Das andere Museum der Apartheid?

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Videoschnipselvortrag zu Sun

Am Freitag, den 10. September gibt es im Rahmen des „Nachtdienstes #83“ im Medien Kultur Haus Wels einen besonderen Abend: In einem spannenden Projekt zu den Themen Südafrika, Apartheid, Rassismus haben die Wie­ner Kulturwissenschafterin Marietta Kesting und der Ber­liner Autor Aljoscha Weskott den Freizeit- und Ver­gnü­gungs­komplex Sun City erforscht. Die Produkte dieses Projekts sind ein Buch (Sun Tropes/August Verlag) sowie ein Film (Sunny Land), der heuer auf der Berlinale Pre­miere hatte.

Sun City ist ein Freizeit- und Vergnügungskomplex in der Nordwest-Provinz der Republik Südafrika. Der Hotel- und Kasino-Komplex war in den 70ern als Las Vegas des Apart­­heid-Regimes im In- und Ausland gleichermaßen Sym­bol für südafrikanischen Pop und Glamour, allerdings je­weils unter umgedrehten Vorzeichen. Im Medien Kultur Haus Wels werden Marietta Kesting und Aljoscha Weskott Videoschnipsel aus dem Film, unveröffentlichtes Material mit Artikeln aus dem Buch, Erfahrungsberichten und Anek­doten rund um die Dreharbeiten verschränken und präsentieren. Außerdem werden die beiden auf den berühmten Protest-Song von 1985 eingehen, an dem u. a. Bob Dylan, Ringo Starr, Run DMC, Peter Gabriel beteiligt waren, oder wie die deutsche Kulturzeitschrift de:bug meint: „Neben den notorischen Pappnasen Bono und Bob Geldof waren hier auch zahlreiche respektable Künstler vertreten, etwa Run DMC, Afrika Bambaataa, Linton Kwesi Johnson, Miles Davis, George Clinton, Gil Scott-Heron oder Herbie Han­cock.“

Mit der Faszination für „twilight zones“ führt das Medien Kultur Haus Wels im Modus der kritischen Pop­kultur­for­schung das Phänomen des Eskapismus vor Augen. Wie ist – etwa am historischen Beispiel „Sun City“ – das Ver­hält­nis von „Oase“ und „Ventil“ anders zu denken, um dichotomen Denkmustern zu entgehen? Das südafrikanische Las Vegas-Imitat „Sun City“ wurde 1979 in einem Home­land errichtet, ca. 180 km nördlich von Johannesburg. Es konterkarierte und unterstützte den puritanischen Apart­heids­staat zugleich – es war eine Art Entertainment-Ma­schine im „Ausland“ – verbunden und unverbunden mit Apart­heid-Südafrika. Doch eröffneten sich darin auch bi­zarre Möglichkeitsräume, bis heute. Das Ende der Apart­heid und der historische Wahlsieg des ANC 1994 gingen verblüffend spurlos an Sun City vorbei.

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