Walk of Fem
Frauen prägen und bestimmen Leben, Alltag, Wirtschaft, Kultur und Politik – genau wie Männer das tun. Sie tun es häufig aber „unsichtbar“, aus der zweiten Reihe, „neben“ oder „hinter“ einem Mann. Dementsprechend seltener, werden sie dafür dann auch öffentlich geehrt oder stehen für ihre Taten oder Errungenschaften im Rampenlicht. 18 solcher großteils „unsichtbar“ gebliebenen Linzerinnen, die auf ihre ganz spezielle Weise in dieser Stadt gewirkt haben, werden für die Zeit des Linzfestes „sichtbar“ gemacht!
Eigentlich handelt es sich bei dieser Aktion um ein, von der Kulturhauptstadt Linz09 abgelehntes Projekt. Hier beim Pfingst-Fest veranstaltet von LINZKULTUR findet es nun aber doch noch seine erfreuliche, und noch dazu äußerst ansprechende Verwirklichung. Alison Brown, die damalige Obfrau des autonomen Frauenzentrums und einige frauenbewegte Frauen fanden es vor etwa zwei Jahren schon wünschenswert, das Ungleichgewicht der vorhandenen „Gedenksteine“ in Linz auszugleichen, indem neben den vielen Gedenktafeln für Männer, auch verdiente Frauen gewürdigt werden sollten.
Beim WALK OF FEM erhalten 18 solcher Frauen nun ihren ganz persönlichen „Stern“.
Das Spektrum der ausgewählten, in Linz „unsichtbaren“ gebliebenen, die für wenige Tage oder Wochen nun im Donaupark sichtbar gemacht werden, reicht von der Tänzerin Edith Dorothea Wilensky über die Schauspielerin und Theaterdirektorin Ida Schuselka-Brüning bis zur Gründerin der Elisabethinen, Eva Maria Peisser. Von der Sozialdemokratischen Vorkämpferin Marie Beutlmayr, der Geschäftsfrau Cäcilie Dierzer, die nebenbei noch ihre 8 Kinder versorgt hat, bis hin zu Komponistinnen, Autorinnen oder Politikerinnen.
Der Wirkungsbereich, in dem Frauen Geschichte machten und machen ist bunt! Damit diese „gemachte Geschichte“ nicht für immer spurlos im Nichts versinkt, sondern erinnert wird, sorgt für wenige Tage der WALK OF FEM!
Zentrale Initiatorin und Entwicklerin der WALK OF FEM-Idee war Gabriele Heidecker. Es ist unendlich traurig, dass Gabriele die Realisierung des WALK OF FEM im Donaupark nicht mehr miterleben darf. Der WALK OF FEM – als Symbol für starke Frauen – ist Gabriele Heidecker gewidmet, die sich auf besondere Weise für die kulturelle Entwicklung in Linz und für Frauen in Kunst und Kultur eingesetzt hat.
www.frauenzentrum.at
Weitere Informationen unter www.linz.at/kultur/linzfest.asp
Der Walk of Fem wurde als Teil des diesjährigen Linzfestes von Linz Kultur gemeinsam mit Expertinnen, Künstlerinnen und Vertreterinnen der Linzer Frauen(kultur)einrichtungen FIFTITU%, dem Frauenbüro der Stadt Linz, SpacefemFM, Kinderfreunde, Autonomes Frauenzentrum, Linz09 und dem Verein Amara entwickelt. Der thematische Schwerpunkt „Unsichtbare Linzerinnen“ wird von einem Workshopprogramm für Mädchen, u.a. zum Radiomachen begleitet, außerdem mit künstlerischen Installationen im Donaupark, die Margit Greinöcker und Betty Wimmer gestaltet haben. Ein Infopoint informiert über das Programm.
Unsichtbar gebliebene Linzerinnen
Beutlmayr Marie, *1870, +1948, Sozialdemokratische Politikerin
Als Tochter einer Landarbeiterin arbeitete sie schon als 13jährige in der Kaffeemittelfabrik Frank in Linz. Sie wechselte 1890 in die Linzer Dampfsäge als Naglerin bei der Herstellung von Zigarrenkistchen. Sie engagierte sich maßgeblich bei gewerkschaftlichen Aktionen und war Delegierte auf zahlreichen sozialdemokratischen Parteitagen. Sie zählte zur nationalen Leitung der sozialdemokratischen Frauen. 1918 wurde sie zur ersten und damals einzigen Linzer Gemeinderätin bestellt und blieb bis zum Verbot der SDAP 1934 Mitglied des Gemeinderats. Außerdem war sie von 1919 bis 1934 Landtagsabgeordnete und wurde von 1927 bis 1930 in den Bundesrat delegiert.
Hedda Wagner, *1876, +1950, Schriftstellerin, Komponistin
Sie beherrschte sieben Fremdsprachen und studierte in Wien Klavier und Kompositionslehre. Musik begleitete ihr ganzes Leben: Neben Orchesterwerken, Kirchenmusik und Liedern schrieb sie auch drei Opern und ein Oratorio. Ab 1911 war sie Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und im Landesfrauenkomittee aktiv. Ihr Medium war das „Tagblatt“, für das sie seit 1912 schrieb. Als Romanautorin schrieb sie für das „Tagblatt“ insgesamt zwanzig Fortsetzungsromane. Zwischen 1934 und 1945 konnte Hedda Wagner nichts veröffentlichen und verdiente ihren Lebensunterhalt mit Nachhilfestunden und Klavierunterricht.
Friederike Stolz, *1913, +1989, Bildhauerin, Keramikerin
1945 zerstörte eine Fliegerbombe die friedliche Märchenwelt der Grottenbahn. Nach Kriegsende erhielt die Bildhauerin und Keramikerin den Auftrag, das mächtige Gebäude wieder mit den Gestalten aus der Grimm’schen Märchenwelt auszustatten und den Hauptplatz, diesmal richtig gemauert, im Maßstab 1:7 im neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Ihre persönliche Bindung an die Grottenbahn war wohl besonders groß, hatte doch bereits ihr Vater an der ursprünglichen Einrichtung mitgewirkt. Noch heute entführen die von ihr modellierten lebensgroßen Figuren in liebevoll gestalteten Szenerien die Besucher in die Welt der Feen, Prinzen und Prinzessinnen, der Zwerge und Riesen.
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