Editorial

„Stigmatisierung ist ein Prozess der Zuschreibung von Merkmalen, die Ab­leh­nung, Beklemmung oder Unbehagen bei Dritten hervorrufen und die Stig­ma­tisierten entwerten. Stigmatisierung tritt oft in Form von Sexismus und Rassismus auf, und zeigt sich auch in der symbolischen, ökonomischen und sozialen Abwertung jener, die an der Armutsgrenze leben.“ So heißt es im Ausschreibungstext der siebten österreichischen Armutskonferenz Anfang März, die unter dem Titel: „SCHANDE ARMUT. Stigmatisierung und Be­schä­mung.“ steht.

Dass nicht nur der Faktor ausreichender ökonomischer Voraussetzungen aus­schlaggebend für eine gleichberechtigte gesellschaftliche Partizipation ist, liegt auf der Hand. Ebenso bekannt ist, dass Ausgrenzung und Benach­teiligungen oft parallel auf mehreren Ebenen passieren. Speziell in der Situ­a­tion von MigrantInnen wird dies besonders sichtbar, was nicht zuletzt auch im jüngst erschienen Migrationsbericht, der Österreich im EU-Ver­gleich ein besonders schlechtes Zeugnis ausstellte, bestätigt wurde.

Wir haben dies zum Anlass genommen, den Einfluss von Kultur in negativer wie in positiver Hinsicht zu beleuchten und berichten über Gegen­stra­tegien zur Ausgrenzung, die über Kultur allgemein, aber auch direkt im Kunst- und Kulturbereich existiert.

Manuel Boecker befragte den Neufeldener Künstler Joachim Eckl und dessen Partner Bislan E. über deren gemeinsame künstlerische Aktivitäten. Das Landestheater versucht in einem mit MigrantInnen entwickelten Stück neue Wege zu betreten.
Radostina Patulova beschreibt in einem Interview die Wege und Umwege einer selbstbestimmten Kulturarbeit von MigrantInnen bzw. -organisationen.
Herbert Lachmayer hingegen beschreibt Ausgrenzungsmechanismen der neu­en Oberschicht und appelliert für einen emanzipatorischen Kultur­be­griff.

Was tut sich gerade in Linz?

Linz09 hat eine eigene Spielstätte beschlossen, Norbert Trawöger musste fest­stellen, dass außer dieser Tatsache nichts feststeht und wir LinzerInnen
wohl noch eine Weile warten müssen, bis wir etwas begreifen können.

Roswitha Kröll hat die Tagung mehr(wert)queer an der Linzer Kunstuni be­sucht und diese zusammengefasst, Reinhard Winkler war Besucher des ex­pe­rimentellen Konzertes mit boeff und Gästen, Julia Binter führte ein Inter­view mit Alexander Kratzer, dem Regisseur von „Volksgarten“, einem Stück von Andreas Jungwirth, das jüngst im Theater Phönix Premiere hatte und Christian Pichler berichtet über sein Zusammentreffen mit Herbert Chris­tian Stöger und dessen beeindruckend vielseitiges Schaffen.

Zum Abschluß kann der/die LeserIn sich noch Wiltrud Hackls Nachdenken über das Nicht-Nachdenken zu Genuss führen.

Wir wünschen wie immer viel Interesse und Vergnügen beim Lesen –
die spotsZ* Redaktion
spotsZ@servus.at

* spotsZ gibt’s seit Oktober 2006 als monatlich erscheinendes Printmedium für „Kunst, Kultur, Szene und Linz“. Alle bisherigen Ausgaben sind nachzulesen unter www.servus.at/spotsZ

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