Editorial
Die spotsZ-Oktoberausgabe beginnt mit einigen Artikeln, die sich dem Themenkomplex Widerstand/Totalitarismus/Tristesse widmen, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung und in unterschiedlicher Kontextualisierung. Barbara Steiner, die sich im September in der STWST einen Vortrag über Ulrike Meinhof angehört hat, schreibt über einige Lebenslinien von Meinhof, die, momentan als „Staatsfeindin Nr. 1“ und linke „Terroristin“ wieder in aller Munde, zuallererst in einem repressiven und noch immer mit Nazi-Gesinnung durchtränkten Staat gelebt hat. Christian Pichler ergänzt mit einem kurzen Interview mit Meinhof-Biografin Jutta Ditfurth, in dem es um Widerstand geht. Was ungebremste Nazi-Gesinnung in Kunst und Kultur bedeutet, hat sich Walter Kohl in den gerade aktuellen Stadt- und Zeitgeschichteausstellungen „Kulturhauptstadt des Führers“ und „Politische Skulptur“ angeschaut. Es bleibt davon das triste Wort „Megalomanie“ oder die Feststellung, dass Verästelungen, Fäden und Wirkungsstränge je komplizierter zu durchschauen sind, umso genauer man auf Rezeption und Wirkungsmacht von politischer Kunst hinschaut. Zwischen beiden Kulturhauptstädten, nämlich 1938 und 2009 gab’s dann schon mal ein anderes Kapitel Linzer Stadtgeschichte, das etwas frischer und etwas erfreulicher einen Ausbruch aus der kulturellen Tristesse bedeutet hat – nämlich als sich Ende der siebziger Jahre in Linz eine „junge Szene“ etablierte, die sich kompetent und stilsicher ihren Platz nahm. Eine Protagonistin dieser Szene war die Band Willi Warma, die nun nach 30 Jahren ihren ersten Longplayer veröffentlicht hat. Erstaunlich ist, dass diese „Neuerscheinung“ in doch so einigen Medien des Landes, von Musikzeitschriften bis Tageszeitungen, ziemlich umfassend besprochen wurde, weswegen spotsZ Rainer Krispel bat, sich Gedanken zu machen, warum denn das so sein könnte.
Jugendliches „Platzgreifen“ in anderer Rahmensetzung behandelt der Artikel von Huckey Renner, der das Projekt „Claim your space“ im Süden von Linz vorstellt: Das Projekt möchte Jugendlichen im (nicht wirklich) brennenden Suburbia Möglichkeiten jenseits von Konsumzwang und Privatheit eröffnen. Eingebettet in das Festival der Regionen 2009 werden hier politische Forderungen nach mehr Raum für Jugendliche zur Aktivität, Eigeninitiative und gesellschaftlichen Partizipation – und durch die Rahmensetzung des Festivals wohl auch zu einer Art kulturellen Performance. Ein guter Grund, die „partizipativen und performativen“ Ansätze des Festivals der Regionen selbst zu beleuchten: spotsZ startet in dieser Ausgabe die mehrteilige Serie Vor Ort im Vorort, zum Titel der Serie hat übrigens Huckey Renner mit einer Zeile aus seinem Artikel angeregt. Die Reihe wird sich den Themen des Festival der Regionen 2009 widmen und soll immer wieder Aspekte von Partizipation oder Performance aufgreifen.
Der Rest ist ein spotsZ-typischer Rundumblick. Allseits geschätzte AutorInnen sind etwa Philip Hautmann, der sich in eine Loge des Landestheaters gesetzt hat, Reinhard Winkler, der anhand der freundinnen der kunst über Kunst an sich spintisiert und Wiltrud Hackl, die sich in einen Kopfstand nach Bosnien begeben hat. Taste it!
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