Das eigene Potential sein

AutorIn: 
„Demut“ heißt das abendfüllende Tanzstück von Monika Huemer, das am 2. Februar beim Heimspiel 07 im Linzer Posthof Premiere hat. Mit Monika Huemer werden Tanja Brandmayr, Ulrike Hager und Monika Pesendorfer tanzen, Alexander Jöchtl kreiert die Musik, die Kostüme kommen von Astrid Hofstetter. Ein befreundetes Künstlerinnengespräch.

Für das Interview verabreden wir uns in der kinderfreundlich eingerichteten Wohnküche von Mo­nika Huemer und stimmen uns mit Tee und freundschaftlich weitläufigen Gesprächen auf das Interview ein. Zeitlich setzt uns der zweieinhalbjährige Sohn der Künstlerin, David, den Rah­men, denn er hält gerade zwei Räume weiter seinen Mit­tagsschlaf. Monika verrät mir, dass sie vie­le ihrer Besprechungstermine der laufenden Pro­duk­tion in die Ruhezeiten von David legt und gelegt hat, damit er nicht zu viel Mama entbehren muß. Jede(r) Alleinerzieher(in) kann derlei Organisa­tion als Hochseilakt nachempfinden.

Vieles war wieder neu für sie, aber beklagen will sie sich nicht, sagt Monika Huemer, schließlich steckt ihr Projekt in der Endphase und vieles hat sich zu ihrer Zufriedenheit ergeben. Die Proben­räu­me beispielsweise stellte großteils der Posthof zur Verfügung. Für Termine, an denen es dort kei­ne freien Räume gab, erwies sich das CCL auch kurzfristig als sehr unkompliziert. Die Räume sind zwar nicht optimal, im Posthof sehr klein und im CCL überdimensional groß und mit schwierigem Bodenbelag, aber die Gruppe mach­te sozusagen das Beste draus. Ein Projekt­be­reich, der sich über­raschenderweise, trotz bisher eher guter Erfah­run­gen als kompliziert und ex­trem energieraubend erwies, waren die Subven­tions­ansuchen bei den öffentlichen Ämtern. Das ewige Strategie­spiel von Argumentationen, monatelangen Wartezeiten und häufigem Nachfragen, um ein vages Ja oder Nein zu erhalten, veranlassten mich, die diesbezüglichen Eindrücke im beigestellten Kasten zu­sam­menzufassen („Zusam­men­­fassung von Ein­drü­c­­ken beim Ansuchen von Subventionen“, siehe auch spotsZ, Jännerausgabe „Tanz die Peripherie“, www.servus.at/spotsZ). Das Einreichen beim Otto Mauer Fonds war zwar aufwendig, die Bearbei­tung verlief aber rasch und unkompliziert.

„Ein primäres Ziel von Demut ist, meine Visionen zu diesem Thema in konkreten Bildern dem Pu­bli­kum nahe zu bringen“, sagt Monika Huemer im Gespräch und beschreibt im Pressetext den Stückinhalt als „WEG des LEBENS und des MENSCH­SEINS, der in DEMUT begangen wird“. Die Frage „warum Demut?“ drängt sich auf. Nach einer Debatte über den Begriff Demut wurde mir klar, dass er Assoziationen in jedem von uns wach­ruft. Althergebrachte Auslegungen und „Fehl­formen“ des religiösen Lebens, in der „die De­mü­tigung des menschlichen Selbst gegenüber dem Göttlichen“ im Vordergrund standen. Hingegen Mo­nika Huemer: „In meiner Auslegung des Be­griffs Demut heißt es, den Mut aufzubringen, sich mit dem Selbst auszusöhnen und das Beste, das Schöne, wenn auch Ungewöhnliche und Eigen­ar­tige aus sich herauszuholen und zu leben. Sein eigenes Potential zu sein und somit auch einer größeren Aufgabe gerecht werden zu können.“

„Leben“ steht gleichbedeutend für das Motiv der DNA, welches uns durch die Konstruktion der Dop­pelhelix mittlerweile geläufig ist. Darauf be­zieht sich „Demut“ inhaltlich-formal in den Grup­pen­sequenzen. Leben bedeutet aber auch „Mensch sein“, was die Gegenüberstellung des Ich, als In­di­­viduum, mit dem Wir, der Gemeinschaft, in dem dieses Ich lebt, mit sich bringt. „Das Span­nende an diesem Projekt ist für mich die künstlerische Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen“, gesteht die Künstlerin, „wie sie beispielsweise mei­ne Vor­ga­ben annehmen und für sich in den Solos um­set­zen.“ Denn nichts ist darauf ausgelegt, reißerisch zu wirken. „In den Charakteren der Solos gibt es einiges zu entdecken, und wenn sich so mancher Zuseher darin wiederfinden kann oder sich etwas daraus für sich mitnimmt, ist schon viel erreicht“, verrät Monika – „auf alle Fälle ist es schön, wenn das Publikum einen kurzweiligen Abend erlebt“. Kostüme von Astrid Hof­stetter unterstützen die Fi­guren in ihren Erschei­nungsformen, die Atmos­phäre der Szenen wird ge­meinsam mit der Musik aus Alexander Jöchtls Soundgarten und dem Be­leuchtungskonzept von Rainer Kocher getragen.

Schon neue Pläne?
Keine, außer das Stück „Demut“ aufzuarbeiten und an unterschiedlichsten Stellen einzureichen.

Offen für Produktionen von anderen?
Natürlich. Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann einen regen und anhaltenden Austausch mit den unterschiedlichen Künst­lerInnen, neue Pro­jekte und die ver­mehrte Arbeit mit Stimme, Text.

2009?
(Lacht auf) Ja, das gibt es …

Zusammenfassung von Eindrücken beim Ansuchen von Subventionen
NEU
Stadt: Lange Entscheidungsfrist! Sept. 06 bis März 07 (Pre­mie­re: 2. Feb.) bedeutet KO für das Ansuchen beim Bund.
Land: Eine Kostenaufstellung in seinen einzelnen Posten rechtfertigen zu müssen.
Bund: Nur etablierte Produzierende werden gefördert, denn weder eine Babypause noch das Mitwirken in anderen Produktionen gilt als …
NICHT NEU
Stadt: Die ewige Fragestellung, wie viel das Land zum Projekt beiträgt.
Land: Eine Tanzproduktion, die noch keine Folgetermine hat, muß günstiger sein. (!?)
Bund: Zeigt sich im Vorfeld gern interessiert, verweist jedoch immer auf Stadt – Land. Dann Absage mit Aussicht auf Prämie für hervorragende Produktion.

Karteninfo: www.posthof.at od. 070/781800 (Di-Fr 14.00-19.00 h)

Die heute 33 Jährige diplomierte Tanzpädagogin und Mut­ter wurde 2003 durch „Drei Torus“, ihrem Debut­stück, mit dem Kunststipendium ausgezeichnet. Zusam­men­ar­beit mit regionalen Tänzerinnen und Choreo­graph­innen wie Ma­rina Koraiman und Andrea Müller.
Kontakt: monika.huemer@utanet.at

21
Zurück zur Ausgabe: 
02/07
FotoautorInnen: 
Rainer Kocher

& Drupal

spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014