Künstler aller Sparten vereinigt Euch!

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Neuer Musentempel im Leerstand Apothekerhaus: Bei der Gründungsfeier am 24. November eröffnet ab 18 Uhr der Musentempel im Apothekerhaus am Hofberg 10 seine Tore und damit allen Musensöhnen und -töchtern von Linz die Möglichkeit, TemplerIn für einen Tag zu werden. Die VereinsgründerInnen des Musentempels, Judith Richter und Lisa Fuchs im Interview.

Melpomene und Thalia, die zwei Musen vom Phö­nix, wollen Montags nicht ein­sam und allein zum Komödiespielen in den Keller gehen, sondern raus ins Zentrum von Linz um mit den restlichen Mu­sen ein rauschendes Kunst­fest zu feiern und mit Musik, Malerei, Dichtkunst und Tanz, Wein und Ge­­sang der Antriebslosigkeit des Wochenbeginns den Kampf anzusagen.

Den Montagabend zwischen Salon und Fest zu ge­stalten, rauschend, inspirie­rend das ist das Ziel eu­res neu gegründeten Vereins Musentempel. Seht ihr euch selbst als Musen oder Salondamen?
Als Schauspielerinnen repräsentieren wir mit dem Thea­ter eine Kunstform, die sämtliche Künste in sich vereint (Bühnen­mu­sik, Kos­tüm, Bühne, Licht und natürlich Literatur), da liegt es nahe, sich um­zuschauen, welche kreativen Kräfte es in Linz zu entdecken – und eventuell für folgende Pro­jek­­te zu nutzen – gibt. Außerdem fei­ern wir einfach ger­ne, sind lei­denschaftliche Gast­geber­in­nen auf der Suche nach inspirierenden Gäs­­ten.

Ihr sprecht KünstlerInnen aller Sparten an. Was pas­siert am Eröffnungstag, bzw. was würdet ihr euch wünschen?
Es gibt in Linz einen unglaublichen Reichtum an kreativen Kräften und Initiativen. Wir wollen da­zu anregen, aus dem eigenen Dunstkreis herauszutreten und Interesse dafür wecken, was an­de­re machen. Die besten Ideen entstehen ja meist, wenn man beim Wein zusammen sitzt oder ge­mein­sam feiert. Hierfür möchten wir einen Raum schaffen, in dem es nicht nur möglich sein soll sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen, son­dern auch eigene Arbeiten zu präsentieren oder vielleicht so­gar hier entstandene Ide­en zu realisieren. Unser Ver­einseröffnungsfest 24.11. werden wir entspannt mit Kammermusik starten, Georg Lindorfer wird seine Portraitserie in Öl von Lin­zer Gesichtern aus­stellen, es gibt einen offenen Dichterwettstreit und „die Berserker“ werden uns mit schwerem Blech­blas­gerät und feurigen Zi­geu­nerklängen einheizen. Schön wäre, wenn sich noch ein Jazztrio bei uns melden würde ... Den the­atralen Rahmen werden wir schaffen, indem wir in die Rollen von Mel­po­me­ne und Thalia, den Musen von Tragödie und Ko­­mö­die schlüpfen und das Apothekerhaus un­ter mithilfe diverser Götter für einen Abend in den griechischen Olymp verwandeln. Zutritt zu die­ser Ver­anstaltung haben nur Vereins­mitglie­der; Ta­gesmitgliedschaften kön­nen vor Ort gegen 3 Euro oder einen Kulturbei­trag in Form eines Textes für den Dich­ter­wett­streit erworben werden.

Ihr wollt auch mit Literatur beginnen. Wie geht ihr das generell an und gibt es damit eine längerfristige Zielsetzung?
Unser langfristiges Ziel ist bestimmt, neue Ta­len­te am Literaturhimmel für uns zu gewinnen, die Lust haben, auf einer unkonventionellen Ebe­ne mit uns zusammenzuarbeiten. Gerade am The­a­ter, das ja ein lebendiges, stän­dig in Wandlung be­grif­fenes Medium ist, ist es wichtig Autoren zu finden, die sich mit aktuellen (regionalen?) The­men befassen – diese gilt es zu entdecken. Und nachdem wir ja selbst noch relativ jung sind und am An­­fang unserer Karriere stehen, ist es umso reizvoller, Menschen zu finden, die in neue „The­ater­richtungen“ mit uns aufbrechen.
Insofern können bei den ersten Vereinsfesten von „Musentempel“ spontan Tex­te in freier Form eingereicht werden, wir möchten die Autoren aber auch ermutigen, sich an Dramatischen Texten zu versuchen. Darum werden wir am Ende der Spiel­zeit (Anfang Juli) zum Sommerfest ins Phönix zu einem „sze­nischen Poetryslam“ einladen: Wir fordern dazu auf, kurze Dramolette bis 15 Minuten Län­ge einzusenden, die besten fünf werden vom En­semble des Phönix szenisch gelesen. Wir sind bereits dabei, uns mit diversen Li­te­ra­turvereinen kurz zu schließen, aber auch einzelkämpferische Autoren, die den Weg aus der Isolation suchen, sind uns herzlich willkommen.

Muse sein und Programm machen – wie geht ihr mit diesem Widerspruch um? Ist das ein offenes Kon­zept und inwiefern? Wie und wie oft wollt ihr eu­re Abende gestalten?
Natürlich wollen wir andere inspirieren, wollen aber selbst auch inspiriert werden. Insofern ge­stal­ten wir zwar den Rahmen und fungieren als Gast­geber, die Beiträge sollen aber von Künstlern al­ler Richtungen kommen. Im Fall des Dichter­wett­streits werden die Texte spontan mitgebracht, Pro­­grammpunkte wie Bands oder Ausstellungen be­dür­fen der Vorbereitung – wer Vorschläge hat, kann sie bei uns einreichen auf dass wir die A­ben­­­­de vielfältig gestalten können. Wie oft der „Mu­sen­­tempel“ seine Tore öffnet, hängt davon ab, ob und wie viele Ideen reinkommen. Wenn Inte­res­­se und Be­darf an einer solchen Plattform be­steht, können wir uns vorstellen, allmonatlich ak­tiv zu werden.

Mit dem Musentempel kommt auch die Leer­stand­the­matik ins Spiel, sprich, ihr habt das Apothe­ker­haus am Hofberg als Ort des Geschehens gewählt. Was bedeutet Leerstand innerhalb eures Konzep­tes?
Wir möchten das Potential dieser Orte aufzeigen, die versteckten Schön­heiten dieser Stadt ins Be­wusstsein rücken und das positive Bild, das sich uns als Zugereisten bietet und den Ansässigen viel­­leicht gar nicht mehr auffällt, stärken. Überdies verfügen Leerstände meist über ein ganz spe­­ziel­les Flair, sind von jeglicher „Vorbelastung“ frei und eignen sich demnach hervorragend als neutraler Begegnungsort. An dieser Stelle möchten wir Herrn Walther Mayer herzlich für die großzügige Bereitstellung des Apo­the­ker­hau­ses danken!

Anregungen sind Judith Richter und Lisa Fuchs herzlich willkommen: tempelmuse@yahoo.de

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11/08
FotoautorInnen: 
Miguel José Gonzalez-Gonzalez

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