Letzte Sommernächte im Parkhotel
Ich frage mich, wie viel man – schreibt man für ein Linzer Stadtmagazin – eigentlich voraussetzen kann beim Schlagwort Parkhotel. Ist Linz nicht klein genug, dass sich so etwas Kurioses wie ein Hotel in drei Kanalrohren (oder sollte ich es innerstädtischen Campingplatz nennen?) herumgesprochen hat? Und dann erst im nahe gelegenen Ottensheim, wo ich als Fremder freundlich vom Pritschenwagen aus gegrüßt wurde? Und dennoch: Hat man erst mal das Nummerncodeschloß an der Tür ausgetrickst (für späte Gäste empfiehlt sich dringend die Mitnahme eines Feuerzeuges zur besseren und einzigen Sicht), wird man nicht allein gelassen und mit Fragen überhäuft. „Ah – und ich dachte, die wollen da irgendwas bauen, aber dass man darin schlafen kann …,“ stellte eine Ottensheimerin neben mir leicht kopfschüttelnd fest. Lokale SpaziergängerInnen wie internationale RadfahrerInnen halten inne und teilen das eigene Staunen über das darin Verborgene. Ein Bett, eine Nachttischlampe, dunkelgraue Felddecken. Das ist der nette, aber auch anstrengende Nebeneffekt an einer Nacht im Parkhotel: Während man keinerlei Kontakt mit Rezeptionisten oder leise huschendem Personal hat, sondern völlig anonym (max330@gmx.at) buchen und einchecken kann – quasi ein Hotelzimmer aus dem Supermarkt – übernimmt man die Rolle des Concierge. Schnell wird man zum Fremdenführer im ca. 2 Meter großen Röhrenuniversum und erklärt den verwunderten PassantInnen das System. Eingebucht wird via Internet, bezahlt, so viel man will. Das Geld hinterlässt man am Nachtkästchen wie eine Gabe an unsichtbare Heinzelmännchen, die unbemerkt die Betten machen. Das alles weiß man selbst wiederum auch nur aus dem Internet. Zugegeben, es hat schon ein wenig etwas Automatenhaftes. Ich denke da an die Schokoriegel im Snackautomaten am Bahnhof. Willst du einen haben, folge den Anweisungen am Display. Dass man sich beim Darin-Schlafen auch wie einer dieser Riegel fühlen kann, liegt dann wohl auf der Hand. Ich bemesse die Qualität der von mir besuchten Hotelzimmer an der Dauer, die ich mich im Wachzustand darin aufhalten will. Ein Beispiel: Ein gedämpftes Zimmer mit Textiltapeten und schweren Vorhängen hochwertig, Jugendherberge letztklassig. Das Parkhotel nimmt dabei eine eher problematische Position ein. Eigentlich dümpelt es irgendwo in der Kategorie Jugendherberge herum, denn außer zu schlafen kann man darin wirklich nichts machen. Allerdings würde man ihm Unrecht tun, es dort vergammeln zu lassen. Vielleicht darf man sich – wie so oft – nicht von Worten täuschen lassen und vielleicht sollte man das Parkhotel ganz einfach nicht als Hotel verstehen und auch nicht in diese Kategorie einordnen. Denn es bietet kein zeitweiliges Zuhause an, sondern einfach eine kleine Hilfestellung. Wie ein betonierter Schlafsack, den man überall aufschlägt, wenn man nicht mehr weiter kann. Wie eine freundliche Parkbank, nur eben etwas wärmer, trockener, sicherer und privater, aber auch nicht mehr. (Man fühlt sich morgens auch, als hätte man auf einer solchen genächtigt. Zumindest was die Grundzüge der Hygiene betrifft.)
Zuhause angekommen fragte mich ein Freund: „Wie hast du im Parkhotel geschlafen?“ Und ich konnte nur sagen: „Schlecht.“ Aber dafür kann es nichts, denn: Gelsen sieht man nicht im Parkhotel. Die betonierten Wände bieten eine völlig geschützte Umgebung für dieses Insekt und so perfekt getarnt erweist es sich rasch als sinnlos, sich nächtens auf die Suche nach den lästigen Mücken zu machen, die einen einfach nicht schlafen lassen. Schließlich passiert einem im Parkhotel eine unmittelbare Berührung mit seiner Umgebung, so eben auch mit der Natur.
Hinweis: Infos, Fotos, Buchen und Diverses unter
www.dasparkhotel.net
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