Es wurde bereits alles gesagt? Von allen?

spotsZ Linz09-Reflexion. Eine Herangehensweise, die sich der Idee der Kul­turhauptstadt selbst widmet, ist bei Hatto Fischers Beitrag ganz grundsätzlichen Fragestellungen gewidmet – Fischer, der in Athen lebt, hat seit 1994 die Verwirklichung der Kulturhauptstadt-Idee begleitet und berichtet unter anderem über die Schwierigkeiten, oft geäußerte Kritikpunkte in das Kon­zept der Kulturhauptstädte aufzunehmen. Denn dass DAS einigende eu­ro­päische Projekt Kulturhauptstadt mit seinem Motto „in Vielheit einen“ oft genug nicht an den „Vielen“ sondern an „Allen“ orientiert ist, ist ein feiner aber doch immanenter Unterschied. Hatto Fischer spricht in diesem Sinne von der verletzten Seele Europas, die nur allzuoft kulturell kommerzialisiert wurde und wird.

Ein Ansatz, der sich hinsichtlich Kritik als ebenso interessant erweist, sind Recherchen, die sich mit gescheiterten 09-Projekten beschäftigen – wie das etwa Wolfgang Schmutz mit „Montezumas fallender Adler“ macht. Hier lässt sich nach Anfragen bei den beteiligten Projektbetreibern eines ganz hef­tig vermuten: Dass es besonders tiefgreifende Konfliktlinien gibt, die sich als Rei­bungspunkte in künstlerischen Interessen, Organisation, wirtschaftli­chen Zuständigkeiten gezeigt haben – und dem massiven Punkt der „Kom­mu­ni­kation“, die unter dem verkürzenden Grund der „Finanzierung“, bzw. einer nicht mehr möglichen Finanzierung ihr vorzeitiges Ende gefunden haben. Man möchte aber ganz im Gegenteil meinen, dass es so viel Geld gar nicht geben könne, dass unter solchen Bedingungen nur irgendetwas funktionieren könnte.

Als dritter Beitrag im Heft ist ein Interview mit Martin Heller zu lesen, der sich zu den Themen „Stadtzeitung“, „Neuner“, nicht zustande gekommene Fal­­ter-Kooperation und Medienpolitik äußert. spotsZ hat sich hier als exemplarisches, an Linz09 gescheitertes Projekt zur Verfügung gestellt und in ei­ge­ner Sache gefragt. Dabei kann man erfahren, dass spotsZ ein „selbstreferentielles“ Medium ist, das am Besten „seine Opposition aufgeben“ sollte … hm. Um wie das Erfolgs-Programmheft „Neuner“ auf ein „kulturell ungeübteres Publikum“ zugehen zu können? Aber wer gibt uns die 60 Millionen, um die Anderen anschließend als blöd und inkompetent hinstellen zu können? … Die Artikel bleiben weitgehend unkommentiert – die werte Leser­Innenschaft soll sich eine eigene Meinung bilden, ganz neben der offiziellen Erfolgsgeschichte der Stadt- und Personenkarrieren.

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02/10

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