Editorial

Willkommen im Novemberheft, schon beinahe eine Celebrity Aus­gabe. Wir freuen uns über ein Interview mit Diedrich Diedrichsen, das Pe­ter Schernhuber und Beat Weber anlässlich Diedrichsens Erscheinens beim diesjährigen Wel­ser YOUKI-Jugendfestival geführt haben – und das nicht nur die Jugend im engeren Sinn thematisierte. Ebenso freuen wir uns über einen Essay, den der ebenso im November in Wels weilende Magnus Klaue im Vorfeld verfasst hat, eine treffende Antwort auf die Frage, ob man denn Schreiben lernen könne. Und womit die, wenn sie es nicht können, das trotz­dem wettmachen wollen. Und wir freuen uns auch über unsere, apropos nämlich Celebrity, Valie Export, der derzeit bekanntermaßen eine große Personale in Wien und Linz gewidmet ist – und die Karin M. Ho­fer in Wien getroffen hat.

Auf Augenhöhe unsere Helden lokalen Kunstschaffens. Zum Bei­spiel die bühne04, die im November als erste freie Theatergruppe die Ta­bak­fa­brik bespielen wird – Julia Engelmayer schreibt über die Probephase im Vor­feld und das Theaterstück von Jura Soyfer, das in den harten dreißiger Jah­ren seine ProtagonistInnen auf die Irrfahrt schickt. Eine andere Heldin lokalen Kunstschaffens, die Schmuckkünstlerin Ursula Guttmann, ist hingegen international nachgefragt auf Reisen. Guttmann hat mit ihren Schmuck­skulpturen fast unbeachtet und abseits der Linzerstadt eine be­acht­liche Anzahl von Aktivitäten vorzuweisen. Welche genau, beziehungsweise was genau eigentlich zeitgenössischer Autorenschmuck ist, kann im Interview nachgelesen werden, das Tanja Brandmayr geführt hat.

Altbewährte Kulturhäuser verschiedenster Naturen. Zwar nicht so alt, dafür altbewährt und gut veranstaltete die KAPU Ende Oktober das Kapuzunder-Festival. Christian Wellmann hat es besucht und schreibt über die überbordenden Eindrücke des multimedial zwischen Musik, Aus­stel­lung „und vielem mehr“ angelegten Festivals. Ebenso altbewährt, wenn auch vielleicht ein wenig mehr alteingesessen, ist das Museumshaus Nor­dico, das Wolfgang Schmutz ins Visier nimmt: Genauer gesagt befragt er die neue Leiterin des Hauses, Andrea Bina zur aktuellen Nordico-Schau über die Tabakwerke. Außerdem geht es im Gespräch um Binas Ambitionen, was das Haus und seine zukünftige Positionierung anbelangt.

Und zum Abschluss ein wenig über das gescheiterte Multikulti. Wir dachten ja, dass das Wort Multikulti schon seit Jahren tot ist – aber wo die deutsche Kanzlerin Zugeständnisse ans Kopfprekariat macht, tut sich parallel natürlich Fremdenfeindliches in Österreich. Wiltrud Hackl variiert ihr Thema dieses Mal zu „In die Ferne“ – und schreibt über die unerträglich bru­talen Kinder-Abschiebungen. Wie selbstverständlich in Österreich „Mul­tikulti“ einst zur Kultur gehörte, das ist in Karl Markus Gauß’ neuen Roman zu lesen. In einer Rezension von „Im Wald der Metropolen“ wird diesem Ös­terreich und seinen speziellen Mixturen nachgereist und hinterherassoziiert: Mitunter führt das zu Passagen, die einem nicht nur ein wirkliches Fee­ling dafür geben, wo Österreich herkommt, sondern auch, warum es tra­di­ti­o­nell den Obrigkeitshass auf einen Hass auf das Fremde umgewandelt hat.

Schöne Lekture wünscht
Die spotsZ-Redaktion
spotsz@servus.at

2
Zurück zur Ausgabe: 
11/10

& Drupal

spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014