Avantgarde und Klassik
Für (Tanz)Festivals gilt, Form und Inhalt regelmäßig zu hinterfragen und „Kerngenres“ von Tanz, Theater und Performance zu überschreiten – um neue Kontexte und gedankliche Freiräume zu schaffen: Es werden bei der sommerszene erstmals zwei Kunstwelten nebeneinander gestellt, die scheinbar nichts gemein haben. Das Festival wird sich mit zeitgenössischer Bühnenkunst, vornehmlich dem Tanz, beschäftigen, andererseits die Welt der klassischen indischen Musik vorstellen. Die Bereiche werden autonom gegenübergestellt und jeweils thematisch kontextualisiert. Die klassische indische Musik vereint den Gegensatz zwischen Form und Emotion, zwischen Struktur und Improvisation. In hohem Maß lebt diese Musik von der Persönlichkeit des Künstlers. Zeitgenössische westliche Performance verhandelt eine ähnliche Dialektik. Da es keinen allgemeinen Maßstab oder ein allgemeines Repertoire mehr gibt, finden wir den Trend zum individuellen Performer, speziell zur Persönlichkeit und oft privaten Eigenart des Darstellers. Die für die sommerszene 09 ausgesuchten KünstlerInnen vereint ihr Engagement, gewagte Aufführungen zu schaffen. Es wird auf den besonderen Moment der Begegnung mit dem Publikum fokussiert.
So folgen etwa den Konzerten zu „Classical Indian Music“, unter anderem mit Aruna Sairam, Shujaat Husain Khan, Bombay Jayashri oder Shahid Parvez „Dinner Talks“ mit teilnehmenden KünstlerInnen. Themen sind Grundlagen der indischen Musik in Tradition und Moderne, Berührungspunkte zur westlichen Kunst oder die Haltung zu Kunst und Künstlertum. Es gibt außerdem „Indian Film Dinners“, die außergewöhnliche Filme zur klassischen indischen Musik vorstellen, etwa „Raga Unveiled“, ein inspirierender und umfassender Blick auf die klassische indische Musik. Der Film bietet eine ausführliche Einleitung in das weite, spirituelle Spekrum des Raga und verbindet die Besonderheiten weltberühmter Musiker wie Ravi Shankar und vielen anderen. Unter der die „Kernkompetenz“ bildenden Schiene „Dance Avantgarde“ läuft unter anderem das Projekt „lovely liquid lounge“ von Jin Xing, Tänzerin, Choreographin und schillerndste Figur in Chinas Kunstszene. Durch die ganz persönliche Geschichte und den Seinsentwurf von Jin Xing, einst Oberst im chinesischen Militär, jetzt Tänzerin, Choreographin, Chanteuse und Medienstar und durch ihre Transformation vom Mann zur Frau, wird das eigentliche Bild von Schönheit unter der gesellschaftlichen Oberfläche hervorgebracht. Dies nur als ein Beispiel unter vielen interessanten Programmpunkten.
Das vollständige Programm findet sich unter www.sommerszene.net
& Drupal
spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014