Das eigene Potential sein
Für das Interview verabreden wir uns in der kinderfreundlich eingerichteten Wohnküche von Monika Huemer und stimmen uns mit Tee und freundschaftlich weitläufigen Gesprächen auf das Interview ein. Zeitlich setzt uns der zweieinhalbjährige Sohn der Künstlerin, David, den Rahmen, denn er hält gerade zwei Räume weiter seinen Mittagsschlaf. Monika verrät mir, dass sie viele ihrer Besprechungstermine der laufenden Produktion in die Ruhezeiten von David legt und gelegt hat, damit er nicht zu viel Mama entbehren muß. Jede(r) Alleinerzieher(in) kann derlei Organisation als Hochseilakt nachempfinden.
Vieles war wieder neu für sie, aber beklagen will sie sich nicht, sagt Monika Huemer, schließlich steckt ihr Projekt in der Endphase und vieles hat sich zu ihrer Zufriedenheit ergeben. Die Probenräume beispielsweise stellte großteils der Posthof zur Verfügung. Für Termine, an denen es dort keine freien Räume gab, erwies sich das CCL auch kurzfristig als sehr unkompliziert. Die Räume sind zwar nicht optimal, im Posthof sehr klein und im CCL überdimensional groß und mit schwierigem Bodenbelag, aber die Gruppe machte sozusagen das Beste draus. Ein Projektbereich, der sich überraschenderweise, trotz bisher eher guter Erfahrungen als kompliziert und extrem energieraubend erwies, waren die Subventionsansuchen bei den öffentlichen Ämtern. Das ewige Strategiespiel von Argumentationen, monatelangen Wartezeiten und häufigem Nachfragen, um ein vages Ja oder Nein zu erhalten, veranlassten mich, die diesbezüglichen Eindrücke im beigestellten Kasten zusammenzufassen („Zusammenfassung von Eindrücken beim Ansuchen von Subventionen“, siehe auch spotsZ, Jännerausgabe „Tanz die Peripherie“, www.servus.at/spotsZ). Das Einreichen beim Otto Mauer Fonds war zwar aufwendig, die Bearbeitung verlief aber rasch und unkompliziert.
„Ein primäres Ziel von Demut ist, meine Visionen zu diesem Thema in konkreten Bildern dem Publikum nahe zu bringen“, sagt Monika Huemer im Gespräch und beschreibt im Pressetext den Stückinhalt als „WEG des LEBENS und des MENSCHSEINS, der in DEMUT begangen wird“. Die Frage „warum Demut?“ drängt sich auf. Nach einer Debatte über den Begriff Demut wurde mir klar, dass er Assoziationen in jedem von uns wachruft. Althergebrachte Auslegungen und „Fehlformen“ des religiösen Lebens, in der „die Demütigung des menschlichen Selbst gegenüber dem Göttlichen“ im Vordergrund standen. Hingegen Monika Huemer: „In meiner Auslegung des Begriffs Demut heißt es, den Mut aufzubringen, sich mit dem Selbst auszusöhnen und das Beste, das Schöne, wenn auch Ungewöhnliche und Eigenartige aus sich herauszuholen und zu leben. Sein eigenes Potential zu sein und somit auch einer größeren Aufgabe gerecht werden zu können.“
„Leben“ steht gleichbedeutend für das Motiv der DNA, welches uns durch die Konstruktion der Doppelhelix mittlerweile geläufig ist. Darauf bezieht sich „Demut“ inhaltlich-formal in den Gruppensequenzen. Leben bedeutet aber auch „Mensch sein“, was die Gegenüberstellung des Ich, als Individuum, mit dem Wir, der Gemeinschaft, in dem dieses Ich lebt, mit sich bringt. „Das Spannende an diesem Projekt ist für mich die künstlerische Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen“, gesteht die Künstlerin, „wie sie beispielsweise meine Vorgaben annehmen und für sich in den Solos umsetzen.“ Denn nichts ist darauf ausgelegt, reißerisch zu wirken. „In den Charakteren der Solos gibt es einiges zu entdecken, und wenn sich so mancher Zuseher darin wiederfinden kann oder sich etwas daraus für sich mitnimmt, ist schon viel erreicht“, verrät Monika – „auf alle Fälle ist es schön, wenn das Publikum einen kurzweiligen Abend erlebt“. Kostüme von Astrid Hofstetter unterstützen die Figuren in ihren Erscheinungsformen, die Atmosphäre der Szenen wird gemeinsam mit der Musik aus Alexander Jöchtls Soundgarten und dem Beleuchtungskonzept von Rainer Kocher getragen.
Schon neue Pläne?
Keine, außer das Stück „Demut“ aufzuarbeiten und an unterschiedlichsten Stellen einzureichen.
Offen für Produktionen von anderen?
Natürlich. Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann einen regen und anhaltenden Austausch mit den unterschiedlichen KünstlerInnen, neue Projekte und die vermehrte Arbeit mit Stimme, Text.
2009?
(Lacht auf) Ja, das gibt es …
Zusammenfassung von Eindrücken beim Ansuchen von Subventionen
NEU
Stadt: Lange Entscheidungsfrist! Sept. 06 bis März 07 (Premiere: 2. Feb.) bedeutet KO für das Ansuchen beim Bund.
Land: Eine Kostenaufstellung in seinen einzelnen Posten rechtfertigen zu müssen.
Bund: Nur etablierte Produzierende werden gefördert, denn weder eine Babypause noch das Mitwirken in anderen Produktionen gilt als …
NICHT NEU
Stadt: Die ewige Fragestellung, wie viel das Land zum Projekt beiträgt.
Land: Eine Tanzproduktion, die noch keine Folgetermine hat, muß günstiger sein. (!?)
Bund: Zeigt sich im Vorfeld gern interessiert, verweist jedoch immer auf Stadt – Land. Dann Absage mit Aussicht auf Prämie für hervorragende Produktion.
Karteninfo: www.posthof.at od. 070/781800 (Di-Fr 14.00-19.00 h)
Die heute 33 Jährige diplomierte Tanzpädagogin und Mutter wurde 2003 durch „Drei Torus“, ihrem Debutstück, mit dem Kunststipendium ausgezeichnet. Zusammenarbeit mit regionalen Tänzerinnen und Choreographinnen wie Marina Koraiman und Andrea Müller.
Kontakt: monika.huemer@utanet.at
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