Das Oxymoron am Römerberg

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People love Lazz – und die Menschen lieben auch anderes.

Das Oxymoron ist ja nicht direkt neu, es gibt diesen Club bereits seit 2008. Trotzdem kann er fast als „neu“ vorgestellt werden, wegen einer Entwicklung als privater Club, der sich, sorgfältig ausgedacht und erprobt, erst nach beinahe 2 Jahren sukzessive seine Wege nach außen gebahnt hat. Betrieben wird das Oxymoron von einem Mr. Jones, der seines Zeichens Jazzliebhaber ist. Gespielt haben hier bereits zahlreiche Größen des Jazz, zuletzt, im November zum Beispiel das Duo Jiri Stivin & Ali Haurand, ersterer ist als Jazzflötist international hochgeschätzt, zweiterer hat als Bassist und Bandleader mit dem European Jazzensemble Jazz­ge­schichte geschrieben. Im Oxymoron erzählt Ali Haurand zwischen den Stücken etwa Geschich­ten und Geschichtchen aus der Welt der Jazzer, etwa von seiner Zeit mit Chet Baker, mit dem er sich eine Zeitlang eine WG geteilt hat. Überhaupt eignet sich der intime Rahmen für eine Be­gegnung von KünstlerInnen und Publikum „auf einer Ebene“, für Gespräch und Austausch in gepflegtem Rahmen – was ein deklariertes Ziel von Mr. Jones und seinem Club ist. Be­zeichnend für die Ausrichtung des Clubs ist generell eine Mischung aus Inspiration, Offenheit und, sagen wir salopp, einem „metaphysischem Futurismus“. Eine Mischung, die das Pro­gramm des Oxymorons quasi im Namen trägt: Ein Oxymoron bezeichnet wörtlich eine rhetorische Figur, die bereits den Widerspruch in sich trägt – in dieser Bedeutung setzt sich das Wort Oxymoron gleichermaßen aus den Worten „scharfsinnig“ sowie „dumm“ zusammen: Dem Sowohl-als-auch der Vielschichtigkeit von Kunst und Begegnung, von Individualität und So­zialität, generell einer pointierten Darstellung von doppelbödigen und mehrdeutigen In­hal­ten kann damit Rechnung getragen werden, gerade auch wegen der uneindeutigen, aber umso interessierteren Ausrichtung. Dementsprechend findet der russisch-polnische Liederabend eben­so im Programm seinen Platz wie Konzerte von Pop bis R&B, Performanceabende oder Theaterabende, die von lokalen bis internationalen KünstlerInnen gestaltet werden – in kleinem, aber sehr feinem Rahmen. Zuletzt wurde im November etwa „Bagdad brennt“ gegeben, ebenso hat im November Anna Maria Eder gemeinsam mit Elisabeth Hütter und Carla Spendel eine Lesung mit musikalischem Rahmen zum Thema „Fremdsein“ gestaltet; oder es hat sich eine Kooperation mit der Linzer Tanzvernetzungsstelle RedSapata entwickelt, die dort ihre work-in-progress Stücke aus den künstlerischen Residencies präsentieren kann. Er sei überzeugt, dass interessante und unkonventionelle KünstlerInnen ein interessiertes und gutes Publikum bringen, sagt Mr. Jones im Gespräch, und was vielleicht noch bezeichnender für die Atmosphäre des Clubs ist: dass an einem anderen Abend die Rollen der getauscht sind und ZuschauerInnen zu Ak­teur­Innen werden. Das Oxymoron ist generell offen an Veranstaltungstagen, von 19.45 bis 2.00 Uhr nachts. Ein Besuch lohnt sich natürlich speziell für Liebhaber des Jazz, für Liebhaber der gepflegten Stimmung und auch für ein fremdsprachig versiertes Publikum, da im Oxymoron ein doch sehr bunt zusam­mengewürfeltes Publikum präsent ist. Auch an der Bar gibt Mr. Jones himself gerne über seinen Club und anderes Auskunft, kurz: es kann an Oxymoron-Abenden über Kunst und die Welt geredet werden.

Oxymoron, Römerstr. 4, 4020 Linz
www.oxymoronlinz.org
oxymoronlinz@gmail.com

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