Shortstorys

Tag 1, Istanbul, Linienkilometer 5: 13.16 h. Die breite Stra­ße, die wir jetzt entlang gehen, führt uns zu einer Produk­tionsstätte des türkischen Nationalgetränks Nummer 3 (nach Cay und Raki): Die Efes-Brauerei. Wir streben munter auf die unvermeidlichen Sicherheitskräfte, die özel gü­venliks zu – doch diesmal funktioniert nichts! Kein „biz ögrenciyiz – wir sind Studenten“ und herumstottern auf Tür­kisch, noch nicht einmal Markus Enthusiasmus kann etwas ausrichten: Um das Werksgelände durchqueren zu können, bräuchten wir die Erlaubnis des Direktors – und der hat am Sonntag seinen wohlverdienten Feierabend und ist noch nicht einmal übers Handy zu erreichen. Wir und die özel güvenliks geben uns wirklich allergrößte Mü­he, doch am Ende kapitulieren wir und laufen drum he­rum. Doch auch von außen lässt sich einiges erspähen und wir witzeln, welchen Anteil unser Efeskonsum an den ganzen leeren Flaschen hat, die dort in Kästen gestapelt auf dem Hof stehen.
Tag 2, Istanbul, Linienkilometer 14: 15.43 h. Und wie kommen wir jetzt über den Bosporus? Mit dem Boot! Als wir schon nicht mehr dran glauben, kommen Fotograf-Can und Kaptan Mustafa! Nach einem spektakulären Lande­manöver an der Felsenküste springen wir ins Boot und tuc­kern los. Das Bötchen bringt uns sicher, aber im Zick­zack über den Bosporus, zwischen den großen Kreuzern und Fähren hindurch. Dann die große Aufregung: Del­phi­ne im Bosporus! Wir vergessen die Linie und folgen dem Schwarm.
Tag 3, Istanbul, Linienkilometer 25: 17.27 h. Ehe wir den Endpunkt erreichen, fordert die Linie noch einige Überwindung. Wir haben die Wahl zwischen einem Hügel und unserem Grauen vor der Kanalisation. Wir überwinden uns und steigen in die Unterwelt hinab. „Styx“ ist nur ein Gra­ben, über den wir leicht hinweg springen. Dann wandern wir gebückt und im Gänsemarsch durch den engen Tunnel und sind froh, als das Licht auf der anderen Seite näher kommt.