DONauTIK von Linz bis Amsterdam
Was war die ursprüngliche Intention der STWST zu Beginn, mit einem Schiff auf die Donau zu gehen? War es mehr die Lust an einem neuen Betätigungsfeld oder der Frust, dass die Lände als verbindendes Element zwischen STWST und Donau beseitigt wurde? War es so intendiert, praktisch mit einem Schiff eine neue oder andere Verbindung zur Donau herzustellen?
Klar wurden wir von den Gebäuden rund um uns eingeengt. Aber nicht nur die Glas- und Lichtpaläste haben uns aufs Wasser gebracht, sondern auch die inhaltliche Ausrichtung der sogenannten „neuen Kunst“ hatte für uns keinen „sex-appeal“ mehr. Wir wollten einfach was unternehmen und nicht nur jedes Jahr von einer heilbringenden Zukunft reden. Um diese Utopien dann auch noch sofort in einem Museum der Zukunft zu archivieren.
Wir haben zwar ein Stück Wiese verloren, dafür haben wir aber einen 10 Meter breiten und 120 Meter langen Donauuferstreifen und 30 Meter der Donau gepachtet. Dieses Neuland ist neben unserem Schiff, das wir im Winterhafen in einer offenen Personengruppe restauriert haben, eines unserer Hauptaufgabengebiete.
Wir sehen die Donau als Fluss, und auch die Anomalien des Wassers als Herausforderung und als neues Forschungsfeld. Derzeit haben wir auf unserem „Deckdock 2135.0“ das von der DONauTIK-Gruppe betrieben wird, eine Boje mit Unterwassermikrofon im Wasser. Geplant sind auch noch eine Unterwasserkamera und diverse andere Sensoren. 40 Meter dieses Donauufers haben wir leider an die Stadt Linz für das Projekt „Linzer Auge“ abtreten müssen. Wir wollten dort im Sommer 2010 Liegestühle aufstellen – dies wird nun aber aus aktueller Gegebenheit erst nächstes Jahr umgesetzt werden. Die Glaspaläste und die Situation rund um das Linzer Auge hat den Entschluss der STWST gefestigt und es wurde im Cafe Strom eine generelles Lokalverbot für Architekten ausgesprochen. T-Shirts mit dem „no architects“-Logo können über unseren Shop http://shop.stwst.at bestellt werden.
Wir haben in einem anderen Artikel die Feststellung, dass die Donau für die LinzerInnen ein „weißer Fleck auf der Karte“ ist.
Der Schutzdamm, der nach dem Hochwasser 1954 gebaut wurde, hat leider die Donau von der Stadt getrennt. Zudem trägt der Blockwurf (die losen Granitsteine) des Ufers nicht gerade dazu bei, dass der Fluss zugänglich wird. Der Schutzdamm und der Blockwurf sind eigentlich eine doppelte Absicherung gegen denn „bösen, hochwasserführenden, reißenden Fluss“. Unserer Meinung nach sollte man mehr mit dem Fluss machen und das Ufer attraktiv gestalten. Es gibt wenige Flüsse auf der Welt, die im Durchschnitt 1.000.000 Liter Wasser pro Sekunde transportieren. Als eines der nachhaltigsten Projekte der Kulturhauptstadt 09 sehen wir da auch den Badestrand beim Stromkilometer 2132,6. Über die Stromkilometer kann die Entfernung bis zur Mündung der Donau ins Schwarze Meer abgelesen werden. Die weißen Steine sind alle 100 Meter eingelassen und über die schwarzen Tafeln können die Kilometer abgelesen werden. Mehrere Strände im Stadtbereich würden sicher den Zugang zur Donau erleichtern und es würde zusätzlich die Rattenplage, die durch einen Blockwurf entsteht, vermindert werden.
Hat nun das „Messschiff Eleonore“, das im Winterhafen liegt, auch damit was zu tun – mit Messungen eines Verhältnisses einer Stadt zu ihrem Fluss? Oder einer Vermessung einer Randzone, einer Brache, wie sie im Winterhafen zu finden ist? Wovon wird das allgemeine, nun schon seit einiger Zeit bestehende Interesse an der Donau und an Donauschiffen deiner Meinung nach getragen?
Unser Schiff hat den Beinamen Messschiff. Messschiff steht für Beobachtungen in unserer Umwelt. Neben naturwissenschaftliche Messungen wird hier aber auch die Schaffung und Entwicklung von Positionen im politischen und geisteswissenschaftlichen Bereich als Schnittstelle zur Umwelt gewertet. Unser Messschiff Eleonore soll über eine autarke Infrastruktur funktionieren. Auf einem Schiff entsteht eine spezielle Wohn- und Arbeitssituation, Strom und Wasser kommen nicht von alleine aus den Leitungen. Für die KünstlerIn wird im System Eleonore ein neuer Betrachtungswinkel geschaffen. Dies soll mithelfen, sich im Zeitalter der globalen Informationstechnik weiter ein individuelles Urteil über die Probleme unserer Zeit bilden zu können. Da neben der Stadtwerkstatt derzeit auch andere KünstlerInnen mit der Thematik und den Möglichkeiten auf dem Wasser arbeiten (Robert Eisenhuber, Leo Schatzl, Clemens Knopf, Time’s Up, Gruppe DOnauTIK), sehen wir die geplante Zuschüttung eines Linzer Hafenbeckens als weitere Fehlentwicklung der Linzer Stadtpolitik.
Es hat ja auf der Eleonore nun schon Residencies gegeben, zudem wurde ein Projekt der STWST durch LinzExport positiv juriert. Kannst du Projekte und Residencies beispielhaft skizzieren, die auf der Eleonore schon stattgefunden haben oder stattfinden werden?
Unsere KünstlerInnen werden im Bereich der neuen Medien gesucht. Meistens sind es aber auch kritische KünstlerInnen, die in der Open-Source- und Free-Softwaretechnik arbeiten, und auch neue Betätigungsfelder suchen. Als erste Künstlerin war Eleonora Oriegga (Mailand, London, Amsterdam – http://xname.cc) auf dem Schiff. Eleonora hat auf der Eleonore versucht, ohne Software kreativ zu arbeiten. Sie hat kleine analoge Schaltkreise zusammengelötet, die über verschiedenste (Sonnen-)Lichtsituationen Geräusche machten. Über Stroboskope und LED-Scheinwerfer fand dann eine beeindruckende Abschlussperformance im Cafe Strom statt. Als zweiter Künstler ist derzeit Armin Medosch (London Wien – http://thenextlayer.org) zu Gast. Er recherchiert im Bereich der Neuen Medien und erarbeitet eine Position der freien Software, der freien Szene, der Kunst, der Ars Electronica und des AEC’s.
Zum Projekt LinzExport: Eine Personengruppe rund um die Stadtwerkstatt-DOnauTIK ermöglicht Linzer KünstlerInnen einen Aufenthalt auf einem 9-Meter Boot in Monnickendam (10 km nördlich von Amsterdam). Es wird eine kleine idyllische Wohnmöglichkeit (10 m2) in einem Hafen geboten. Auch auf einem kleinen Boot kann an Projekten und Texten gearbeitet werden. Die Entfernung zu Linz, und die Bedingung, dass man dort alleine 14 Tage lebt, soll eine Arbeitssituation und nicht einen Urlaub erleichtern.
Bewerbungen bitte an email@punkaustria.at
Ich habe gehört, es sollte von der STWST zum heurigen Ars-Quartier in den Tabakwerken einen „Zillendienst“ geben. Mit der Zille zu „repair“ – das wäre ja schon ein sehr bezeichnendes Statement gewesen, oder? Anders gefragt: Was wird’s denn heuer von der STWST zur Ars und zu „repair“ geben?
Die „ARS“ hat an Attraktivität verloren. Es passieren keine wesentlichen Veränderungen mehr. Es ist richtig, wir haben der „ARS“ ein Zillen-Shuttleservice (Donaukulturtaxi) vorgeschlagen, da es auf unserer Linie liegt. Wir haben uns dabei schon sehr auf die Zusammenarbeit mit den Donauexpertinnen von FIFTITU% gefreut. Doch nach einem anfänglich positiven Feedback und einer Abmachung zum nächsten Gesprächstermin ist dann irgendwie der Kontakt abgerissen. Keine Reaktion mehr. Es ist ein wenig rätselhaft. Wir sind nicht mehr ganz sicher ob die „ARS“ überhaupt noch real existiert. Anfangs wurde vom Projektteam für die Aktion ein Entscheidungstermin Mitte Juli kommuniziert. Bei uns hat sich niemand gemeldet, deswegen ist das Projekt für uns auch begraben.
Dann noch die Randdetailfrage zum Schluss: Gab es wirklich den Winterhafen-Deal der STWST mit Martin Heller „Internet gegen Toilette“ – am Ende noch ein lustiger Pragmatismus eines doch eher spannungsgeladenen Verhältnisses?
Es gab die Idee, beim Herrn Kulturintendanten 09 nachzufragen, ob die KünstlerInnen bei ihm ihr Geschäft verrichten dürfen. Er hat ja seine Wohnung im Linzer Winterhafen weiter behalten (vielleicht gibt es ja noch ein weiteres Kulturhauptstadtjahr). Da aber schon während des Kulturhauptstadtjahres ein analoger Deal bezüglich Stromanschluss gescheitert ist, wäre dies nur ein strategisch-politisches Manöver gewesen. Wir haben lieber unser Ziel im Auge behalten: eine autarke, autonome Insel. Und deswegen haben wir uns entschlossen, unsere Richtung weiter zu verfolgen und alle benötigten Dinge für eine Lebens- und Arbeitssituation dort mittels Solarpanelen, Generatoren, Fäkalientanks und Biotoiletten umzusetzen.
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