LinzSupervision
Beispiele, Idealbilder, Utopien, veränderte Perspektiven. Realität und Wunschgedanke Stadt Linz: Wer macht sich Gedanken und worüber? Diese Rubrik stellt monatlich Szenarien vor, die sich mit Linz als gebauter Struktur auseinandersetzen. Normalerweise zeigt spotsZ an dieser Stelle Projekte von StudentInnen der Kunstuniversität, die Architektur und Städteplanung in einem erweiterten Sinn begreifen. Dieses Mal aber geht es um eine Vision von jemanden, der die Aufnahmeprüfung auf der Kunstakademie gar nicht erst bestanden hat. Adolf Hitler wurde aber immerhin der Rat gegeben, „dass er sein Talent für die Architektur nutzen sollte“.
Musiktheater 1944
Die architektonische Vision eines Kleinstädters, der Wien hasste, wurde in Linz zu einer monumentalen Phantasiewelt der „Führerstadt“ ausgeweitet. Sie sollte Undurchdringlichkeit und ewige Größe vermitteln. Dabei erschuf der systematische Rückgriff auf eine neoklassizistische Architektur aber keineswegs eine neue Baukunst, sondern stand lediglich für absolute politische Macht – stilistisch allumfassend versehen mit einer speziellen „NS-Handschrift“: Historischer Eklektizismus, unverhältnismäßiger Maßstab, visionsfreies Pathos kreiierten vor allem beängstigende Einschüchterungsarchitektur. Auch städteplanerisch griff man allzuoft zuerst auf bereits Bestehendes zurück: Man bediente sich großzügig an Plänen, Ideen und Vorstellungen aus der Zwischenkriegszeit und fügte ebenso selbstverständlich Monumente größenwahnsinniger Geschlossenheit hinzu. Im Bildausschnitt befindet sich die Südachse durch die Stadt samt dem von Hitler gewünschten Opernhaus. Auffällig ist, dass der Standort des Opernhauses aus der Planung von 1944 dem aktuellen Standort des Musiktheaters entspricht. Auch heute lebt man nicht im luftleeren Raum der Geschichte.
Modellaufnahme 1944 vom damals geplanten Opernplatz
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