Afrika in der KAPU

AutorIn: 
2010 hat sich die KAPU entschlossen, dem kulturellen Leben der Stadt Linz ein eigenes KAPU-Filmfestival zu schenken: Von Donnerstag, 4. bis Sonntag, 7. Februar werden bei „FROM KINGSTON TO KINSHASA“ insgesamt 12 Dokumentarfilme über Musik aus Afrika bzw. der afrikanischen Diaspora im Dachstock der KAPU zu sehen sein.

Der Kulturverein KAPU beschäftigt sich seit Jahren in verschiedensten For­men mit dem Medium Film, ob als Drehort, als Lokation für Musikvideo­prä­sentationen, Vorpremieren lokaler FilmemacherInnen oder als Spielort des Crossing Europe Festivals. Das Team um Initiatorin Sandra Krampelhuber, möchte mit diesem, vom KV KAPU aus dem laufenden Budget finanzierten und ehrenamtlich durchgeführten, neuen Festival in Linz die Möglichkeit bie­ten, Filme zu sehen, die sonst in Europa höchstens auf dem Black Film Fes­ti­val London gezeigt werden. Im Programm werden Portraits, Schilde­run­­gen der Lebenswege und sozialen Hintergründe von MusikerInnen oder Be­standsaufnahmen lokaler Musikszenen vertreten sein. Aber auch politische Aspekte des nicht immer konfliktfreien Zusammenlebens von Musik­schaf­fenden und Herrschenden sowie die Beschäftigung mit Genderbeziehungen werden bei „FROM KINGSTON TO KINSHASA“ beleuchtet.

Aus finanziellen Gründen können zum Festival leider keine Filme­macher­In­nen eingeladen werden, es ist jedoch geplant, am Sonntag nach dem letzten Film (BLING – A Planet Rock, Sierra Leone/USA 2007) via Skype eine Pu­bli­kumsdiskussion mit der Regisseurin Raquel Cepeda durchzuführen. Der Film handelt von der, besonders im US-HipHop weit verbreiteten Leiden­schaft für Diamanten und wendet sich gegen die Ignoranz gegenüber den Ar­beitsbedingungen unter denen diese Edelsteine abgebaut werden. Cepe­da folgt drei Rappern – Paul Wall, Tego Kalderon und Raekwon – auf ihrer Rei­se nach Sierra Leone und ihrem Zusammentreffen mit Überlebenden, Tä­tern und Arbeitern in Diamantenminen.

Insgesamt hat man hier die Möglichkeit, sich, quasi aus erster Hand, über soziale und menschliche Hintergründe zu vielen Konzerten in der KAPU, be­sonders aus den Bereichen HipHop oder Reggae, zu informieren. Während man sich in der Literatur dem Thema Black-Music oft sehr verwissenschaft­licht nähert, können Filme hier viel direkter und meist auch aktueller sein.
In diesem Zusammenhang ist vielleicht der Film WARCHILD von Karim Chro­bog (Sudan/USA 2008) besonders erwähnenswert. Es handelt sich hier­bei um eine Dokumentation über den aus dem Sudan stammenden Rapper Emanuel Jal, der als Kindersoldat für die Südsudanesische Volksbefrei­ungs­­ar­mee (SPLA) im Einsatz war. „I didn’t have a life as a child. In five years as a fighting boy, what was in my heart was to kill as many Muslims as possible.“ Heute setzt sich, der inzwischen in London lebende Musiker für die Su­da­ne­sische Friedensbewegung ein, ist unter anderem Sprecher der Orga­ni­sa­tion „Coalition to Stop the Use of Child Soldiers“ und unterstützt den Auf­bau von Schulen im Sudan. WARCHILD wird am 5. Februar um 20.30 h vorgeführt.
Stärker auf Musik fokussiert sind Filme wie DUB ECHOS von Bruno Natal (Jamaika/USA/UK/Brasilien 2007), der den Ursprüngen des Dub nachgeht, oder JUPITERS DANCE von Renaud Barret und Florent de la Tullaye (Demo­kratische Republik Kongo/Frankreich 2007), der sich mit der lokalen Mu­sik­szene Kinshasa, vom Rappern über Bluesmusiker bis zu musizierenden Stra­ßenkindern, auseinandersetzt.

Auf keinen Fall darf bei einem Musikfilmfestival jedoch die Musik selbst feh­len! Gleich am Eröffnungsabend erwartet (nicht nur) die CineastInnen ein besonderer Leckerbissen: Kon & Amir aus New York! Die beiden Herren greifen auf ein schier unglaubliches Archiv von mehr als 40.000 Platten aus den Genres Jazz, Soul und Funk zurück. Es gibt wohl kein im HipHop verwendetes Sample, deren Original-Track von den beiden nicht auf den Plat­ten­teller gezaubert werden könnte. Kon & Amir werden das Publikum in Uni­versen verschollenen, extra ordinären 70s Jazz & Brazil, faszinierender Blax­ploitation-Sounds, unberührter Boogie und Disco, heißblütigen Gara­gen-Funk und rohen Soul entführen!
Ansonsten können die FestivalbesucherInnen Pausen im Programm in der Festivallounge im Kapu-Silageraum bei einfachen Speisen verbringen, oder zu DJs wie Flip, Kern & Herbst, Horray oder La Oona uva. abshaken.

Einzeleintritte für die Filme: 5,– EUR, Festivalpass: 25,– EUR. Interessierte sollten unbedingt reservieren, am besten unter kapu@servus.at, Programminfos gibts unter http://kapu.or.at
Alle Filme werden im Original mit englischen Untertiteln gezeigt.

8
Zurück zur Ausgabe: 
02/10
FotoautorInnen: 
Filmstills aus „Jupiters Dance“ und „Man Ooman“

& Drupal

spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014