Salzamt/Dobusch

„Jetzt sind wir Eigentümer und haben soziale Funktion – unter dem Ge­sichtspunkt, dass das auch Akzeptanz braucht.“
Reinhard Winkler und Tanja Brandmayr haben Bürgermeister Dobusch zum Salzamt befragt, Nachtrag zum Februarbericht „Salzamt – das letzte Mal Rock’n’Roll“ (www.servus.at/spotsz)

Die Grundkonzeption des Salzamt als offenes Haus für die bildende Kunst wird beibehalten, an der Grundintention gibt es wenig Diskussion. Mit dem Denkmalamt wurden die wesentli­chen Fragen des Umbaus geklärt, das muss jetzt als Raum- und Funktionskonzept umgesetzt werden. Im Erdgeschoß sind Ausstellungsräumlichkeiten geplant, weiters eine gastronomische Versorgung. Im Obergeschoß werden acht, neun Wohnateliers Platz finden. Erste Grabungen mit dem Denk­mal­amt haben begonnen. Es geht im Vorfeld um Fragen der Instandsetzung, der Infrastruktur, die Art der Einbindung der Gastronomie. Parallel dazu soll die institutionelle und interne Organisation des Hauses festgelegt werden. Das Kulturamt der Stadt Linz erstellt ge­genwärtig ein Statut, um die inhaltliche Linie, die Grundidee des Hauses in Worte zu fassen. Wei­ters geht es um alle organisatorisch strukturellen Aspekte – wer bestimmt, in welcher Weise und an wen werden die Ate­liers und Ausstellungsräume vergeben? Die Objektivierungs­phase dauert etwa bis April: „Wenn die öffentliche Hand etwas hat, dann muss objektiviert werden“, der Diskussionsprozess wird „sicher auch öffentlich geführt werden“. Dazu einige weitere State­­ments von Bürgermeister Dobusch.

Jury
„Wer bespielt und bestimmt – da sind Entscheidungen noch nicht gefallen. Ich glaube nicht, dass es eine Einzelperson sein wird, die dort bestimmen wird. Das hätte meines Erachtens auch keine Akzeptanz. Wer wie lange dort ein Künstleratelier zur Verfügung gestellt bekommt, wer entschei­det, wann wie und von wem dort Ausstellungen stattfinden … es wird in Rich­tung einer Jury ge­dacht, die das beurteilt und entscheidet.“

Institutionelle Nähe, Lobbyismus, Offenheit
„Man kann sagen, dass es soweit entschieden ist, dass man das Salzamt nicht zum Lentos, nicht zu den Museen gibt, sondern als eigenständige Einheit erhält, in irgendeiner Form mit Juries ar­beitet“.
„Die Jury soll aus Leuten bestehen, die selber fluktuieren und nicht immer dieselben Ent­schei­dungen treffen – denn ein The­ma ist schon, dass auch hier der Lobbyismus sehr groß ist, ge­rade in diesem Bereich. Und daher kann zum Beispiel auch kein Übergewicht der Kunstuni sein. Die sollen jetzt natürlich nicht ausgeschlossen sein. Aber es kann nicht sein, dass das eine Be­din­gung wird.“
„Es geht darum, in irgendeiner Form ein Statut zu machen, eine Organisationsform zu finden, die größtmögliche Offenheit garantiert – unabhängig von handelnden Personen. Im Bereich Archi­tek­tur wäre das zum Beispiel der Gestaltungsbeirat, der wechselt alle zwei Jahre die Hälfte seiner Mitglieder aus. Des­halb gibt es alle paar Jahre neue Tendenzen, neue Überlegungen, neue Leute, die ein gemeinsames Ziel, einen definierten Zweck verfolgen. Oder der Vergleich mit einer Stiftung. Stif­tungs­zweck des Hauses wäre, durch Ateliers und Ausstel­lungs­möglichkeiten die Kunst zu fördern. Dann muss man im Falle des Salzamtes die internationale und regionale Kunst definieren, die noch nicht im Museumsbetrieb ist.“

Fluktuation
„Jetzt haben wir im Salzstadel etwa acht Wohnateliers und die Frage ist, wie lange man jemandem ein Atelier zur Verfügung stellt. Wenn das nicht befristet ist, dann gibt es die nächste Ge­ne­ration, die fragt: ‚Und was ist mit uns?’. Das ist ja immer das Thema, dass sozusagen eingeschränkte Ressourcen vorhanden sind und Dritten dann nicht zur Verfügung stehen. Das heißt, es muss eine Befristung geben. Man wird sich überlegen müssen, ob das ein, zwei, drei, vier Jah­re sind.“
„Die Diskussion fängt ja in dem Moment an, wo man Res­sour­cen zu Verfügung stellt. Wir haben ja auch schon zwei, drei Ate­liers gemacht, dort wäre ja auch Fluktuation vorgesehen. Das erste, was passiert ist, dass interveniert worden ist, dass ge­nau das nicht passiert. Dort wohnen dann die Leute äußerst lange. Das ist immer das Problem, das durchzuhalten.“

Armut hat ja nichts Romantisches
„In dem Moment, wo die Stadt für so ein Gebäude auch nur im Ansatz Verantwortung übernimmt, ist es überhaupt denkunmöglich, dass man solche fatalen Rahmenbedingungen aufrechterhält, die bisher im Salzamt vorhanden waren, dass nicht geheizt ist etwa … die Selbst­aus­beu­tung der Menschen dort, das akzeptiert man ja gar nicht. Ich bin auch dagegen, muss ich grundsätzlich sagen. Uns von der Stadt würde man sagen, dass wir die letzten Typen wären, wenn wir so agieren würden, mit Recht. Das geht ja alles nicht. Dass die unter anderen Voraus­setzungen dort eingezogen sind und dort gehaust haben … das ist ja nur unter diesen Gesichtspunkten überhaupt akzeptabel gewesen, dass das ein Privater gemacht hat. Oder auch nicht. Das geht ja gar nicht.“

Die Sache mit Paul Fischnaller
„Der Paul Fischnaller hat durch seine Aktivitäten das Haus wachgeküsst, würde ich sagen, er hat mit seiner Aktivität die Animationsfunktion gehabt, dass die Stadt dann eingestiegen ist in das Ganze – weil es sonst niemanden gegeben hat, das Haus auf Dauer abzusichern.“
„Das Haus ist sehr stark geprägt worden von einer Person und das ist die Person Fischnaller. Die Donauschule selbst hat aber direkt bis dorthin mit dem Gebäude nichts zu tun gehabt, der Name Kliemstein auch nicht und gar niemand. Die Donau­schule ist ja ein Begriff, den es schon sehr lange gibt, seit ein paar hundert Jahren. Und man muss schon die Frage stellen, wer das heute ist, wer den Begriff der Donauschule wieder beleben will.“
„Der Fischnaller senior hatte meines Wissens eine Druck­werk­stätte in der Honauerstraße, aus der er nach Jahrzehnten raus musste. Sein Sohn hat ihm dann geholfen, eine neue Bleibe für sei­ne Druckwerkstätte zu finden und sie sind auf den Salz­stadel gekommen. Der hat der Familie Wöh­rer gehört, die damit gebundenes Kapital gehabt hat, das ihnen niemand abgenommen hat. Als der Herr Fischnaller gekommen ist, habe ich ihm gleich gesagt, dass in letzter Konsequenz der Anspruch an die öffentliche Hand artikuliert werden wird, dort etwas zu tun. Legitim wird das von der anderen Seite, da es sich um eines der ältesten Gebäude der Stadt handelt und dass man eigentlich in Wahrheit den Fehler gemacht hat, dass niemand von uns mitgekriegt hat, dass der Bund das Haus um sehr günstiges Geld an die Familie Wöhrer verkauft hat. Das Match ist ohne uns abgelaufen, wir haben das nicht gewusst und es ist ins Privateigentum gekommen. Mit der Aktivität des Herrn Fisch­naller ist Druck gemacht worden, dass sich die öffentliche Hand wieder darum kümmern soll.“

Kosten, Akzeptanz
„Jeder, der das Haus gekauft hätte, hätte gewusst, dass er unter Denkmalschutzauflagen das Ganze zu sanieren hat. Man braucht um die 3 Millionen Euro, um diese Burg zu kaufen und zu sa­nieren. Nun, die öffentliche Hand nimmt diese 3 Millionen in die Hand, dazu kommen alle Folge­kosten, die die Stadt übernehmen wird. Natürlich taucht die Frage auf, was geschieht jetzt, wie kann man diesen Betrag sinnvoll einsetzen. Da gibt es unterschiedliche Meinungen möglicherweise.“
„Es muss einsehbar sein, warum man das gemacht hat, dass es zum Mehrwert – darunter verstehe ich das kulturelle Image, das kulturelle KnowHow der Stadt – beiträgt. Das Thema ist am Ende die Sichtweise des Mehrwertes. Da haben wir sicher un­terschiedliche Meinungen. Aufgabe der Politik ist es zu er­mög­lichen, die Prozesse der Meinungsbildung zu kanalisieren“.

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