Dramawettstreit!
Der Musentempel geht nun mit Herbst 2009 in das zweite Jahr seines Bestehens. Könnt ihr ein kurzes Resümee über eure Salon- Veranstaltungsreihe „Künstler aller Sparten vereinigt euch“, sowie über eure diesjährige Sommertheaterproduktion „Moby Dick“ im Parkbad ziehen?
Lisa Fuchs: Sowohl die Veranstaltungen „Musentempel“, als auch unsere erste Eigenproduktion „Moby Dick“ konnten sich über Publikumszuspruch und Erfolg freuen, mit dem wohl niemand von uns in diesem Ausmaß gerechnet hätte. All das hätte niemals passieren können, wären da nicht Menschen, die uns aus purem Idealismus zur Seite standen.
Judith Richter: Unser Ziel, ungewöhnliche Orte zu bespielen, hat sich mit „Moby Dick“ dank der kooperativen Haltung des Parkbads fortgesetzt. Zum Erfolg wurde die Produktion – neben dem Publikum, das sich nicht vom arktischen Sommer hat schrecken lassen – durch das Team, in dem etliche Künstler, die wir durch die „Salon“-Reihe kennen gelernt haben, vertreten waren. Verena Henetmayer und Andreas Wipplinger z.B. sind inzwischen im Vorstand und unverzichtbare Mitglieder des Vereins.
Am 16.11. geht’s in eurem „Stammlokal“ dem Apothekerhaus mit einem „Musentempel Austriae“ weiter. Es gibt Hausmanns-Kunst, neues Heimatlied und, als Neuerung im Konzept des Musentempels, einen großen Dramawettstreit: Es geht um einen Autorenwettbewerb.
L.F.: SchauspielerInnen aus der Linzer Theaterszene, werden aus fünf, zuvor ausgewählten Stücken aus der Feder noch unentdeckter AutorInnen jeweils ca. 10 Minuten vorlesen, wobei eine junge Regisseurin, Anna Winkler, im Vorfeld szenisch einrichten wird. Eine Jury – bestehend aus Personen des Leitungsteams des Theater Phönix, sowie der Journalistin Karin Schütze und dem Publikum, das ebenfalls mit einer Stimme vertreten ist – wird danach den/die SiegerIn dieses Abends wählen.
J.R.: Im Prinzip ist jeder „Tempelabend“ aufgebaut wie eine kleine Inszenierung: Im Mittelpunkt steht mit dem Drama-Wettstreit die Suche nach einem Stück. Diese erstreckt sich über drei „Vorrunden“ (16.11. 2009/18.01. 2010/ 15.3. 2010) bevor im Finale am 17.05. 2010 um den Stückauftrag gestritten wird. Hier spielen wir ironisch mit Formaten wie „Starmania“. Noemi Auer und Inga Hehn verwandeln das Apothekerhaus hierfür in den „Olymp der Österreicher“. Das Plakat stammt von Helmut Breneis und mit dem Zusammentreffen von zünftigen G’stanzln der Wüdschützweiber mit loops und beats von Innaseen und Tomá Ivanov steht ein exklusiv für diesen Abend bereitetes Musik-Experiment an, auf das ich mich schon besonders freue.
Die Idee hinter dem Autorenwettbewerb ist, mit dem/der GewinnerIn eine Theaterproduktion zu gestalten. Wir von spotsZ sind Kooperationspartner was die ZwischengewinnerInnen betrifft, d.h. wir veröffentlichen im Vorfeld Texte. Am Ende soll kommendes Jahr eine Theaterproduktion in Kooperation mit dem Phönix entstehen. Was stellt ihr euch da idealtypisch so vor – wie experimentell, wie konventionell, wie absurd soll’s oder darf es denn sein?
L.F.: Theater ist und bleibt Geschmacksfrage und alles ist erlaubt. Da das Theater Phönix, bzw. auch der Musentempel eine gewisse Linie vertreten und beide sehr experimentierfreudig sind und sich eher dem jungen, unkonventionellen Theater verschrieben haben, schwebt uns wohl eher eine Produktion in dieser Richtung vor. Hierbei sind nach oben hin kaum Grenzen gesetzt.
J.R.: Zunächst ist da einmal der Spielort: das Studio im Phönix ist kein unentdeckter Theaterraum, jedoch gewissermaßen so etwas wie die Keimzelle des Musentempels: Aus dem Wunsch, Raum für eigene Projekte und Experimente zu haben, ist vor zwei Jahren die Reihe „Studio Life“ entstanden. Um auch außer Haus produzieren zu können, haben wir im Jahr darauf den Musentempel gegründet. Dadurch, dass das Phönix durch seine Infrastruktur die „Hardware“ stellt, können wir die „Software“ übernehmen, d.h. die beteiligten KünstlerInnen einladen. Ziel wäre es, dass sich das Team für die Produktion von Plakat über Regie bis Raumausstattung aus den Menschen zusammensetzt, die mit uns im Rahmen der vier bevorstehenden Salons schon die Zusammenarbeit im Kleinen erproben. Diese Mischung von neuen Leuten wird schon ein Experiment: Noch ist alles offen und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wir sind selbst gespannt, was dabei herauskommen wird.
Die Zielsetzung zu Beginn des Musentempels war ja, die langweiligen Linzer Montage etwas aufregender zu gestalten. Das Jahr ist bald vorüber … wie wichtig ist denn aus eurer Sicht eine Stadtbelebung im Jahr 2010, wenn die große Party vorbei ist?
L.F.: Das Jahr 2010 birgt für Linz in meinen Augen eine Chance. 2009 hat gezeigt – nicht zuletzt aus der „Frustbewegung“, die durch die teilweise Ausschließung der freien Szene entstanden ist – was alles möglich ist.
J.R.: „Der Musentempel“ ist auch aus einer Müdigkeit der Streitereien im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahrs entstanden, wo wir jenseits aller Finanz-, Prestige- und Imagefragen einen Raum schaffen wollten, in dem wir lustvoll spielen und anderen Platz zum Spielen und Ausprobieren geben können. Insofern hat Linz09, neben einer Menge sehenswerter Produktionen, auch über den Widerstand neue Impulse gegeben und war uns letzten Endes sogar ein aufgeschlossener Kooperationspartner. Unsere große Party hat schon 2008 begonnen und gezeigt: Feierfreude und Kreativität sind da. Es gibt starke Initiativen, Institutionen und Individuen und jede Menge spannende Orte – wir planen für April ein Stationentheater im Stadtkeller, im Sommer ein neues Stück im Parkbad, und sehen die Umstrukturierung der Tabakfabrik in Richtung Kreativstadt als Riesenchance für Linz. Vielleicht ist nach der Party ja auch vor der Party!
DER GROSSE DRAMAWETTSTREIT, Teil Eins: Musentempel Austriae
Am 16. Nov. streiten aufstrebende Sterne am Himmel der dramatischen Dichtkunst, dargeboten von SchauspielerInnen der Linzer Theaterszene, um die Ehre, im Theater Phönix aufgeführt zu werden. Infos: tempelmuse@yahoo.de, www.myspace.com/musentempel
Mo 16.11., 19.00 h Einlass/Hausmannskunst; 20.00 h Dramawettstreit;
21.30 h D’Wüdschützweiber; 22.00 h Tanz mit Innaseen und Tomá Ivanov
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