Andere Fragmente von Fouché
„Fouché beschäftigt mich seit 1989, als ich im Auftrag des Senders Freies Berlin eine zweistündige dramatische Erzählung verfasste. Seit damals auch die Idee, den Stoff zu einer Oper zu bearbeiten. Ich kann also verbindlich garantieren (und bitte mir das zu glauben), dass ich im Herbst 07 die Klavierauszüge der wichtigsten Rollen fertiggestellt haben würde und Ende 08 die gesamte Partitur. Personen, ihre Stimmlagen und Charaktere sind jetzt schon fix.“, schreibt Otto M. Zykan an den Staatsoperndirektor Ioan Holender. Die Oper bleibt unvollendet, da Zykan „plötzlich, aber nicht unerwartet“ im Mai 2006 stirbt. Fouché ist sein letztes Stück geworden. „Es ist eine Satire gegen die menschliche Begeisterung, wie es Heine dem Cervantes auf den Kopf zusagte. Fouché ist unfertig, wenn eine Oper aus ihm hätte werden sollen. Fouché ist fertig, weil du mit der Oper fertig warst“, schreibt Zykans Lebenspartnerin Irene Suchy. Zykan hinterließ seinen „Fouché“ als Libretto mit Musikangaben und komponierten Vorgaben sowie Probeaufnahmen seiner Stimme. Diese Fragmente aus einer geplanten Oper wurden mittlerweile von Götz Fritsch zu einem Hörspiel zusammengestellt und von Irene Suchy auch als CD vorgestellt. Dieses Hörspiel war 2007 beim Brucknerfest zu hören. Was bei Zykan Fragment blieb, wurde Idee zu Franz Hummels Schauspieloper „Fouché“, die uns nun am Beginn des Kulturhauptstadtjahres im Posthof erwartet.
Wer war aber sein Urschöpfer, wer war Otto M. Zykan? Ein 1935 in Wien geborenes Klavierwunderkind, das 1970 – in dem Jahr gab er auch seinen letzten Klavierabend – das gesamte Klavierwerk von Arnold Schönberg einspielte. Zwei Jahre zuvor war er in Paris, Berlin, Hamburg, Köln, Salzburg und Wien auf einer ersten Konzerttournee mit eigenen Werken unterwegs. Mitte der 60er Jahre gründete er mit HK Gruber und Kurt Schwertsik die „Salonkonzerte“ und im selben Jahr mit Gruber das Ensemble „MOB art & tone ART“. „Es mag eine Konsequenz meiner grenzüberschreitenden ‚Ausbruchstendenz als Grundhaltung‘ sein oder die simple (politische) Reaktion auf die Zeit der Wiener Schule um Schönberg, in der man für meine Begriffe zu genau wußte, was ‚relevant‘ sei, daß mir heute eine Haltung zeitgemäßer erscheint, die auch die Exekutionsformen von Musik (Konzertbetrieb) in Frage stellt.“, schreibt Otto M. Zykan 1991. Er war ein vielseitiger Schöpfer vieler musikalischer Werke sowie dadaistisch geprägter Sprach- und Verskunst (Humanic-Werbung, 1971). Das Avantgardistische in seinem Werk offenbart sich nicht nur in der meist atonalen Musik, sondern ebenfalls in den Libretti und dem Umgang mit der geistigen Schöpfung selbst. So avancierte das Stück „Staatsoperette“ (1977) zu einem handfesten Skandal, das zu Kirchenbann und Debatten im Parlament führte. „Er komponierte aus dem Körper, aus der Stimme, er schuf gehend gestisch, sein Sprechen war nicht nur das Vortragen des fertigen Stücks, sondern begleitete das Ausdenken, das Entstehen der Musik. Er erdachte laut, aus der Musik, mit der Musik, er vertonte nicht, sondern versprachlichte – Musik und Sprache sollten in einer Balance sein.“, schreibt Irene Suchy. Ein genialer Lautmaler, Lautsprecher, Klangredner und Wortsänger.
TIPP:
Zykan – Fouché/Stimme: ORF Doppel CD 3040
Zykan – Musik Reden: Ein Kompendium uneigennütziger Ideen und Beobachtungen – Droschl Verlag
Die Staatsoperette – Eine mittlerweile legendäre TV-Produktion: Franz Novotnys Inszenierung einer musikalischen Satire von Otto M. Zykan, inklusive Engelbert Dollfuß als Aufblaspuppe ... Edition Der Standard 50
& Drupal
spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014