Editorial
Im ersten Teil dieser Mai-Ausgabe soll im Zentrum des Interesses die Stadtbetrachtung stehen, wie immer über einen produktions- und veranstaltungsbezogen Ansatz.
Es beginnt Wolfgang Schmutz mit einem Beitrag über den Film Trivial Europe, der im April sowohl bei der Grazer Diagonale als auch bei Crossing Europe gelaufen ist und über europäische Stadtporträts der anderen Art diverse Bedürfnisse nach mittelstädtischen Superlativen erörtert. Danach widmet sich Tanja Brandmayr einem Stadterschließungsprojekt in Istanbul (übrigens 2010 europäische Kulturhauptstadt), das als Line-Walking-Projekt institutionslos von einigen StudentInnen gestartet wurde, um in einer weitläufigen Documentation Map Orientierung und Stimmung zu vermitteln. Ursprünglich als Beitrag über eine Stadtbetrachtung „von unten“, aus der Sicht des städtischen Stollenuntergrunds, war Christian Herzenbergers Interview mit Rainer Zendron gedacht, dem Kurator des im Mai startenden Ausstellungsprojektes Tiefenrausch. Das Interview entwickelte sich aber in weiten Teilen in Richtung einer Reflexion über DAS derzeitige Linzer Stadtprojekt schlechthin: Über Sinn und Unsinn von Linz09, Linz09 Debatten und nachhaltige Einbindungen von kulturellen Institutionen in die kulturpolitischen Absichten der Stadt. Abschließend folgt ein Beitrag von Reinhard Winkler über einen Abend in Wels, der als waschaecht-Veranstaltung von atmosphärische Verdichtungen im klein- und mittelstädtischem Bereich berichtet – und in gewisser Weise das ironisiert überwunden hat, worunter auch Linz und mittlerweile wahrscheinlich die ganze Welt leidet: Unter der provinziellen Angst, Provinz zu sein. Das provinzielle Wels ist ja schließlich nochmals die Abstufung der Provinz Linz, könnte man meinen. Wir meinen das jedenfalls nicht.
Um „Sichtbarkeit“ geht es im hinteren Teil von spotsZ. Ein kurzer Beitrag widmet sich dem Walk of Fem, der beim Linzfest beschritten werden kann, um die Tatsache von gesellschaftlich, politisch und kulturell tätigen Frauen im allgemeinen Bewusstsein und ganz konkret in Form von weiblichen Personen zu verankern. Zu „Hörbarkeit“ und „Partizipation“ finden sich einige Beiträge zum Thema freie Medien, freie Zugänge, freie Netzwerke. Richard Paulovsky und Manuela Mittermayer haben bei Radio FRO nachgefragt. Vom ebenfalls in der Kirchengasse 4 beheimateten Netzkulturbetreiber servus.at wurde uns ein Beitrag von Christof Autengruber vermittelt, der sich mit Community Netzwerken zwischen Anarchie und Hierarchie beschäftigt. Bei aller Sichtbarkeit, Hörbarkeit und aktiven Teilnahme in der Kirchengasse soll es dann gegen Ende noch ums Verschwinden gehen: Im Interview berichtet Simone Schönett über das beinahe-Verschwinden der jenischen Kultur. Sie gestaltet dazu mit ihrer Kollegin Marika Schmiedt Ende Mai einen Workshop in der Stadtwerkstatt.
Zum Verschwinden schreibt übrigens auch unsere Kolumnistin Wiltrud Hackl, die nach temporärer Abwesenheit wieder aus der Versenkung entstiegen, erneut für spotsZ schreibend tätig geworden ist.
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