What life’s like in Linz & Liverpool
„Liverpool ist ein so trauriger Ort an einem Samstagabend, dabei ist erst Donnerstag – ich erlebe nie etwas, ich erlebe nie etwas ...“ – das dürfte sich seit den Sechziger Jahren (und einem gelben U-Boot) gründlich geändert haben.
Heute sind sowohl Linz als auch Liverpool quirlige Kulturstädte mit inspirierendem Nacht- und Tagleben. Homebase für KünstlerInnen, die ihr Leben, ihre Identität, ihre Alltagsumgebungen bildnerisch verarbeiten: filmisch, fotografisch, bildhauerisch, diagrammatisch; mit Materialen wie Schwammtüchern, Metallteilen, Knochen, Flaschenetiketten ...
Anläßlich des Kulturhauptstadtjahres 2008 in Liverpool fanden sie zu einer losen Gruppe von Individualistinnen zusammen: named POST.
Seither suchen sie – wie Beate mir berichtet – Partner in den folgenden Kulturhauptstadt-Hotspots wie eben Linz; kontaktierten das Atelierhaus Salzamt und die Künstlervereinigung Maerz. Interessiert an kulturellen Unterschieden und Austausch mit anderen KünstlerInnen kamen sie nach Linz ...
Was BesucherInnen nicht versäumen sollten: Aintree-Pferderennbahn, Pubs, Bluecoat Art Center & Gallery in Linz; Pöstlingberg, Donaupromenade, Grottenbahn in Liverpool (oder umgekehrt?)
Was KünstlerInnen auffällt: himmelblau zwischen hohen Gebäuden, Geselchtes- & Eiscremeduft, Meer- & Malzgeruch, donauschlammgrün & pöstlingberggrün, stahlblaugrün, mittelblau ...
Etwas aus der Vergänglichkeit kurzer Aufenthalte/ihrer jeweiligen Leben machen: 14 unterschiedliche Positionen kaleidoskopisch gezeigt in Maerz und Salzamt: riPOSTe oder „how much company can you stand?“
Katriona Beals interessiert sich für Selbstschutzmechanismen des Subjekts in der Öffentlichkeit. Masken, Verhüllungen als Schutzschild der persönlichen Verletzlichkeiten.
Für Jennie Cunningham bestehen enge Verbindungen zwischen Lebensweg und leidvollen Situationen. Die (christliche) Kreuzwegthematik bringt Transzendenz in ein Leben in der modernen Welt.
Claudia Czimek inszeniert sich als nomadische Präsentatorin ihres privaten Kistenmuseums (derzeit auch im OK) aber auch als Modedesignerin, die mit „armen“ Materialien arbeitet.
Marlene Haderer stellt ihre Arbeit in den Dienst optischer Effekte, schimmernder Oberflächen – um von hier aus ins Tiefe zu führen.
Cecilia Kinnear imaginiert sich in fiktive Identitäten, inszeniert sich als unterschiedliche Persönlichkeiten: als jüngster Spross einer noblen Familie ebenso wie als schicke, society-affine Fußballergattin.
Haruko Maeda ist fasziniert von europäischer Reliquien-Tradition. Knochen, Skelette arrangiert, dekoriert sie zu bizarr anmutenden skulpturalen Tableaus.
Susan Meyerhoff Sharples spürt Relikten des Überlebens nach. Archiviert Spuren des Multikulturalismus, formt daraus metallene Objekte.
Gerlinde Miesenböcks Medium ist die Fotografie. Sie zeigt menschliche Beziehungen (Kennenlernrituale, wie gastgeschenkte Linzertorten: fotografisch dokumentiert), z. T. auch generationsübergreifende Interaktionen. (Sie ist derzeit ebenso in der Landesgalerie vertreten.)
Barbara Musil arbeitet mit persönlichen Erinnerungen, beispielsweise an zurückliegende Reisen. In der Maerz verarbeitete sie Etiketten von Wasserflaschen zu changierenden Collagen.
Amanda Oliphant schichtet eigene Wahrnehmungen städtischer Umgebungen zu metaphorischen Raum-Anordnungen.
Beate Rathmayr gruppiert fotografisch real angetroffene Menschen um in fiktive Beziehungsgeflechte vor enigmatischen Kontexten.
Karo Szmit erstellt Wort-Bedeutungs-Schaubilder, entdeckt zwischen ihnen ungewohnte Zusammenhänge.
Claire Weetman zeichnet lineare Bewegungsdiagramme auf, reflektiert Reisen, Wege, gewohnte Abläufe.
Robyn Woolstons Video beruht auf Autobiographischem: Ihrem Besuch der Räume eines Konzentrationslagers und der Reflexion der eigenen Vergänglichkeit.
Nach wie vor autonom arbeitend, stehen die Künstlerinnen (u. a. per eigener Netzwerk-Homepage) in Verbindung, unterstützen einander in Kunst und Alltag.
Seit ihrem ersten Zusammentreffen in der Bluecoat-Gallery anlässlich des Kulturhauptstadtjahres08 halten sie Kontakt zueinander, besuchen einander, arbeiten in Projekten zusammen. So wird ihr Netzwerk immer größer und tragfähiger.
Anscheinend sind nächste Ausstellungsprojekte in Istanbul geplant, ich bin schon sehr gespannt ...
Ausstellung „Linz <–> Liverpool“ noch bis 17. September in der Galerie Maerz und im Atelierhaus Salzamt.
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spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014