Avantgarde und Klassik

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Aktuelle Tanzperformance und klassische indische Musik von 25.06.–18.07. in der Salzburger Sommerszene

Für (Tanz)Festivals gilt, Form und Inhalt regelmäßig zu hinterfragen und „Kerngenres“ von Tanz, Theater und Performance zu überschreiten – um neue Kontexte und gedankliche Frei­räu­me zu schaffen: Es werden bei der sommerszene erstmals zwei Kunstwelten nebeneinander gestellt, die scheinbar nichts ge­mein haben. Das Festival wird sich mit zeitgenössischer Büh­nen­kunst, vornehmlich dem Tanz, beschäftigen, andererseits die Welt der klassischen indischen Musik vorstellen. Die Be­rei­che werden autonom gegenübergestellt und jeweils thematisch kontextualisiert. Die klassische indische Musik vereint den Gegensatz zwischen Form und Emotion, zwischen Struk­tur und Improvisation. In hohem Maß lebt diese Musik von der Persönlichkeit des Künstlers. Zeitgenössische westliche Per­for­­mance verhandelt eine ähnliche Dialektik. Da es keinen allge­meinen Maßstab oder ein allgemeines Repertoire mehr gibt, fin­den wir den Trend zum individuellen Performer, speziell zur Per­sönlichkeit und oft privaten Eigenart des Darstellers. Die für die sommerszene 09 ausgesuchten KünstlerInnen vereint ihr En­ga­gement, gewagte Aufführungen zu schaffen. Es wird auf den be­sonderen Moment der Begegnung mit dem Pu­bli­kum fokussiert.
So folgen etwa den Konzerten zu „Classical Indian Music“, un­ter anderem mit Aruna Sairam, Shujaat Husain Khan, Bombay Jayashri oder Shahid Parvez „Dinner Talks“ mit teilnehmenden KünstlerInnen. Themen sind Grundlagen der indischen Musik in Tradition und Moderne, Berührungspunkte zur westlichen Kunst oder die Haltung zu Kunst und Künstlertum. Es gibt außerdem „Indian Film Dinners“, die außergewöhnliche Filme zur klassischen indischen Musik vorstellen, etwa „Raga Unveiled“, ein inspirierender und umfassender Blick auf die klassische indische Musik. Der Film bietet eine ausführliche Einleitung in das weite, spirituelle Spekrum des Raga und verbindet die Beson­derheiten weltberühmter Musiker wie Ravi Shankar und vielen anderen. Unter der die „Kernkompetenz“ bildenden Schiene „Dance Avantgarde“ läuft unter anderem das Projekt „lovely liquid lounge“ von Jin Xing, Tänzerin, Choreographin und schil­lerndste Figur in Chinas Kunstszene. Durch die ganz persönli­che Geschichte und den Seinsentwurf von Jin Xing, einst Oberst im chinesischen Militär, jetzt Tänzerin, Choreographin, Chan­teuse und Medienstar und durch ihre Transformation vom Mann zur Frau, wird das eigentliche Bild von Schönheit unter der ge­sellschaftlichen Oberfläche hervorgebracht. Dies nur als ein Bei­spiel unter vielen interessanten Programmpunkten.

Das vollständige Programm findet sich unter www.sommerszene.net

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06/09
FotoautorInnen: 
André Cornelier

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