Walk of Fem

Der WALK OF FEM befindet sich vom 10. bis 11. Mai im Donaupark zwischen Lentos und Bruc­kner­­haus. Er widmet sich unsichtbar ge­bliebenen Linzerinnen, die im Laufe der Ge­schichte Leben, Alltag, Wirtschaft, Kultur und Politik geprägt und bestimmt haben.

Frauen prägen und bestimmen Le­ben, Alltag, Wirtschaft, Kultur und Po­litik – genau wie Männer das tun. Sie tun es häufig aber „unsichtbar“, aus der zweiten Reihe, „neben“ oder „hinter“ einem Mann. Dement­spre­chend seltener, wer­den sie dafür dann auch öffentlich geehrt oder ste­hen für ihre Ta­ten oder Errun­gen­schaften im Rampenlicht. 18 solcher großteils „unsichtbar“ gebliebenen Lin­zerinnen, die auf ihre ganz spezielle Weise in dieser Stadt gewirkt haben, werden für die Zeit des Linz­­festes „sichtbar“ gemacht!

Eigentlich handelt es sich bei dieser Aktion um ein, von der Kultur­haupt­stadt Linz09 abgelehntes Projekt. Hier beim Pfingst-Fest veranstaltet von LINZKULTUR findet es nun aber doch noch seine erfreuliche, und noch da­zu äußerst ansprechende Verwirklichung. Alison Brown, die damalige Ob­frau des autonomen Frauenzentrums und einige frauenbewegte Frauen fan­den es vor etwa zwei Jahren schon wünschenswert, das Ungleichgewicht der vorhandenen „Gedenksteine“ in Linz auszugleichen, indem neben den vie­len Gedenktafeln für Männer, auch verdiente Frauen gewürdigt werden soll­ten.
Beim WALK OF FEM erhalten 18 solcher Frauen nun ihren ganz persönli­chen „Stern“.
Das Spektrum der ausgewählten, in Linz „unsichtbaren“ gebliebenen, die für wenige Tage oder Wochen nun im Donaupark sichtbar gemacht werden, reicht von der Tänzerin Edith Dorothea Wilensky über die Schauspielerin und The­aterdirektorin Ida Schuselka-Brüning bis zur Gründerin der Elisa­bethinen, Eva Maria Peisser. Von der Sozialdemokratischen Vorkämpferin Marie Beutl­mayr, der Ge­schäfts­frau Cäcilie Dierzer, die nebenbei noch ihre 8 Kinder ver­sorgt hat, bis hin zu Komponistinnen, Autorinnen oder Politi­ker­innen.

Der Wirkungsbereich, in dem Frauen Geschichte machten und machen ist bunt! Damit diese „gemachte Geschichte“ nicht für immer spurlos im Nichts versinkt, sondern erinnert wird, sorgt für wenige Tage der WALK OF FEM!

Zentrale Initiatorin und Entwicklerin der WALK OF FEM-Idee war Gabriele Heidecker. Es ist unendlich traurig, dass Gabriele die Realisierung des WALK OF FEM im Donaupark nicht mehr miterleben darf. Der WALK OF FEM – als Symbol für starke Frauen – ist Gabriele Heid­ecker gewidmet, die sich auf besondere Weise für die kulturelle Entwicklung in Linz und für Frauen in Kunst und Kultur eingesetzt hat.

www.frauenzentrum.at
Weitere Informationen unter www.linz.at/kultur/linzfest.asp

Der Walk of Fem wurde als Teil des diesjährigen Linzfestes von Linz Kultur gemeinsam mit Expertinnen, Künstlerinnen und Vertreterinnen der Linzer Frauen(kultur)einrichtungen FIFTITU%, dem Frauenbüro der Stadt Linz, Space­femFM, Kinderfreunde, Autonomes Frau­en­zen­trum, Linz09 und dem Verein Amara entwickelt. Der thematische Schwer­punkt „Un­sicht­bare Linz­erinnen“ wird von einem Workshopprogramm für Mädchen, u.a. zum Ra­dio­machen begleitet, außerdem mit künstlerischen Instal­latio­nen im Donaupark, die Margit Greinöcker und Betty Wimmer gestaltet ha­ben. Ein Infopoint informiert über das Programm.

Unsichtbar gebliebene Linzerinnen
Beutlmayr Marie,
*1870, +1948, Sozialdemokratische Politikerin
Als Tochter einer Landarbeiterin arbeitete sie schon als 13jährige in der Kaffee­mittelfabrik Frank in Linz. Sie wechselte 1890 in die Linzer Dampfsäge als Naglerin bei der Herstellung von Zigarrenkistchen. Sie engagierte sich maßgeblich bei gewerkschaftlichen Aktionen und war Delegierte auf zahlreichen sozialdemokratischen Parteitagen. Sie zählte zur nationalen Leitung der sozialdemokratischen Frauen. 1918 wurde sie zur ersten und damals einzigen Linzer Gemeinderätin bestellt und blieb bis zum Verbot der SDAP 1934 Mitglied des Ge­meinderats. Außerdem war sie von 1919 bis 1934 Landtagsabgeordnete und wurde von 1927 bis 1930 in den Bundesrat delegiert.  
Hedda  Wagner, *1876, +1950, Schriftstellerin, Komponistin
Sie beherrschte sieben Fremdsprachen und studierte in Wien Klavier und Kompositions­leh­re.  Musik begleitete ihr ganzes Leben: Neben Orchesterwerken, Kirchenmusik und Liedern schrieb sie auch drei Opern und ein Oratorio. Ab 1911 war sie Mitglied der Sozialde­mo­kra­tischen Partei und im Landesfrauenkomittee aktiv. Ihr Medium war das „Tagblatt“, für das sie seit 1912 schrieb. Als Romanautorin schrieb sie für das „Tagblatt“ insgesamt zwanzig Fortsetzungsromane. Zwischen 1934 und 1945 konnte Hedda Wagner nichts veröffentli­chen und verdiente ihren Lebensunterhalt mit Nachhilfestunden und  Klavierunterricht.
Friederike Stolz, *1913, +1989, Bildhauerin, Keramikerin
1945 zerstörte eine Fliegerbombe die friedliche Märchenwelt der Grottenbahn. Nach Kriegs­ende erhielt die Bildhauerin und Keramikerin den Auftrag, das mächtige Gebäude wie­der mit den Gestalten aus der Grimm’schen Märchenwelt auszustatten und den Haupt­platz, diesmal richtig gemauert, im Maßstab 1:7 im neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Ihre persönliche Bindung an die Grottenbahn war wohl besonders groß, hatte doch bereits ihr Vater an der ursprünglichen Einrichtung mitgewirkt. Noch heute entführen die von ihr mo­del­lierten lebensgroßen Figuren in liebevoll gestalteten Szenerien die Besucher in die Welt der Feen, Prinzen und Prinzessinnen, der Zwerge und Riesen.

15
Zurück zur Ausgabe: 
05/08

& Drupal

spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014