Editorial

Im Editorial dieser Oktober-Ausgabe soll auf einen Wettbewerb hingewiesen werden, an dem spotsZ als Kooperationspartner beteiligt ist: Der junge Kulturverein Musentempel und das Theater Phönix suchen junge Dra­ma­ti­kerInnen-Talente, die erstens zu einem „Dichterwettstreit“ antreten wollen, und zweitens eine Stückproduktion für nächstes Jahr im Phönix Studio ge­winnen wollen. Wer in der vergangenen Saison einen „Salon“ des Musen­tem­pels besucht hat, den die Schauspielerinnen Judith Richter und Lisa Fuchs regelmäßig unter dem Generalmotto „Künstler aller Sparten vereinigt euch“ veranstaltet haben – oder deren erste Eigenproduktion „Moby Dick“ im Park­bad, kann sich vielleicht ein viel versprechendes Bild ma­chen. Start für den Wettbewerb ist jedenfalls sofort, die genaueren Be­dingungen für eine Teilnahme sind unter den Ausschreibungen nachzulesen.

Kommen wir zum Inhalt dieser Ausgabe, in die sich folgender roter Faden ein­gezogen hat: Sehen, riechen, hören, schmecken … bzw. etwas, das unter „Sinne“, und „Nichtsinne“ zusammengefasst werden kann.

Oder als Projekte und Texte, die sich nur mit so etwas wie einer paradoxen Rezeptionsweise verstehen lassen. Walter Kohl schreibt etwa über Geruch und Identität einer Stadt, Christian Pichler rezensiert Kohls Buch „Wie riecht Leben?“, das kürzlich neu erschienen ist. Julia Binter hat Linz aus neuen Blickwinkeln betrachtet – und dabei radfahrenderweise Theater und Musik genossen. Reinhard Winkler besuchte zwei Installationen, die sich mit lesen und nicht-lesen befassen, bzw. genauer gesagt: Er hat sich die Ins­tal­lationen zweier bildender KünstlerInnen angesehen, die das eine Mal un­ge­lesene, das andere Mal leere Bücher ausstellen. Und eine besondere Freu­de ist uns, dass Wolfgang Dorninger trotz Zeitmangel und Baustelle einen Rundgang durchs Museum Lentos für uns gemacht hat: Er bespricht die Ausstellung „See This Sound. Versprechungen von Bild und Ton“. Sonst gibt es noch einen Beitrag von Roswitha Kröll, die die Frauen von spacefemFm über ihre macht- und demokratiepolitische Radio-Reihe auf FRO befragt hat. Und ein Interview mit dem Elektroniker Richard Eigner, der sich – um noch einmal auf eine „sinnliche“ Paradoxie zurückzukommen –, mit einer „Ent­lärmung“ von Noise-Musik beschäftigt hat. Eigner ist beim Abschluss­abend der elektroakustischen Reihe Sonus Loci dabei.

Unter Zeitmangel wegen Übersiedelung stand übrigens auch Wiltrud Hackl, die sich Gedanken über die Klangwolke gemacht hat – und die sich dabei gewissermaßen genauso überflutet fühlte, wie Christian Wellmann und Martin Bruner von Unkraut Comics. Aus allen Nähten platzt übrigens der Ver­anstaltungskalender von spotsZ. Es scheint was los zu sein im Herbst. Um da nicht in sinnlose Geschäftigkeit zu verfallen und Ruhe zu bewahren … an dieser Stelle ein paar ermahnende Haikus, die Philip Hautmann sozusagen privat an Teile der Redaktion geschickt hat. Sie stammen von Meister Basho: „Es dunkelt das Meer/Der Ruf der Wildenten scheint/Weißlich zu schimmern“. Oder: „Winden betrachtend/Verzehre ich meinen Reis/So einer bin ich.“ oder auch: „Tiefer Herbst. Mein Nachbar – Wie mag’s ihm gehen?“

Einen schönen Oktober, Ihre spotsZ Redaktion
spotsz@servus.at

* spotsZ gibt’s seit Oktober 2006 als monatlich erscheinendes Printmedium für „Kunst, Kultur, Szene und Linz“. Alle bisherigen Ausgaben sind nachzulesen unter www.servus.at/spotsz

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10/09

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