Antigone, Sushi & Balkan Obstler
Es ist halt immer wieder so a bleede Gschicht ... Denn das Ende einer Tragödie beschwört in diesem Verhängnis Fluch immerzu aufs Neue das Trauerspiel Tragik. König Ödipus sticht sich in der Verzweiflung seiner Erkenntnis als Sohn Mörder seines Vaters und Gatte seiner Mutter und Bruder seiner Kinder zu sein die Augen aus und zieht in der Begleitung seiner Tochter und Schwester Antigone nach Kolonos in die Verbannung. Ödipus Söhne Polyneikes und Eteokles wiederum zerstreiten sich um die Regentschaft in Theben und dieser Bruderzwist endet im gegenseitigen Mord vor dem siebenten Tor der Stadt. König Kreon kommt an die Macht und Kreons Gebot teilt in der Willkür seiner Tyrannei die Welt Thebens in Gut und Böse. Denn während dem „Helden“ Eteokles im Ritual einer Bestattung alle Ehre zu Teil kommt, soll der „Verräter“ Polyneikes ohne Erde auf dem Leib und somit ohne Seelenfried in der Glut der Sonne schmoren. An dieser Stelle beginnt das Drama Antigone von Sophokles, das von Jean Anouilh im Jahre 1942 eine neue Stückfassung und 1944 in Paris seine Uraufführung fand. Jean Anouilhs Interpretation der Antigone wird in dieser Zeit zum Inbegriff des Widerstands gegen die deutsche Besatzungsmacht und gestaltet sich auf Grund der Zeitlosigkeit des Stoffes zu einem Chamäleon der Literatur mit den verschiedensten Bearbeitungen von Berthold Brecht, Carl Orff bis zur Metalcoreband Heaven Shall Burn.
Antigones Part ist dieser einer Todgeweihten. Denn so widersetzt sich dieses Bündel Widerspenstigkeit in diesem Trieb Wahrhaftigkeit König Kreons Verbot der Bestattung ihres Bruders Polyneikes und nimmt in der weiteren Folge des Geschehens alle Konsequenzen ihres Widerstands auf sich. Antigones Handlung führt die Macht des Herrschers in der Bloßstellung aller Lächerlichkeit in die Ohnmacht und das eigene Leben in den Tod. Antigones Schicksal als Kind der Blutschande ist aber auch dasjenige eines Inzests ... Und die Schändung dieses Geschöpfs Antigone hält bis in die Gegenwart. Denn eine jegliche Stilisierung der Antigone zur Heldin Antigone ist Verrat an dieser Figur und schließlich und schlußendlich ein Bekenntnis zur eigenen Feigheit. Nun denn ... Der Fluch der Götter schleicht sich Schlangen gleich in diesem Rätsel Mensch von Generation zu Generation bis in die Furchen unserer Zeit und so sind wir also in diesem Frühjahr Zeuge einer Antigone Inszenierung der bühne04. In der Regie von Regisseur Matthias Schloßgangl spielen Rike Joeinig, Michael Kuttnig, Rudi Müllehner und Andrea Schnitt. spotsZ sprach einige Tage vor der Premiere im Rahmen eines Exklusivinterviews mit der Linzer Antigone Darstellerin Rike Joeinig.
Was ist Ihr Zugang als Schauspielerin zur Figur der Antigone von Anouilh?
Ein ganz spontaner, scheinbar banaler ... Großartig, dass eine junge Frau in einer von Männern dominierten Welt allen die Stirn bietet. Völlig losgelöst vom Druck, gefällig sein zu müssen und zu wollen und alle von ihr erwarteten Rollenklischees zu verweigern.
Was ist das „verfluchte“ an bzw. in dieser Rolle der Antigone?
Das unsägliche und unausweichliche Ende. In wie fern bestimmt sie ihr Schicksal wirklich selbst und wo entsteht eine Dynamik, die ein autonomes und selbstbestimmtes Handeln nur vorgaukelt. Ist doch alles „verflucht“ und somit schon lange vorher festgelegt und vorgezeichnet.
Die Antigone ist als Kind der Blutschande auf eine schicksalsträchtige Art und Weise Gefangene ihrer eigenen Geschichte und somit alles andere als „frei“. Wie geht es Ihnen als Schauspielerin in diesem „Kerker Antigone“?
Schlecht. Obligatorisches Glaserl Wein und die Zigarette sollen den Ausstieg ermöglichen. Permanentes Spannungsfeld zwischen bedingungsloser Empathie und zwingender Distanz muß immer wieder neu in Balance gebracht werden.
Die Figur der Antigone ist ja ohne Zweifel ein Klassiker der Theaterliteratur und in diesem Sinne eine den Schauspielkünstler bis auf den Grund seiner Schauspielkunst fordernde, ja um nicht zu sagen erschütternde Rolle ... Wie sehen Sie für sich persönlich diese Herausforderung?
Zu jeder Vorstellung und jeden Abend aufs neue mich mit meinen Kollegen ihrem Schicksal zu stellen. So gut wie wir das können. Mit offenem Visier.
Und nun drücken wir noch a bissale die Posse Saloppe.
Wenn ich morgens in den Spiegel guck, da denk ich mir Menschenskind ...
Glück gehabt.
Mit meinem Frisör sprech ich über Kochrezepte und ...
die neue Gala.
In der Sauna säße ich gern mit Oliver Kahn oder ...
dem Dalai Lama.
Bungee Jumping oder Damenfederball?
... Schnorcheln.
Burger King oder Bio Tofu?
... Sushi.
Whiskey oder Sprudel?
... Schnäppschen. Am liebsten Obstler vom Balkan.
Na dann Mal Prosit Freunde. Das Theaterstück Antigone sehen Sie im Kulturzentrum HOF, Ludlgasse 16 in Linz am 02./09./10./11./
16./17./18./23./24./25./30./31. März und am 01. April.
Reservierungen unter 0699/11399844.
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