Editorial

Im September geht’s im Zentrum los. Und wenn es im Zentrum wieder so richtig loszugeht, dann ist für spotsZ ein Blick an die Peri­phe­rie einmal mehr das Ding des Monats. Es geht zur Donau und zu einer anderen, neuen Perspektive auf die Stadt, die Christoph Wiesmayr und Bern­hard Gilli entwickelt haben. Ausgehend vom Industriegebiet im Linzer Os­ten ha­ben sie die städtische Identität sozusagen von der Donauseite aufgerollt – und in einer philosophisch/literarisch/faktischen Annäherung unter anderem das recht eigentümlich abgetrennte Verhältnis der Stadt zu ihrem Fluss be­schrie­ben. Natürlich war es da nur nahe liegend, die Stadtwerkstadt in Vertre­tung von Franz Xaver zum Interview zu bitten. Denn die STWST be­treibt bereits seit etwa zwei Jahren eine eigene DONauTIK-Gruppe, und hat vor allem auf ihrem Schiff im Winterhafen, der Eleonore, neuen Raum für künstlerisch/ experimentelles Arbeiten geschaffen. Und einiges mehr, das nach­zulesen lohnt. Das ewig expansive Thema Raum findet durch das diesjährige Linz­Im­puls-Thema Leerstand quasi seinen Zusammenschluss zu verschiedenen Leerstand-Projekten, die Theresa Luise Gindlstrasser beschreibt – und die die leerstehenden Räume in unterschiedlichen Qualitäten von migrantischen bis zu sehr kleinfamiliären Wunschvorstellungen untersucht. Im hinteren Teil von spotsZ geht es als Sommerausklang noch mal auf die Reise: Durch diverse Ausstellungsbesprechungen von Karin M. Hofer und Julia Binter nach Liverpool, Vorarlberg und Nigeria. Dann geht’s mit Christian Pichlers Besprechung von Willi Steiners neuem Roman nach England und last but not least hat Wiltrud Hackl dieses Mal einen Ausflug in recht nahe Klein-Istanbul nach Traun gemacht.

Es ist alles ganz schön beim Alten geblieben? Mit etwas Abstand zum Kulturhauptstadtjahr kam das große Survival of the Big­gest. Es bleibt zu hoffen, dass neben kulturellen Publikums-Großver­anstal­tungen eine vitale, eigenständige Szene bestehen bleiben kann. Dass es schwie­riger geworden ist, davon wissen alle kleinen Vereine und Veranstal­ter ein Lied zu singen. Getroffen hat es diesen Sommer recht hart die KUPF-Projekte zur Stadt­wa­che und die KUPF selbst. Denn wenn politische Ent­schei­dungsträger ad hoc eine Juryentscheidungen aushebeln und selbst künst­lerische Bewertungen anstellen … dann bleibt die Frage: Kulturelle Ver­­engung oder schon Ober-Austro-Faschismus? Nein, das natürlich eh nicht. Aber der todernst gemeinten Frage, was eine Gesellschaft verliert, wenn sie quasi Kritik abschafft, geht Peter Schernhuber nach.

Schwierig ist es auch für spotsZ, übrigens einst auch mal vom KUPF IT juriert. Vieles gäb es da zu sagen, nur mal soviel, dass es in einer mittelgro­ßen Stadt nicht gerade leicht ist, die Provinz auszuhebeln – was ja angetra­gene Anforderung und Wunsch aller Beteiligten im kulturellen Feld zu sein scheint. Tatsache ist aber, dass spotsZ jeweils nur für ein paar Monate die Finanzierung absichern kann, aus Gründen, die die mittelgroße Stadt an­schei­nend fix vorgibt.

Zum Editorial-Schluss noch was ganz anderes: Es soll Menschen ge­ben, die zu richtigen Eis-FantikerInnen geworden sind, seit es ein bestimmtes Deli-Eisgeschäft („und mehr!“) an der Linzer Promenade gibt. Mehrfach ge­hört und festgestellt: Je öfter probiert, desto wahnsinnig besser! Mit diesem unüblichen, völlig subjektiven Tipp für das beste Eis oder die besten Crê­pes der Stadt und wer weiß was noch wünschen wir einen schönen Spät­som­mer.

Die spotsZ-Redaktion
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09/10

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