Linsensuppe mit Kokosmilch für alle!

AutorIn: 
„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Mo­ral“, schrieb Bertold Brecht zu Recht. Seit 3 Monaten existiert in Linz wieder eine Institution, die diesem Zitat Leben ein haucht.

Jeden Mittwoch ab 21.00 h gibt es in der Druzba, der Bar in der KAPU, vegane Volxküche nach frei­em Preis-ermessen. Die Idee von Volksküchen ent­stand als welt­liches Gegen­stück zur Ar­men­­­spei­­sung der Klös­ter schon im späten 18. Jahr­hun­dert. In vielen europäischen Groß­städ­ten ent­stan­den solche Einrich­tun­gen, insbeson­dere in den Win­­ter­­mo­na­ten, als über-lebensnotwen­di­ge sozi­al­­­­po­­litische Maßnahme für die ver­armten, vom Hun­ger­tod be­­drohten Massen. Im 19. und frü­­hem 20. Jahr­hun­dert wurden Volksküchen hauptsächlich von ProtagonistInnen der Arbei­ter­­be­wegung be­trie­ben um, neben der schieren Not­wen­digkeit im Über­le­bens­kampf des Proletariats, auch re­elle so­zialistische Mög­lich­keiten im politischen Kampf zu demonstrieren. So auch in Linz, wo sich die Volks­küche Ecke Prunerstraße/Lederergasse, im Gebäude, das heute das Architektur­fo­rum beherbergt, befand und ab den 20igern von der roten Stadt­verwaltung betrieben wurde. Die klassischen Volksküchen verloren spätestens ab den 70ern in Westeuropa mit auf­keimenden Wohlstand an Be­deutung. Die Idee vom „Essen für alle“ wur­de aber von der autonomen Linken, vor allem durch die Hausbesetzerszene, im kleinen Rahmen am Leben erhalten. Das Grund­recht auf Ernährung soll­te weiterhin der kapitalistischen Verwer­tungs­­logik entzogen bleiben. Meist wird heutzutage die Schreibweise „Volx­kü­che“ ge­wählt, um sich, aus einer anti-nationalen Hal­tung heraus, vom her­kömm­li­chen „Volks“begriff, der gern von der ex­tre­men Rechten vereinnahmt wird, abzugrenzen. So ist es auch heutzutage noch möglich z.B. in deut­schen Groß­­städten täglich zwischen dem An­gebot mehrerer Volxküchen zu wählen und nicht in Gefahr zu kommen, Hunger leiden zu müssen. Leider sind, ge­rade in unserem nördlichen Nach­barland, inzwischen immer mehr Men­schen auf sol­che Mög­lich­keiten angewiesen, Hartz IV sei hier nur am Rande erwähnt.

Doch nun weg vom historischen Exkurs, hinein ins Hier und Jetzt! Die Be­trei­berInnen der neuen Linzer Volxküche treffen sich Mittwochs um 19.00 h in der KAPU um zu kochen, zu kommunizieren und zu essen (und abzuwaschen). Die Volxküche ist für alle Interessierten offen, gerade beim Kochen, Rezepte finden und Einkaufen (und Abwaschen ...) entsteht auch am meisten Kom­mu­nikation. Nur Essen geht aber auch, den Preis für die Speise legt JedEr selbst fest, wer kein Geld hat, zahlt eben nichts. Bislang hat das Mo­dell funktioniert, die Unkosten wurden gedeckt. Es wer­den ausschließlich vegane Gerichte kredenzt, unter anderem Szegediner Gulasch, Rosmarin­ge­müse, Aubergine mit Reis, oder wie von mir verkostet, äußerst köstliche Lin­sensuppe mit Kokos­milch. Mahlzeit!  

8
Zurück zur Ausgabe: 
03/10
FotoautorInnen: 
Volxküche

& Drupal

spotsZ - Kunst.Kultur.Szene.Linz 2006-2014