Franckviertel TV
Initiiert wurde das Projekt von Christian Schrenk, ORF-Journalist und Betreiber des mediensalon.at. Mit dabei ist auch Thomas Mader, Stadtteilarbeiter im Franckviertel und Leiter des Stadtteilbüros. Richard Pavlovsky hat beide zum Interview gebeten.
Franckviertel TV, ein Community Radio, ist als Projekt im Frühjahr gestartet und im Sommer ist der erste Film produziert worden. Was steckt hinter dem Konzept, um was geht’s da?
Christian Schrenk: Es geht um die Nutzung von Ressourcen, die hier im Franckviertel unmittelbar vorhanden sind. Ich bin im Dezember hier in den mediensalon.at eingezogen, hab’ hier mein Büro aufgeschlagen und schräg vis a vis in der Wimhölzelstraße sitzt eine Firma, die hier ein Kabel-TV betreibt, welches vom Voest-Gelände bis zur Weissenwolfstraße zu empfangen ist und 10.000 Haushalte erreicht. Das wurde uns zur Verfügung gestellt. Zum Zweiten gibt es hier im Franckviertel nicht nur eine wunderschöne architektonische Infrastruktur, die durchgängig erhalten ist in großen Teilen. Man hat hier auch eine sehr heterogene Bevölkerungsstruktur, der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist relativ hoch. Warum also diese Infrastruktur nicht nutzen, um den Bewohnern und Bewohnerinnen ein Mittel in die Hand zu geben, sich und ihren Alltag darzustellen, und so über ein einfach zu konsumierendes Medium, was das Fernsehen ja ist, miteinander in Kommunikation zu treten.
Wie ist denn das aufgenommen worden von der Bevölkerung, was waren da die ersten Reaktionen?
C.S: Ich hab das Projekt ursprünglich im Jänner für „Linz09“ eingereicht. Im März ist dann die Absage gekommen mit der Begründung, dies hätte zu wenig Öffentlichkeitswirksamkeit. Ich hab allerdings das Projekt im Volkshaus Franckviertel präsentiert und es ist von allen Anwesenden ein starker Respons dagewesen. Dann knüpfte ich Kontakt zu Thomas Mader vom Stadtteilbüro und es bildete sich eine Kerngruppe von interessierten Personen. Und wir haben einen ersten Film gemacht über das „Permanent Breakfast“, das vom Stadtteilbüro hier in der Wimhölzlstraße regelmäßig veranstaltet wird. Zwei Studenten der Kunstuni Linz haben das gefilmt, es wurde ins Netz gestellt und die Reaktion war enorm. Dann entstand ein zweites Filmchen.
Welche Leute waren denn so dabei bei den Filmen? Waren die unmittelbar aus dem Grätzl, die Interesse gezeigt haben, oder sind die ausgesucht worden, wie sah das konkret aus?
Thomas Mader: Also bei den zwei genannten Filmen gab es unterschiedliche Herangehensweisen. Das eine war ein Frühstück, bei dem eine breite Masse von Besuchern da war. Sowohl aus dem Stadtteil als auch von außen kommend. Es wurden die unterschiedlichsten Menschen vor der Kamera interviewt. Die befragten wir zum Thema Franckviertel TV, wie sie über das Stadtteilbüro denken und ob sie gerne im Franckviertel leben. Also Fragen, die hier Thema sind. Beim zweiten Film, der danach produziert wurde, war dabei der engere Kreis der Betreiber um Christian Schrenk. Die haben gemeinsam einen Workshop gemacht und sind durch den Stadtteil gegangen, haben prägnante Bilder eingefangen und vermittelten ihre Sichtweise des Franckviertel TV. Die Rückmeldungen waren phänomenal. Wir schreiben seit Jahren in der Stadtteilzeitung, die wir gemeinsam mit den BewohnerInnen des Franckviertel betreiben und die vierteljährlich erscheint. Da ist die Resonanz jedoch relativ gering, obwohl jeder Haushalt ein Exemplar erhält. Beim Fernsehen wird man ständig angesprochen, man sei im Film gesehen worden. Wir möchten diese Energie jetzt nützen, um viele Menschen zum Mittun zu bewegen.
Wie schaut das aus, das Mitmachen? Präsentieren sich die Menschen von selber, gibt’s da ein Konzept? Weil es ist ja anzunehmen, das soll ja keine Freak Show werden.
T.M: Naja, es gibt da schon Beiträge von Jugendlichen, welche vielleicht freakig sind, aber es ist Bürger- und Bürgerinnenfernsehen. Es geht nicht darum, Experten und professionelle Filmemacher hier arbeiten zu lassen. Die Menschen sollen ihre eigenen Sichtweisen und Perspektiven zeigen, erklären, wie sie leben, was sie betroffen macht. Uns geht es darum, dass eine Bewusstseinsfindung stattfindet, also eine sozialkulturelle Zielsetzung von diesem Projekt. Wir sind auf der Suche nach einer Struktur, wo die Leute Unterstützung finden, spannende und gute Filmbeiträge zu machen.
Der Punkt, der ja bei so einem Projekt unweigerlich angesprochen wird: Wie finanziert sich das, wo sind da die finanziellen Ressourcen?
C.S: Es gibt keine. Es ist ein Projekt ohne jegliches finanzielles Interesse. Die Videokamera wird uns zur Verfügung gestellt und ich habe einen Schnittplatz als Dauerleihgabe in das Projekt eingebracht. Bezahlt wird mit der Anerkennung der Leute, welche ihre Projekte zur Verfügung stellen. Aber wir suchen Finanzierungsmodelle, um eine ständige Struktur aufrecht zu erhalten, um Beiträge zu koordinieren. Aber grundsätzlich soll das Franckviertel TV werbefrei sein, um unsere Glaubwürdigkeit aufrecht zu erhalten. Das Franckviertel TV ist nicht käuflich. Wo wir sicher noch einen Diskussionsprozess zu führen haben, ist die Idee, mit öffentlichen Institutionen in Verbindung zu treten, die bei uns einen Beitrag senden wollen. Also uns fördern möchten.
Was war für Thomas Mader der Anreiz, bei diesem Projekt mit zu machen?
T.M: Ich bin von meiner Grundprofession Sozialarbeiter und Ziel des Stadtteilbüros ist es, das Zusammenleben der Menschen zu fördern und zu festigen. Ängste sollen abgebaut werden. Und das eben passiert hier.
Stichwort MigrantInnen. Sind die auch in das TV-Projekt integriert und gibt es da Engagement?
C.S: Es ist ein wesentlicher Punkt, dass MigrantInnen hier Platz finden. Hier gab es im Sommer ein Projekt, wo Jugendarbeiter mit Jugendlichen in das Kosovo gefahren sind, um zu erfahren, wie Menschen an Orten wohnen, wo viele FranckviertlerInnen herkommen. Und wollten damit auch Anerkennung und Wertschätzung gegenüber der Herkunftskultur zeigen. Die Filme, welche da entstanden sind, werden bei uns nach dem Schnitt demnächst im Franckviertel TV laufen, um den Dialog zwischen den Kulturen zu stärken. Einer der wesentlichen Zielsetzungen.
Wann kann ich das Franckviertel TV sehen und was ist als nächstes geplant?
T.M: Also das TV läuft in einer Endlosschleife, wo unsere Filme stündlich zu sehen sind. Und unser Interesse ist es, für das Jahr 2009 mit möglichst vielen Menschen Filme zu produzieren, um das Projekt mit Leben zu füllen.
Richard Pavlovski ist Radiomacher bei Radio FRO.
Stadtteilbüro Wimhölzlstraße, thomas.mader@mag.linz.at
www.mediensalon.at, office@mediensalon.at
Im Mediensalon und hinter den Fenstern des Franckviertels flimmert bereits Community TV
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