgenden weiteren Herkunftsländer stammen die, bis zum jetzigen Zeitpunkt angemeldeten Teams: Afghanistan, Albanien, Belgien, Bosnien Herzegowina, Kamerun, Tschechische Republik, Demokratische Republik Kongo, Dänemark, Ecuador, Frankreich, Gambia, Deutschland, Ghana, Ungarn, Italien, Jamaica, Litauen, Luxemburg, Marokko, Slowakei, Spanien, Schweiz und Großbritannien.
Die Modiali Antirazzisti 2008 findet vom Mittwoch, 9.-Sonntag, 13. Juli in Casalecchio di Reno statt.
1 Das progetto ultrà wurde 1995 von Anhängern verschiedener Vereine in Bologna gegründet, um die Werte der Fankultur zu verteidigen und gemeinsam mit den Fans die Gewalt zu reduzieren. Die drei Hauptthemen der Arbeit der Gruppe sind Repression – also der Kampf gegen die Kriminalisierung von Fans-, Kommerzialisierung – Aktionen gegen die aktuelle Vermarktung des Fußballs – und eben der Kampf gegen Rassismus.
2 Istoreco Reggio Emilia (Institut für Geschichte des Widerstands und für Zeitgeschichte in der Provinz Reggio Emilia – www.istoreco.re.it) wurde 1965 von früheren Partisanen und antifaschistischen Frauen, mit der Intention Originaldokumente aus dem 2. Weltkrieg zu erhalten, gegründet. Unter anderem wird mit ERA (www.resistance-archive.org) ein europäisches Online-Archiv über Widerstand gegen den Nationalsozialismus mitbetrieben und werden Treffen Jugendlicher mit überlebenden antifaschistischen Widerstandskämpfern und Reisen zu Originalschauplätzen der italienischen Partisanenkämpfe organisiert.
3 Gegründet wurde FARE (www.farenet.org) im Februar 1999 auf Anregung von Fangruppen aus verschiedenen Regionen Europas auf einer Konferenz in Wien. Neben den Fans nahmen auch Fußballverbände und Spielergewerkschaften teil, um eine gemeinsame Strategie und ein Grundsatzprogramm gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu entwickeln. Heute hat das Netzwerk aktive Partner in mehr als 37 Ländern und arbeitet auf allen Ebenen des Fußballs, mit Fans, Spielern, Organisationen von Migranten und ethnischen Minderheiten und mit Verbänden, einschließlich der UEFA und FIFA. Neben dem Kernthema Rassismus widmet sich FARE auch der Bekämpfung von Sexismus und Homophobie, wie die Teilnahme der European Gay & Lesbian Sports Federation (www.eglsf.info) zeigt.
4 Cricket ist ein Sport, der, abgesehen von den britischen Inseln, besonders in vielen asiatischen Communities intensiv betrieben wird und dort meist wesentlich beliebter ist als Fußball. Im Großteil der europäischen Ländern ist es für MigrantInnen schwer, diesen Sport auszuüben, da die entsprechenden Plätze fehlen und dem Sport wenig Bedeutung beigemessen wird. Daher wird bei der Mondiali Antirazzisti versucht Cricket zu fördern.
5 An der ersten Mondiali Antirazzisti 1997 nahmen ca. 200 Menschen teil.
6 Nachfolgeklub des SK Voest Linz, kämpft zur Zeit in der vierthöchsten österreichischen Spielklasse, der OÖ-Liga, um den Titel.
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