Buchtipps

„Schreiben Sie mir, Emmi. Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schrei­ben ist küssen mit dem Kopf.“
Daniel Glattauer
GUT GEGEN DEN NORDWIND

224 Seiten; 18,40; Deuticke
Gibt es in einer vom Alltag besetzten Wirklichkeit einen besser geschützten Raum für gelebte Sehnsüchte als den virtuellen? Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil Emmi sich angezogen fühlt, schreibt sie zurück.
Bald  gibt Leo zu: „Ich interessiere mich wahnsinnig für Sie, liebe Emmi! Ich weiß aber auch, wie absurd dieses Interesse ist.“ Und wenig später gesteht Emmi: „Es sind ihre Zeilen und meine Reime darauf: die ergeben so in etwa einen Mann, wie ich mir plötzlich vorstelle, dass es sein kann, dass es so jemanden wirklich gibt.“
Wer dieses Buch zu lesen anfängt, wird es nicht mehr aus der Hand legen. Daniel Glattauer erzählt, was wir selbst unseren besten Freunden lieber verschweigen.
Daniel Glattauer liest am 09.11., 19.30 h, in der Buchhand­lung ALEX

Paulus Hochgatterer
DIE SÜSSE DES LEBENS

296 Seiten; 20,50; Deuticke
Einem alten Mann wird in einer Win­ternacht der Kopf zermalmt. Die siebenjährige Katharina, seine Enkelin, findet ihn und spricht ab diesem Augen­blick kein Wort mehr. Raffael Horn, der Psychiater, der die Thera­pie des Kindes übernimmt, wird ge­gen seinen Willen in die Aufklärung des Todesfalls involviert.
Kriminalkommissar Ludwig Kovacs sitzt untertags in verschneiten Gastgärten und blickt abends in sein Fernrohr. Ge­walttaten zum Jahreswechsel kommen ihm ziemlich ungelegen. Ein psychopathischer Familienvater schlägt seine Töch­ter krankenhausreif, ein dauerlaufender Benediktinerpater hört Stimmen, die nichts mit Gott zu tun haben, ein pensionierter Postbote denkt an Selbstmord, und eine junge Mutter glaubt, ihr neugeborenes Kind sei der Teufel.
Das Psychogramm dieser Kleinstadt ist alles andere als beruhigend – doch wer von ihren Bewohnern war der unheimliche nächtliche Besucher, wer ist verantwortlich für die grausame Tat? Die Kälte dieses Kleinstadtwinters reicht einem bis tief ins Herz hinein … geschliffener Stil, unheimliche Spannung, der rasante Erzähler Hochgatterer in seiner besten Form.
Paulus Hochgatterer liest am 10.11., 20.00 h, im Posthof.

Kai Bammann/Heino Stöver (Hg.)
Tätowierungen im Strafvollzug.
Hafterfahrungen, die unter die Haut gehen

BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
e-mail: Verlag@bis.uni-oldenburg.de
ISBN 3 8142 2023 4

Die Forschung, hier insbesondere auch die empirische Krimi­nologie, hat sich dieses Themas bislang nicht angenommen. Vergleiche zwischen „drinnen“ und „draußen“, dem Strafvoll­zug und der Normalbevölkerung, fehlen bislang ebenso wie Studien, die auf einer interdisziplinären Grundlage versuchen würden, die aktuellen Trends zu erklären. Diese Lücke will der vorliegende Band schließen und versammelt Beiträge von deutschen und österreichischen ExpertInnen, die sich aus verschiedenen Fachrichtungen diesem Thema annähern.
Autor­Innen: Kai Bammann, Heino Stöver, Sabine Bomeier, Thomas Northoff, Klaus Pichler.

Florian Neuner/Christian Steinbacher (Hgg.)
Die Rampe – Porträt Elfriede Czurda

153 Seiten; 10,90; Linz, 2006; ISBN 3-85487-963-6
Nicht umsonst arbeitete Elfriede Czurda Ende der 1970er-Jah­re im Lektorat von Heimrad Bäckers edition neue texte, wurzelt doch ihre Sprache in einer mit „experimentell“ etikettierten Literatur, der dieser Autorenverlag ein wesentliches Po­dium war. Sowohl ein spielerischer Zug im Umgang mit Sprach­material als auch eine Skepsis gegenüber den sprachlichen Ord­nungen, beides Kennzeichen dieser „Neuen Poe­sie“, wurden zum Nährboden für Czurdas künftige Arbeit. Und beide Charakteristika radikalisiert die Autorin seither auf eigene Wei­se. Im Spielhaften ihrer Gedichte etwa werden einmal aufgestellte Regeln immer wieder gebrochen, Konzepte immer wie­der konterkariert. Und die Sprach-Skepsis wird ihr zu einer umfassenden, die letztlich jeden Diskurs ob seiner starr bleiben müssenden Muster beargwöhnt. ...
Noch tritt Literatur an wider das stets drohende Starre von Herr-Schaft und Hierarchie. Eine kompromisslose Sprachar­beit wie die Elfriede Czurdas als eine durchaus „hohe“, komponierte Kunst, die aber zugleich die Niederungen, den Schutt nicht scheut, ist da ein markanter Beitrag. Wir hoffen mit dieser Ausgabe zu Elfriede Czurda auch darüber hinaus eine le­bendige „Literatur als Kunst“ mit ihren Ansprüchen den Le­senden näher zu bringen und wünschen den Leserinnen und Lesern viel Interesse.

StifterHaus – Zentrum für Literatur und Sprache in Oberösterreich (Hgg.)
Die Rampe – für junge LeserInnen

51 Seiten; 6,20; Linz, 2006; ISBN 3-85487-965-2
Das Anliegen, Leidenschaft fürs Lesen zu wecken, Begeiste­rung für Bücher als „Lebensbegleiter“ zu vermitteln, führte die Redaktion der Rampe zur nahe liegenden Idee, eine eigene Nummer der Zeitschrift abgeschlossenen Prosatexten für Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren zu widmen.
Bereits 2001 war mit „Husch“ (Lyrik für Kinder zum Vor- und Selberlesen, illustriert von der Künstlerin Helga Hofer) und „ku:l“ (Texten für Jugendliche) ein sehr gelungener Versuch unternommen worden, neue Zielgruppen anzusprechen.
Im Konzept der Rampeausgaben für 2006, 2007 und 2008 sind sie als Mitglieder der Jury bereits in die Auswahl der Texte eingebunden, – ebenso wie in die Themenfindung für die beiden kommenden Hefte.

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