Allzweckdreckweg

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Eine selbstverständliche Arbeit, die jeder kennt und die kaum als Berufsbild bezeichnet werden will: Putzen. Mit ihrer Arbeit „AllzweckreinigerInnen“ hat sich die Künstlerin Elke Punkt Fleisch einem Arbeitsfeld gewidmet, das zwischen unsichtbarer Präsenz und gesellschaftlichem Rand besteht. Elke Punkt Fleisch im Interview.

Die Arbeit „AllzweckreinigerInnen“ ist von vielen Seiten betrachtbar. Du hast da­für einen Preis bekommen, der aus einem kirchlichen Umfeld kommt. Wie kam es dazu?
Der Preis wurde heuer zum ersten Mal vom Stift Klosterneuburg ausgeschrieben. Es geht um humanitäres Engagement in der Kunst, das konkrete The­ma selbst habe ich zuerst eigentlich übersehen: Es hieß „Kreuzweg und Erlösung“. Es wurde aber ohnehin eine moderne Interpretation gesucht und dementsprechend hieß es dann auch in der Begründung für die Zuer­ken­nung des Preises, dass viele der Frauen aus diesem sozialen Berufsfeld einen Kreuzweg in ihrem Leben gehen, besonders bei migrantischem Hintergrund. Viele lassen ihre Familien in der Heimat zurück.

Das Thema Migrantinnen ist natürlich augenscheinlich. Siehst du darüberhin­aus einen feministischen Aspekt?
Die Frauen mit Kopftuch sind in meiner Arbeit Musliminnen und es könnten zumindest alle Migrantinnen sein. Ich habe eine Asiatin und eine Afri­ka­ner­in dargestellt, eine der Frauen könnte Polin, Tschechin oder Österreicher­in sein. Ich wollte ein Bild aufwerfen, das man kennt, von der Uni, von überall. Einen feministischen Aspekt sehe ich auf jeden Fall. Einwanderinnen sind ja neben den ethnischen Anfeindungen und dem ganzen Migrations­zu­sam­menhang auch noch Sexismus ausgesetzt. Zusätzlich sehe ich in der Aus­la­gerung auf schlecht bezahlte Frauenarbeit eine Illusion von Gleichbe­rech­ti­gung. Das meint im privaten Bereich: Ein relativ gut situiertes Paar nimmt sich eine dritte Person, die unter schlechten sozialen Bedingungen die Repro­duk­tionsarbeiten übernimmt. Ich beziehe mich hier auf Bridget Andersons Buch „Doing the dirty Work“.

Wie hast du recherchiert – und was meinst du zu „Doing the dirty Work“ ganz allgemein? Ich finde ja, wenn jeder seinen Dreck selber wegräumen würde, wür­de die Welt vielleicht besser sein.
Recherchiert habe ich bei migrare, bei der Arbeiterkammer und als herkömmliche Internet- und Buchrecherche. Ich kann sagen, dass gerade Mi­grant­innen oft sehr gute Ausbildungen haben, die hier einfach nicht greifen. Und dass die Arbeit eine allgemein schlechte Anerkennung hat. Trotz vieler­lei beschönigender Namen, Hausbesorgerin, Reinigungskraft, Facility Mana­ge­ment, ist immer ein unangenehmer Nachgeschmack dabei. Dass nicht je­der seinen eigenen Dreck wegräumt … das ist gar nicht anders zu machen, das ist so in unserem System ganz fest so verankert. Viele sind sich ja zu gut zum Putzen.
 
Zur Arbeit selbst: Kannst du etwas über den Titel „AllzweckreinigerInnen“ sa­gen und zur relativ ungewöhnlichen Darstellung innerhalb der Kunst? Gibt es persönliche Bezüge?
Der Titel setzt sich zusammen aus den Reinigungsmitteln, die es für jeden Zweck gibt, und der vielseitig einsetzbaren Funktion von etwa „Haus­halts­hil­fen“ – von Kinder versorgen bis Kochen. Und es ist ganz generell Arbeit, die man nicht mitbekommt.  Der Vergleich mit Heinzelmännchen war mir wich­tig. Ich wollte kleine Skulpturen in realistischer Umsetzung, auch in As­so­ziation zu den Linzer Zwergen am Pöstlingberg, die ja auch eifrig unter Ta­ge arbeiten. Deshalb lag das Material Keramik nahe, das ich in Beziehung zu den so genannten dienstbaren Geistern unbearbeitet gelassen habe. In der Prä­sentation der Figuren war es mir wichtig, dass der reale Bezug im Kon­text des eigenen Erlebens und Erfahrens durch reale Putzutensilien da ist – und dass die Figuren statt auf musealen Sockeln beim Putzen dargestellt sind. Zur Themenstellung in der Kunst selbst: Von Duane Hanson kenne ich etwa skulpturale Darstellungen von Putzfrauen. Mir geht es aber vor allem um die Verarbeitung von Arbeitssituationen und Arbeitswelten. Meine nächste Arbeit wird sich mit dem Thema Einzelhandel beschäftigen, unter anderem deshalb, weil ich selbst  Einzelhandel gelernt habe und sieben Jahre in der Uno-City gearbeitet habe. Und zurück zu meinen persönlichen Bezügen zu dieser Arbeit: Selbst bin ich neben dem Studieren auch schon putzen ge­gan­gen. Und da beim Arbeiten mit Keramik auch sehr viel Dreck anfällt, muss auch viel geputzt werden.

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01/09
FotoautorInnen: 
Elke Punkt Fleisch

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