Die kleine Angst

jaja wie die jugend heutig so ist, wis­sen wir. sie ist a: rotzfrech ego­is­tisch fauldumm und vertreibt sich so­mit b: die zeit mit computerspielen, hap­py slapping und: komasaufen.

den schlagenden be­weis, dass dies in einer gutenaltenzeit so und ganz anders war, tritt Tho­mas Hartl mit seinem buch „die kleine angst“ an. es ist ein schmaler band, etwas brachial aufgemacht im ruppigen linzer Resistenz Ver­lag. ein erstlings­werk, aber ein echter roman, mit allem was dazugehört.
mit gelungenem handlungsbogen, mit trockenem humor und mit kraftvoller, ja: poesie(!) gelingt ihm ein stück schreibe, das in ei­nem zug verschlungen werden möchte. verortet ist die handlung in linz. und aufgrund dieses linz-konnex (wir sa­gen nur: kapu) bietet sie jedem hiesig beschlagenen den kick, oft be­suchte räume erfrischend erstmalig präsentiert zu bekommen.

zuvörderst aber ist es ein jugendroman. torbergs „der schüler gerber“ fiele einem ein, wenn man ihn je gelesen hätte. zugegeben: wir haben. und auch hesse, „unterm rad“. macht aber nix. wohl jeder gewesene maturant (streber wegtreten) kennt den stoff aus eigener wahrhaft körperlicher erfahrung: sturm&drang, eine un­bän­dige freiheitslust vs banalität und konformitätsdruck. und so wird eben auch der – wie wir alle – gar nicht so aufsässige protagonist alex gegen seinen willen schulbehandelt. alles wie gehabt, alles dennoch brandaktuell.

ein gegenläufig aufkommendes gefühl des anachronismus ergibt sich nur durch die verstörende figur des professor urban, ein autori­täres relikt und unikum, heutzutage sowas von krass un­denkbar, weil’s ja nur mehr die verständnisvoll engagierten pä­dagogen gibt! den kerl veranschlagte man eher in die sechziger jahre, aber: in wel­cher gutenaltenzeit gab es bis wann an den schulen raucherzimmer?
die tragödie deren abschaffung wird unter anderem hier endlich nach­vollziehbar.

gern hätte man mehr gelesen.