Editorial

Im Mai ist so gut wie alles Festival. Und da passiert natürlich so einiges. Es ist der Ausnahmemonat im Ausnahmezustand (Kulturhauptstadtjahr!) und man weiß nicht immer gleich, wo man lieber hingehen sollte und was man von der Überfülle an Angebot überhaupt halten soll? spotsZ widmet sich den Projekten, Messen und Festivals, die im April und Mai veranstaltet wur­den und werden: Etwa den Tagen der Beweglichkeit, die als literarisch/ avantgardistisches Programm von Florian Huber besprochen wurden. Oder das Projekt „Brise“, mit dem das äußerst umfangreich angelegte Festival der Regionen eröffnet wird und das in seiner Ausrichtung auf eine partizipative Avantgarde zu setzen vermag.

Julia Binter erfuhr Geschichte mit dem Bus und nahm am Projekt „Rebell­innen“ teil, um Orte des Widerstandes in Linz kennenzulernen, während Do­mi­nika Meindl über die Subversiv Messe schreibt, die sich global über subversive Strategien der Gegenwart austauschen möchte. Die Ambivalenz einer solchen widerständigen Messe untertiteln die Veranstalter Social Im­pact treffenderweise mitunter auch mal mit: „Bleib brav, bleib subversiv“: Soll man über eine solche Disparatheit lachen oder weinen? So gefragt mag das auch das Cover der „Ärzte ohne Ängste“ betreffen, die Teil der Subver­siv Messe sein werden. Nichts Genaues wissen wir zwar über die Ärzte ohne Ängste noch nicht. Aber mit Tschechov gedacht, der postuliert hat, dass die Kunst der Schmerz sei und nicht der Arzt, könnte man aktuell vermuten, dass die Ärzte selber ziemliche Schmerzen haben – was die Frage nach Kunst, Schmerz und Strategie recht treffend umfasst, in ihrem fortgeschrittenen Wahnsinn aber tatsächlich ungemein alt aussehen lässt.

Die Subversivität psychischer und psychiatrischer Räume, wenn man so möchte, bearbeitet im Mai im Kunstraum Goethestraße eine Ausstellung von Christoph Mayer, den Gottfried Roithinger interviewt hat – zweifelsohne ist „decisions“ ein Ausstellungstipp des Monats Mai. Dann schlägt Lorenz Potocnik das letzte Mal mit seinen „Hässlichen Entlein“ zu – die spotsZ-Reihe zur Architektur der 60er und 70er Jahre findet mit der gleichnamigen Ausstellung im Mai im Architekturforum ihren Abschluss. Sonst gibt’s inhaltlich natürlich auch noch einiges, zum Beispiel Norbert Trawögers Bei­trag über das „Mehr als Musik“-Festival „4020“. Nicht nur Tipp, sondern Ge­winnmöglichkeit soll das Festival „4020“ für die spotsZ-LeserInnen sein. Es gibt wieder Festivalpässe zu gewinnen!

Zum Schluss nochmal Festival und die Gewinnfrage: Vor Beginn des Rie­sen­festivals Kulturhauptstadtjahr wurde auch in Linz durchaus sehr kritisch über die Präsentationsform des Festivals als alleinglücklichmachendes Re­zept auf strukturelle Probleme im Kunst- und Kulturbetrieb diskutiert, Stich­wort „Festivalisierung“. Jetzt, im Jahr des Jahres stößt das Format schon mal auch auf seine erfühlten Grenzen und bringt außerdem zahlreiche Kola­te­ral­schäden zwischen Management und Kulturschaffenden mit sich. Vor lauter Umsetzung des Ausnahmezustandes und seiner punktuellen Reize verliert sich schon mal das Interesse an wirklicher Auseinandersetzung, sind die kritischen Ressourcen an allen Ecken und Enden hyperventiliert. Des­halb die Frage, frei nach Tschechov: „Ist die Kunst nun Schmerz oder einfach nur Festival?“ Freie Antworten sind durchaus erwünscht. Spontan und kurz beantwortet und bis 4. Mai an spotsz@servus.at geschickt, winkt einer von 4x2 Festivalpässen für „4020“: Die ersten vier EinsenderInnen gewinnen.

Also, in diesem Sinn: Bleib brav, besuch Festivals!

Die spotsZ Redaktion
spotsz@servus.at

* spotsZ gibt’s seit Oktober 2006 als monatlich erscheinendes Printmedium für „Kunst, Kultur, Szene und Linz“. Alle bisherigen Ausgaben sind nachzulesen unter www.servus.at/spotsz

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